Sergio Ramos ist schuld am Patzer von David de Gea, die Deutschen sind allen ein Vorbild und Reza Ghoochannejhad beweist echtes Fairplay. Die (auch bei der Weltmeisterschaft natürlich wieder nicht ganz ernst gemeinten) Lehren der ersten WM-Tage.
1. Lehre: Der Videobeweis ist immer noch Mist
Wir Bundesliga-Fans sind das Meckern über den Videobeweis ja schon gewohnt, während der WM dürfen sich dann auch die anderen Nationen uns anschließen.
Mit Grauen werden sich die Bayern-Fans an das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt zurückerinnern. Die Szene kurz vor Schluss, bei der Eintracht-Spieler Kevin-Prince Boateng Bayerns Javi Martinez im Strafraum elfmeterreif foult, Schiedsrichter Felix Zwayer aber nicht pfeift, wird auch Jahre später noch Teil der Stammtischdebatte zwischen Bayern- und Frankfurt-Fans sein.
Doch zur WM sollte ja alles besser werden. Die FIFA versprach vor dem Turnier volle Transparenz. Den Zuschauern wird die überprüfte Szene per Videowürfel angezeigt, zudem bekommen die Reporter von der FIFA direkt die Information, was überprüft wird, zugespielt.
Schön und gut. Doch bereits nach wenigen Spielen zeigt sich das Problem, das auch in der Bundesliga für den meisten Ärger sorgt: Die Begründung für eine Entscheidung wird nicht mitgeliefert.
Viele Elfmetersituationen zum Beispiel sind für den Fan nach einer Wiederholung klar. Das Foul an dem Franzosen
Doch gab es auch in diesen wenigen WM-Tagen schon eine Reihe von Entscheidungen, die den Fan mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zurücklassen. Das 1:1 der Spanier gegen Portugal zum Beispiel, bei dem Torschütze Diego Costa dem Portugiesen Pepe im Vorlauf den Arm ins Gesicht rammt. Oder die Argentinier, die gegen Island noch einen zweiten Elfmeter hätten bekommen müssen.
Gut,
2. Lehre: Sergio Ramos ist immer schuld
"Einmal die Frisur von
Aber ist Karius wirklich nur das Frisurenvorbild de Geas? Denn die Flutschfinger-Aktion bei Cristiano Ronaldos zweitem Tor beim 3:3 von Portugal gegen Spanien erinnerte doch sehr an das Champions-League-Finale. Da war es Ronaldos Vereinskollege Gareth Bale, dessen Schuss Karius durch die Hände flutschen ließ.
Also ist die Frisur an sich nun der Übeltäter? War vielleicht de Geas Gleichtgewichtssinn gestört, weil die nach hinten gebundenen Haare ein zu großes Gewicht darstellten?
Oder ist mal wieder
Eigentlich kann es nur eine Lösung geben: Sergio Ramos ist schuld an de Geas Patzer – er muss ihm Karius‘ Friseur empfohlen haben.
3. Lehre: Neymar nimmt sich DFB-Elf als Vorbild
Doch gerade die Deutschen nimmt Neymar sich offenbar als Vorbild. Die hatte nämlich ihren WM-Titel 2014 gegen Argentinien gleich noch in der Kabine gefeiert – und es dabei bei Nudeln mit Tomatensauce so richtig krachen lassen. Die hatte ihnen Ex-DFB-Koch Holger Stromberg nach dem Spiel zubereitet.
Das alles will Neymar auch. Er will den Titel, er will den Pokal – und allem Anschein nach auch die Siegermahlzeit. Seine Lieblingsnudeln sind Spaghetti. Und damit Neymar diese allzeit griffbereit hat, trägt er diese jetzt einfach auf dem Kopf.
4. Lehre: Umtiti nimmt sich Boateng als Vorbild
Was fällt beim Lesen dieser Zeilen auf? Wir Deutschen sind Trendsetter! Wir haben uns zuerst über den Videobeweis beschwert, das können die anderen nun nachmachen. Karius hat zuerst geflutschfingert, de Gea ist nur eine billige Kopie. Und auch die Nudel-Frisur von Neymar ist nichts anderes als der krampfhafte Versuch, das deutsche Erfolgsgeheimnis zu kopieren.
Samuel Umtitis Handspiel im Spiel Frankreichs gegen Australien hatte zwar viel Schönes, war aber auch nur ein billiger Abklatsch.
Dabei war es durchaus lustig anzusehen, wie der Verteidiger den Ball voller Anmut mit der Hand aus dem Strafraum bugsierte. Beim Basketball wäre er wohl mit Lob überschüttet worden. Doch deutlich bessere Haltungsnoten bekam bei der EM 2016 Jerome Boateng. Da sieht man eben mal wieder: Handspiel ist Bosssache.
Doch wenigstens war der Oberboss in Sachen Handspiel zufrieden mit Umtitis Performance …
5. Lehre: Dieser Iran-Spieler ist ein Vorbild
Diese Szene dürfte auch den neutralsten Fußball-Fan nicht kalt gelassen haben. Aziz Bouhaddouz, marokkanischer Stürmer des FC St. Pauli traf in der Nachspielzeit zum Sieg – nur leider ins eigene Tor und damit für den Iran.
Der Pechvogel stürzte damit das ganze Land in Trauer. Er selbst war nach dem Bock untröstlich, er bat um Verzeihung. Die Chancen Marokkos auf ein Weiterkommen sind damit schon nach einem Spiel auf null gesunken, schließlich warten mit Spanien und Portugal noch zwei Schwergewichte auf die Afrikaner.
Mitten in diese Trauer platzte der Instagram-Post von Reza Ghoochannejhad. Der Iran-Profi richtete eine emotionale Botschaft an den Marokkaner. "Ich kenne dich nicht persönlich, aber manchmal im Leben gewinnt man und manchmal verliert man", erklärte der Iraner. Bouhaddouz solle sich von seinem Eigentor nicht runterziehen lassen.
"Ich bin so glücklich und stolz auf mein Team aber ich wünsche dir das Beste für deine Karriere", schloss Ghoochannejhad seinen Post.
Genau darum geht es bei einer Fußball-WM! Die Welt zu Gast bei Freunden! Hut ab für soviel Fairplay. Ghoochannejhad ist ein echtes Vorbild.
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