Wenn Deutschland ein frühes Aus bei der WM 2018 in Russland verhindern, will braucht das Team eine deutliche Leistungssteigerung. Im Fokus stehen dabei vor allem fünf Spieler des FC Bayern.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Der Schock über die 0:1-Auftaktniederlage gegen Mexiko bei der WM 2018 sitzt bei der deutschen Nationalmannschaft noch immer tief. Aktuell wird wenig über den kommenden Gruppengegner Schweden gesprochen. Umso mehr dagegen über die Nachwirkungen der schwachen Leistung gegen Mexiko.

Von Grüppchenbildung ist die Rede. Von satten Weltmeistern. Im Fokus steht dabei vor allem ein Block aus FC Bayern-Spielern, von denen viele schon vor vier Jahren das Gerüst des Weltmeisters bildeten.

Mit Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Götze war der Einfluss der Münchner beim Weltmeistertitel in Brasilien schon damals nicht zu übersehen.

Auch ohne Lahm, Schweinsteiger und Götze wird es in den kommenden Tagen erneut auf den Bayern-Block ankommen. Auf dem Feld, aber auch daneben. Sieben Bayern-Spieler stehen insgesamt im Kader. Neuer, Hummels, Boateng und Müller bilden das engste Führungsgremium des Teams. Auch Joshua Kimmich kann trotz seines jungen Alters zum erweiterten Kreis der Führungsspieler gezählt werden. Hinzu kommen mit Sebastian Rudy und Niklas Süle zwei Alternativen auf der Bank.

Vor allem die fünf Stammspieler des Rekordmeisters sind nun gefordert, die Mannschaft durch vorbildhafte Trainingsleistungen und viel Kommunikation wieder in die Balance zu bringen. Erfahren genug um dies leisten zu können, sind sie. Die deutlichen und selbstkritischen Aussagen von Müller und Neuer in den Pressekonferenzen der letzten Tage zeigen, dass sie verstanden haben, worauf es jetzt ankommt.

Die Führungsspieler überzeugen nicht

Schwieriger zu beseitigen als die offenbar nicht optimale Stimmung sind allerdings die Probleme auf dem Feld. Denn hier war der Münchner Block gegen Mexiko alles andere als ein Stabilisator. Vom ordentlichen Neuer mal abgesehen, überzeugte keiner der Münchner. Fast wirkte es, als hätten sie den Blues der schwachen Saisonschlussphase mit Niederlagen gegen Real Madrid, den VfB Stuttgart und im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt mit in die WM getragen.

WM-Spezialist Müller fand gegen Mexiko überhaupt keine Abstimmung mit seinem Offensivpartner Timo Werner und war eigentlich schon früh ein Kandidat für eine Auswechslung.

Müllers Läufe funktionierten nicht. Seine Defensivzweikämpfe gingen verloren und seine Positionierung bei Flanken war glücklos. Dass die Öffentlichkeit aktuell stärker über die Form des eigentlich recht ordentlichen Özil diskutiert als über Müller, überrascht vor diesem Hintergrund.

Auch Mats Hummels erwischte keinen guten Tag. Zwar wurde er genau wie sein deutlich besserer Partner Boateng in der Innenverteidigung ziemlich allein gelassen, doch Hummels wirkte mehrfach orientierungslos und gewann nur ein Drittel seiner Zweikämpfe. Natürlich zu wenig für einen Innenverteidiger.

Spielt Kimmich wieder so offensiv?

Das Trainerteam wird wohl auch über die Rolle von Joshua Kimmich viel diskutieren. Gegen Mexiko agierte der 23-Jährige extrem offensiv und sah dadurch in einigen Kontersituationen richtig schlecht aus, als er den Angriffen der Mexikaner hinterherlaufen musste.

Eine hohe Positionierung ist jedoch ein probates taktisches Stilmittel, um Kimmichs Fähigkeiten im Gegenpressing, aber besonders seine Stärke bei Flanken zu nutzen. Er sollte deshalb trotz der schlechten Erfahrungen gegen Mexiko auch gegen Schweden wieder sehr weit vorgeschoben agieren. Seine Torgefahr kann dem Team an guten Tagen enorm helfen. Wichtig ist dabei allerdings die Absicherung in seinem Rücken, die gegen Mexiko katastrophal ausgeführt wurde, zu verbessern.

Es ist zu erwarten, dass am Samstag gegen Schweden erneut mindestens fünf Münchner in der Startelf der Nationalmannschaft stehen werden. Auf sie wird es also erneut maßgeblich ankommen. Wenn die Deutschen das Ruder in diesem Turnier noch einmal herumreißen wollen braucht es gerade von diesen Fünf eine gewaltige Leistungssteigerung.

Denn klar ist: Wackelt der Bayern-Bock wackelt die ganze Mannschaft.

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