Das Finale war zum Greifen nah, doch die Norweger haben den deutschen Handballern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erste Reaktionen auf die DHB-Niederlage bei der Handball-WM, wichtige Erkenntnisse - und wie es jetzt weiter geht.
Im Schneegrieseln kletterten die deutschen Handballer am späten Freitagabend in den Bus und machten sich von Hamburg aus auf den Weg gen Norden ins dänische Herning. Im Gepäck: viel Frust.
Die Enttäuschung über das letztlich verdiente 25:31 gegen Norwegen saß bei
Auch die aufmunternden Worte von Bundespräsident
Statt gegen den Co-Gastgeber Dänemark um den Titel zu spielen, bleibt dem Team von Bundestrainer Christian Prokop am Sonntag (14:30 Uhr/ZDF) nur der Kampf um den bronzenen Trostpreis gegen den entthronten Weltmeister Frankreich.
Deutschland-Bezwinger Norwegen darf indes gegen die Dänen, die den Rekordchampion Frankreich mit 38:30 entzauberten, um die Weltmeisterschaft spielen und auf den ersten bedeutsamen Handball-Titel bei den Männern hoffen.
Die wichtigsten Erkenntnisse und wie es weiter geht:
Das war der erste Fehler
Was wurde die deutsche Deckung doch gelobt: Weltklasse wurde dem Abwehrblock um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler von den Experten attestiert.
Doch die Norweger waren diesmal cleverer, nutzten die zahlreichen Zwei-Minuten-Strafen der Deutschen und jede sich bietende Lücke konsequent aus.
"Sie haben mehrere Verteidigungsvarianten gehabt, aber wir sind zu guten Lösungen gekommen", sagte Norwegens Trainer Christian Berge. "Wir haben klug gespielt und es hinbekommen, sie aufs Glatteis zu locken."
Das war Fehler Nummer zwei
Vor allem im deutschen Rückraum haperte es gegen die Norweger. Egal was Bundestrainer Prokop probierte, egal wen er brachte - es fehlte die Durchschlagskraft. "Mir hat etwas die Traute aus dem Rückraum gefehlt", sagte Prokop. Einzig Fabian Böhm überzeugte mit sechs Toren.
Wer als Bronze-Gegner wartet
Der entthronte Weltmeister Frankreich ist ein alter Bekannter. Schon in der Vorrunde in Berlin verpasste die deutsche Mannschaft beim Remis den Sieg gegen den Rekordchampion nur knapp. Im Halbfinale gegen die spielstarken Dänen waren die Franzosen vom alten Glanz weit entfernt.
Das sollte den Deutschen Hoffnung machen, ein kleines WM-Happy End zu erleben. "Im Moment ist es sehr, sehr schwer, an das Spiel am Sonntag zu denken", sagte Gensheimer in den Katakomben der Barclaycard Arena. Er habe seinen Jungs aber gesagt, dass sie alles gegeben haben. "Das werden wir auch im letzten Spiel noch einmal machen, weil es noch um eine Medaille geht."
Die Rolle der Zuschauer
Am Sonntag muss das deutsche Team erstmals bei der WM ohne die große Unterstützung der eigenen Fans auskommen.
Erst Berlin, dann Köln und nun Hamburg: die deutsche Mannschaft wurde auf ihrer wundersamen Reise durch die Heim-WM von der Begeisterung der Zuschauer getragen. "Hamburg war auch top. Leider hat unser Spiel nicht ganz dazu gepasst", meinte Gensheimer.
Doch wie viel Freude er und seine Mannschaft in den vergangenen Wochen den Fans gemacht hat, zeigte sich nach der Partie gegen die Norweger. Noch minutenlang nach Spielende wurde das DHB-Team gefeiert. "Was Handball-Deutschland hier fabriziert hat über die zweieinhalb Wochen, war einfach Wahnsinn und verdient einfach den Namen Weltklasse", meinte Kreisspieler Jannik Kohlbacher.
Wer im WM-Finale steht
Das Endspiel zwischen Dänemark und Norwegen ist auch ein Duell zweier Ausnahmespieler: Der 31 Jahre alte Däne Mikkel Hansen hat längst im Handball den Status des Superstars. Der Norweger Sander Sagosen ist mit seinen erst 23 Jahren auf dem besten Weg dahin. Beide sind die zentralen Figuren im Spiel ihrer Nationalmannschaften und zeigten das auch in den Halbfinalspielen.
Hansen traf gleich zwölf Mal gegen die Franzosen, Sagosen sorgte gegen Deutschland für sechs Tore. Beide kennen sich gut: Sie spielen gemeinsam mit Uwe Gensheimer bei Paris St. Germain. (dpa/mcf)
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