Gesa Krause ist Leistungssportlerin, Leichtathletin – und hochschwanger. In ihrer neuen Kolumne lässt sie uns teilhaben an den letzten Wochen vor der Geburt, ihrem neuen Leben als Mama im Leistungssport und dem Weg zu ihrem größten Ziel: der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024.
Endspurt! Es sind noch fünf Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin und mir geht es sehr gut. Mal abgesehen von etwas weniger Energie, aber nachdem ich weiß, dass viele Frauen deutlich mehr Schwierigkeiten haben in der Schwangerschaft, will ich mich wirklich nicht beschweren.
Was aber wohl alle werdenden Mütter gemeinsam haben, ist die Ungeduld so kurz vor der Geburt. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, mir wäre es recht, wenn ich einfach von der Geburt überrascht werde und sich unsere Tochter nicht allzu lange Zeit lässt.
Zumindest bin ich immer noch täglich im Training. Das hilft auch bei der Ungeduld. In den ersten Wochen bin ich noch 40 bis 50 Kilometer pro Woche gelaufen, das wurde jetzt nach und nach weniger. Aktuell laufe ich nur noch einmal pro Woche. Man könnte sicherlich noch mehr laufen, aber ich will es nicht übertreiben. Stattdessen habe ich Schwimmen für mich entdeckt und einen Crosstrainer zuhause. Mein Puls bewegt sich dabei bei circa 120, 130 Schlägen; wenn ich jogge, kann er auch mal höher gehen. Ich merke aber sofort, wenn ich zu viel mache. Dann hänge ich am nächsten Tag total in den Seilen.
"Fühle mich gut für die Geburt gerüstet"
Seit dem dritten Monat mache ich außerdem Pilates, das speziell für Läuferinnen und Läufer konzipiert ist. Es ist eine moderne Form von Schwangerschaftsgymnastik, würde ich sagen. Das hilft auch mit den veränderten Proportionen.
Inwiefern sich mein ganzes Training positiv auf die Geburt auswirken wird, kann jetzt natürlich noch nicht sagen, aber ich bin einfach froh, einen fitten Körper zu haben. Ich fühle mich gut für die Geburt gerüstet.
Höhentraining wäre falscher Ehrgeiz gewesen
Eigentlich ist es schon verrückt, wie schnell die Schwangerschaft vergangen ist. Bis Dezember habe ich noch mit meiner Trainingsgruppe trainiert. Dort haben alle meine Schwangerschaft positiv aufgenommen und sich für mich und mit mir gefreut. Und sie haben mich auch darin bestätigt weiterzulaufen und zu zeigen, dass beides geht. Ein gutes Gefühl!
In der 22. Woche habe ich noch einen Silvesterlauf gemacht. Das war für mich ein schöner Jahresabschluss. Dann musste ich allerdings eine Entscheidung fällen, die nicht ganz leicht für mich war: Ins Höhentraining nach Kenia und Südafrika bin ich nicht mitgefahren. Das hätte sich nach falschem Ehrgeiz angefühlt. Und auch die Höhe, vor allem in Kenia, hätte ich mir in meinem derzeitigen Zustand nicht zugetraut. Denn tatsächlich habe ich auch mit Schwindel zu kämpfen.
Seitdem trainiere ich in enger Absprache mit meinem Trainer viel allein. Das war eine Riesenumstellung, weil man niemanden hat, der einem in den Hintern tritt. Der gemeinsame Spaß an der Sache fehlt.
Richtige schwere Beine
Die größte Veränderung in der Schwangerschaft ist für mich aber, dass ich zum ersten Mal ein halbes, dreiviertel Jahr zuhause bin. Wer mich kennt, weiß, dass ich am liebsten fünfmal im Jahr in weiter Ferne bin. Aber ich weiß auch, dass das wiederkommt. Und manchmal muss man geliebte Dinge vermissen, um wieder den Wert zu sehen.
Übrigens: Gestern habe ich 35 Minuten Pilates gemacht und hatte danach im Bett richtig schwere Beine und Muskelkater. Da dachte ich mir: „Verrückt, früher hast du Kniebeugen mit 100 Kilogramm gemacht und jetzt hast du von fünfmal Beinheben Muskelkater.“ Aber der Körper braucht die Energie einfach gerade woanders.
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