Hätte er kein Talent als Boxer gehabt, wäre Klitschkos Gegner Anthony Joshua wahrscheinlich im Gefängnis gelandet. Heute ist er Multimillionär und wohnt trotzdem noch im Hotel Mama. Der Brite ist kein Boxer wie jeder andere.
Beide wurden Olympiasieger, sind 1,98 Meter groß und echte K.O.-Schläger – das war es dann aber auch an Gemeinsamkeiten zwischen
Auf der Suche nach Streit und Schlägereien
Schon mehrmals geriet der Sohn nigerianischer Einwanderer mit dem Gesetz in Konflikt. Im Jahre 2009 wurde er unter anderem wegen Körperverletzung festgenommen. Er musste elektronische Fußfesseln tragen und durfte nachts das Haus nicht verlassen.
Wäre er kein Profiboxer geworden, würde er laut eigener Aussage heute im Gefängnis sitzen. Er galt als ein aggressiver Jugendlicher, der mit seinen Kumpels durch die Straßen der englischen Stadt Watford zog – immer auf der Suche nach Streit und der nächsten Schlägerei.
Im Interview mit der Zeitschrift Boxsport verriet der 27-Jährige: "Dank des Boxens lernte ich, die Menschen um mich herum zu respektieren und zu schätzen." Rückfälle in vergangene Zeiten gab es trotzdem noch. Im Jahre 2011 fand die Polizei bei ihm das Rauschmittel Cannabis.
Eine Haftstrafe schien unvermeidbar. Doch Joshua hatte Glück, durfte stattdessen 100 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten und weiter an seiner Boxkarriere arbeiten.
Muttersöhnchen und K.O.-Schläger
Das Gangster-Image des Hip-Hop-Fans ist allerdings nur die eine Seite von Joshua. Gleichzeitig ist er auch ein echtes Muttersöhnchen. Obwohl er ein millionenschwerer Superstar ist, der alleine für den Kampf gegen Klitschko rund 20 Millionen Euro kassieren soll, wohnt er noch immer bei seiner Mama.
Für ihn ist das auch ein Zeichen der Bodenständigkeit. "Ich lebe immer noch in demselben Haus und bin von denselben Leuten umgeben wie vor zehn Jahren", erzählt er im Interview mit RTL.
Bei den Kämpfen ist seine Mutter nicht dabei – Joshua hat es ihr verboten. "Der Boxring ist kein Ort, wo eine Mutter ihr Kind sehen möchte. Mein Vater kann sich das angucken. Aber nicht meine Mama", verriet er gegenüber der britischen Tageszeitung Daily Mirror.
Privat ist Joshua mit Nicole Osbourne liiert. Die 27-Jährige arbeitet als Pole-Dance-Lehrerin. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit und haben seitdem eine On-und-Off-Beziehung. Der gemeinsame Sohn Joseph ist zwei Jahre alt. In seiner Freizeit sucht Joshua noch immer den Nervenkitzel. Allerdings prügelt er sich dafür nicht mehr auf der Straße, sondern geht lieber zum Fallschirmspringen oder Motocross.
Als Familienvater und Boxprofi hat er offenbar sein Glück gefunden. Joshua macht bei öffentlichen Terminen einen freundlichen Eindruck, lacht viel, beantwortet höflich die Fragen der Journalisten und nimmt sich auch für die Fans Zeit. Er hat nie vergessen, wo er herkommt. Seinem ersten Box-Trainer schenkte er einen BMW im Wert von 60.000 Euro.
Sein Schläger-Image lebt er lediglich im Ring aus. Alle seine 18 Profikämpfe gewann er durch K.O.. 16 dieser Kämpfe endeten innerhalb der ersten drei Runden. So auch im April 2016, als er den Amerikaner Charles Martin zu Boden schlug und Weltmeister wurde. Seitdem gab es zwei erfolgreiche Titelverteidigungen.
Der Beginn einer Legende?
Für viele Experten ist Joshua auch gegen Klitschko der Favorit. Und das nicht nur, weil der Brite im Wembley-Stadion die rund 90.000 Fans hinter sich haben wird. Box-Legende George Foreman sagt in der Sport Bild: "Joshua ist wirklich ein guter Athlet mit einem Bombenschlag."
Der ehemalige deutsche Box-Weltmeister Sven Ottke sieht das ähnlich: "Ich tippe auf einen Punktsieg von Joshua. Er ist jünger und heißer."
Im Jahre 2014 standen Klitschko und Joshua schon einmal miteinander im Ring – allerdings nur als Sparringspartner. Klitschko hatte damals Joshua engagiert, um sich mit ihm als Trainingspartner auf den Kampf gegen Kubrat Pulew vorzubereiten. Joshua weiß also, was auf ihn zukommt.
"Der Fight gegen Klitschko ist natürlich ein weiteres Sprungbrett für mich", sagt er. "Wenn es mir gelingt, den besten Schwergewichtler des letzten Jahrzehnts zu schlagen – was sagt das dann über mich? Das könnte der Beginn einer Legendenbildung sein."
Gleichzeitig würde er damit wohl die Karriere von Klitschko beenden.
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