Was für ein Schlagabtausch am Riesen der Pyrenäen! Emanuel Buchmann holt sich nach einem tollen Ritt den vierten Platz und ist nun wieder Gesamtfünfter. In Gelb verblüfft weiter der Franzose Alaphilippe. Dagegen erlebt Thomas nach einer Buchmann-Attacke einen schweren Tag.
Nach seiner sensationellen Klettershow kaute Emanuel Buchmann sichtlich vergnügt auf seinem Kaugummi und blickte mit einem Lächeln in die Nebelschwaden auf dem legendären Tourmalet. Die Glückwünsche ihres Staatspräsidenten Emanuel Macron holten sich in einer rein französischen Runde auf der 14. Etappe zum Berg-Riesen der Pyrenäen hinauf aber der leuchtende Gelb-Träger Julian Alaphilippe und Tagessieger Thibaut Pinot ab. Doch Buchmann lässt mit dem vierten Platz bei der Kletterpartie Radsport-Deutschland 13 Jahre nach der unschön zu Ende gegangenen Ära um
"Es hat sich sehr gut angefühlt. Ich war nie in Schwierigkeiten", schwärmte Buchmann, der mit einer scharfen Attacke kurz vor dem Ziel sogar Titelverteidiger Geraint Thomas in arge Nöte gebracht hatte. "Wir sind nicht so schnell gefahren. Da habe ich gedacht, ich probiere es einfach mal. Ich habe gehört, dass Thomas Probleme hatte. Das ist schön zu hören. Ich bin optimistisch für die nächsten Tage." Der Titelverteidiger verlor nach 117,5 Kilometern 36 Sekunden auf Pinot und war sichtlich angeknockt.
Der Traum vom Spitzen-Platz
Davon konnte bei Buchmann keine Rede sein. "Er hat einen Bomben-Job gemacht. Wenn Emanuel attackiert und Thomas fliegen geht, dann ist das ein sehr ausgeglichenes Rennen. Das ist schön für den Radsport und schön, dass er auf Augenhöhe mit den Besten fährt", sagte Buchmanns Teamchef Ralph Denk von Bora-hansgrohe.
Wo soll das noch hinführen? Buchmann ist Fünfter im Gesamtklassement mit einem Rückstand von 3:12 Minuten auf Alaphilippe. Für die letzte Top-Platzierung hatte Klöden 2006 gesorgt, als er Zweiter wurde. "Ich hoffe, so geht es weiter", meinte Buchmann.
Jubeln durften aber mal wieder die Franzosen: Es siegte Pinot vor Alaphilippe, der seine Führung in der Gesamtwertung vor Thomas sogar noch ausbaute. Der Mann in Gelb ist die große Überraschung der Tour. Schon am Vortag hatte der nicht als Bergspezialist bekannte Alaphilippe das Einzelzeitfahren gewonnen und seine Landsleute weiter träumen lassen. "Ich habe das Maximum gegeben. Ich möchte das Trikot so lange wie möglich behalten", sagte Alaphilippe. Der Weltranglistenerste liegt nun 2:02 Minuten vor Thomas und 2:14 Minuten vor dem Niederländer Steven Kruijswijk. Buchmann folgt 3:12 Minuten zurück auf Platz fünf.
Prominenter Zuschauer
Vor den Augen von Macron, der im Auto von Tour-Chef Christian Prudhomme Platz nahm, fiel die Entscheidung kurz vor dem Ziel des 2115 Meter hoch gelegenen Tourmalet, als Buchmann für die entscheidende Tempo-Verschärfung sorgte.
Mit hohem Tempo war die Favoritengruppe in den Anstieg zum Tourmalet, der zum 83. Mal bei der Tour im Programm war, gegangen. Das Rennen glich einem Ausscheidungsfahren, nach und nach verabschiedeten sich prominente Namen aus der Gruppe. Nairo Quintana, Richie Porte, Weltmeister Alejandro Valverde, Jakob Fuglsang, Rigoberto Uran und schließlich Thomas - nur Buchmann zeigte keine Schwächen. Schon am Berg zuvor war der hochgehandelte Ex-Tour-Zweite Romain Bardet abgehängt worden.
Nächste Kletterpartie
Für Maximilian Schachmann ging die Reise dagegen nach Berlin statt zum Tourmalet, nachdem er am Vortag bei einem Sturz im Zeitfahren einen Bruch von drei Knochen in der linken Mittelhand erlitten hatte. Erst im Spätherbst soll der 25-Jährige wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen. "Ich habe ganz gut geschlafen, habe aber einmal eine Vollbremsung im Traum gemacht mit der Hand. Mir geht es den Umständen entsprechend gut", berichtete der 25 Jahre alte Radprofi am Samstagmorgen noch im Bora-hansgrohe-Teamhotel in Pau.
Am Sonntag geht die Kletterpartie in den Pyrenäen weiter. Auf den 185,5 Kilometern von Limoux nach Foix Prat d'Albis müssen die Radprofis drei Berge der ersten Kategorie überwinden. Der letzte Anstieg hat es mit 11,8 Kilometern und einer Steigung von 6,8 Prozent noch einmal in sich. © dpa
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