• An Impfangeboten mangelt es im Profisport nicht. Dennoch gibt es noch Sportlerinnen und Sportler, die sich dem Corona-Pieks verweigern.
  • Für den Umgang mit den Impfmuffeln gibt es bei Vereinen und Verbänden unterschiedliche Ansätze.
  • Während in den USA ungeimpfte NBA-Spieler nicht am Spielbetrieb teilnehmen dürfen, setzt man in der deutschen Fußball-Bundesliga auf Freiwilligkeit - mit einem gewissen Risiko.

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Kyrie Irving nimmt gerade ein frühzeitiges Karriereende in Kauf. Der NBA-Superstar der Brooklyn Nets will sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen und wird daher von seinem Team nicht berücksichtigt. Im Bundesstaat New York herrscht eine Impfpflicht für Hallensportler. "Ich tue, was das Beste für mich ist. Ich kenne die Konsequenzen und wenn das bedeutet, dass ich dafür verurteilt und verteufelt werde, dann ist das eben so", hatte Irving unlängst gesagt. Von Impfgegnern wird er dafür als Held gefeiert, für viele andere zeigt er damit mangelnde Verantwortung für die Gesellschaft und seine eigene Vorbildfunktion. In der NBA sind nach Aussage von Liga-Chef Adam Silver etwa 96 Prozent der Spieler gegen das Coronavirus geimpft. Umso mehr Aufmerksamkeit, so scheint es, bekommen die wenigen, die sich weiter weigern.

In allen Sportarten gibt es Sportlerinnen und Sportler, die sich nicht impfen lassen möchten; die das teilweise öffentlich sagen, oder die sich einfach über ihren Impfstatus ausschweigen. Für die betroffenen Vereine oder auch Spielstätten ist der Umgang mit diesen Sportlern schwierig, die Lösungsansätze so mannigfaltig wie risikobehaftet oder diskussionswürdig.

Football-Coaches wegen Impfverweigerung gefeuert

Die Universität Washington State feuerte unlängst nahezu den kompletten Trainerstab seines renommierten Football-Teams. Chefcoach Nick Rolovic, der 2002 und 2003 beim Düsseldorfer Team Rhein Fire spielte, sowie vier Assistenztrainer hatten sich nicht wie von der Universität gefordert impfen lassen. US-Quellen berichten von einer religiösen Motivation bei Nick Rolovic. "Dies ist ein trauriger Tag für unser Football-Programm, aber unsere Priorität war immer die Gesundheit der jungen Menschen, und sie wird es bleiben", begründete Sportdirektor Pat Chun den drastischen Schritt.

Ähnlich konsequent präsentieren sich auch die Organisatoren der Australian Open: Ungeimpfte Tennisprofis werden wohl keine Einreiseerlaubnis für das Turnier in Melbourne im kommenden Januar erhalten, teilte Dan Andrews, Premierminister des Bundesstaates Victoria mit. Dass damit der Start von Titelverteidiger Novak Djokovic wohl ins Wasser fällt, spielt bei den Überlegungen keine Rolle. "Dem Virus ist es egal, wo du in der Weltrangliste stehst oder wie viele Grand Slams du gewonnen hast", erklärte Andrews dazu.

Djokovic selbst hat sich laut eigener Aussage noch nicht entschieden, ob er denn anreisen würde, wenn es denn möglich wäre. Fragen nach seinem Impfstatus blockt der Serbe regelmäßig ab. Das sei eine Privatsache, die Frage danach unangemessen, erklärte er beispielsweise im Gespräch mit der serbischen Zeitung "Blic".

Auch die Bundesliga kennt Impf-Probleme

Und auch die deutsche Fußball-Bundesliga kennt ähnliche Probleme. Ganz aktuell wurde Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg positiv auf das Coronavirus getestet. Diese Nachricht lockt an sich niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, bekommt aber ein Geschmäckle, wenn man sich daran erinnert, dass Weghorst im vergangenen Dezember das Video einer bekannten amerikanischen Impfgegnerin bei Instagram geteilt hatte. Später löschte er den Post und entschuldigte sich, fiel jedoch danach weiterhin mit diskussionswürdigen Aussagen auf.

Spekulationen, dass Weghorst weiterhin nicht geimpft sein könnte, bekommen durch seine Coronainfektion natürlich neue Nahrung. Für seinen Verein keine einfache Situation. "Es würde natürlich viele Dinge für uns im Handling vereinfachen, wenn alle geimpft wären", sagte VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadke dem Portal "Sportbuzzer". Eine Impfpflicht für die Spieler schließt Schmadtke jedoch bislang aus. Im Verhältnis von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer wolle es der Verein nicht zu einer verpflichtenden Maßnahme machen, "weil ich finde, dass jeder Mensch eine Möglichkeit haben muss, sich selbst zu entscheiden."

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VfB-Trainer: "Ein Stück weit Müll"

Ähnlich sehen sie das beim VfB Stuttgart, der gerade mitten im schönsten Coronaschlamassel steckt. Sechs Corona-Fälle meldeten die Schwaben am Freitag (15. Oktober), über die interne Impfquote schweigt sich der Verein aus Datenschutzgründen aus. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo gab jedoch einen kleinen Einblick in die schwelende Diskussion im Verein: "Es ist nicht so, dass wir nicht mit den Spielern sprechen“, erklärte er bei Sky. "Aber sie haben auch andere Ansprechpartner, die haben unterschiedliche Einflüsse, die lesen auch vieles im Internet, was auch ein Stück weit Müll ist." Gezwungen wird auch beim VfB Stuttgart niemand sich impfen zu lassen.

Der Druck auf dem Thema ist dennoch hoch: Für die Vereine geht es um viel Geld. Der Ausfall von Leistungsträgern oder im schlimmsten Fall ganzer Mannschaftsteile durch Coronainfektionen kann den Wettbewerb verzerren. Dazu kommt: Ungeimpfte gefährden auch andere, Studien legen nahe, dass sie infektiöser sind als infizierte Geimpfte. Das, gepaart mit dem Recht auf freie Entscheidung, ist das Dilemma, in dem sich die Vereine also bewegen. Und dafür läuft es in der Bundesliga eigentlich ohnehin recht gut: Mit dem FC Augsburg und dem 1. FC Köln meldeten bereits zwei Vereine eine hundertprozentige Impfquote. Auch beim FC Bayern soll sie höher liegen als in der deutsche Gesamtbevölkerung.

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Corona-Impfverweigerer: Sanktionen oder Anreize?

Sanktionen gibt es für ungeimpfte Profis in der Bundesliga bislang nicht und auch nicht für möglicherweise ausgefallene Partien. Da ist man in der amerikanischen NFL schon deutlich rigoroser. Fällt dort eine Partie aufgrund von Coronainfektionen aus und kann nicht innerhalb des straffen 18-Wochen-Spielplans nachgeholt werden, wird sie für die betroffenen Mannschaft als Niederlage gewertet. Und in der NBA werden ungeimpfte Spieler völlig aus dem Betrieb genommen, siehe Kyrie Irving.

Was allerdings noch viel häufiger versucht wird: die Spieler über tatsächliche Anreize vom Pieks zu überzeugen. Sowohl in der Bundesliga, als auch in NHL, NFL und NBA gelten Lockerungen für geimpfte Profis. Sie sind keinem strikten Testregime mehr unterworfen, die Maskenpflicht ist häufig gelockert, für sie kehrt der Alltag auch in ihrem Beruf zurück.

Doch auch diese Aussicht kann komische Blüten treiben. So muss sich die NHL gerade mit einem Impf-Skandal der anderen Art auseinandersetzen. Starstürmer Evander Kane von den San Jose Sharks soll seinem Klub und auch der Liga ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt haben. Das berichten mehrere US-Medien übereinstimmend. Offenbar wollte Kane damit die geltenden Einschränkungen für nicht geimpfte Spieler umgehen. Die Liga hat ihn nun für 21 Spiele ohne Bezahlung gesperrt.

Quellen:
  • dpa
  • AFP
  • "San Francisco Chronicle": Evander Kane skating into career limbo as Sharks' season starts
  • "Sport1.de": Matarazzo: "Ein Stück weit Müll"
  • Deutschlandfunk: Diskussion um die Impfquote
  • Sportbuzzer: Wolfsburgs Weghorst, Corona und die Impf-Frage: "Alles passiert aus einem Grund"
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