Auf diese Nachricht haben Schumi-Fans, Freunde und Wegbegleiter monatelang gewartet. 169 Tage nach seinem Ski-Unfall teilt seine Managerin mit: Michael Schumacher ist wach und in eine Reha-Klinik verlegt. Wie geht es nun mit dem Rekord-Champion weiter?
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Lange Rehabilitation wahrscheinlich
Was aber heißt es, nach einem Schädel-Hirn-Trauma und Koma in Reha zu kommen? Sicher ist, dass er eine lange Rehabilitation vor sich hat. "Bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma mit wochenlangem Koma ist von mehreren Monaten Rehabilitationsdauer auszugehen", erklärt Melanie Thun. Sie arbeitet seit 15 Jahren als Assistenzärztin an einer neurologischen Klinik und ist unter anderem auf der dortigen Intensivstation tätig. Aus ihrer jahrelangen Erfahrung weiß sie, dass ein genauer Verlauf der Rehabilitation nicht vorherzusagen ist. "Das hängt ab vom Schweregrad der Hirnverletzung, von begleitenden Komplikationen und von den Fortschritten, die der Patient macht."
Rehabilitation: Weg zurück in den Alltag
Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland ein Schädel-Hirn-Trauma. Viele von ihnen brauchen anschließend eine intensive neurologische Rehabilitation. Ziel dieser Rehabilitation ist die Wiederherstellung des Zustandes von vor dem Trauma beziehungsweise Unfall. "Leider ist sehr oft eine vollständige Genesung auf Grund der Schwere der Verletzung nicht möglich. Dann ist das Ziel, eine größtmögliche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des Patienten im Alltag zu erreichen", erläutert Thun.
In der vergangenen Woche sickerten bereits Informationen durch, wonach der 45-Jährige im Krankenhaus in Grenoble mit Reha-Maßnahmen angefangen haben soll. Diese können Physio-,Ergo-, Sprach- und Schlucktherapie umfassen. Damit werden die Voraussetzungen für eine zügige Genesung geschaffen: "Physio- und Ergotherapie sind wichtig zum Muskelaufbau und als Vorbeugung gegen Gelenkversteifung nach langem Liegen. Sprach- und Schlucktherapie trainieren das Abschlucken des eigenen Speichels und Sekretes, das während der Beatmungsphase künstlich abgesaugt wurde." Außerdem werde die künstliche Ernährung nach und nach abgebaut und der Patient nehme wieder normale Kost zu sich.
Wie steht es um die Heilungschancen?
Doch wie sehen die Heilungschancen in solchen Fällen aus? Diese Frage bewegt seit Wochen sowohl Familie, ehemalige Kollegen als auch Fans des 45-Jährigen. Beantwortet werden kann dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Professor Peter Vajkoczy, Neurologe an der Charité in Berlin, sagte im Interview mit dem Nachrichtensender N24, dass aus der Meldung von Sabine Kehm keine Rückschlüsse gezogen werden könnten. "Die Meldung, dass er wach ist, ist natürlich nicht besonders konkret. Aber wenn man den normalen Verlauf eines Aufwachens nach einem längeren Trauma zur Grundlage nimmt, dann würde er nun wahrscheinlich begonnen haben, die Augen zu öffnen und würde auf erste Ansprache oder Manipulationen an seinem Körper vielleicht reagieren, mit einer Blickwendung oder Reaktion seiner Arme oder Beine."
Man müsse bedenken, dass Reha-Kliniken Patienten aller Wachheitszustände aufnehmen. Zum Verständnis: Sobald ein Patient keine Intensivbehandlung mehr braucht, sei der nächste Schritt die Rehabilitation, sagte Vajkoczy dem Sender. Es würden demnach ebenso Patienten behandelt, die nur die Augen öffnen und wenig Reaktion zeigen, wie auch Patienten die mobiler sind und sich schon bewegen können. "Wenn er jetzt tatsächlich erste Aufwachreaktionen zeigt, muss man sehen, wie der weitere Rehabilitationsverlauf aussieht und welche motorischen Einschränkungen zurückgeblieben sind", sagte der Experte im Interview. Unter welchen Einschränkungen er leiden werde, könne nur spekuliert werden.
(far/gro)
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