Pat Tillman war ein Football-Star in Amerika. Doch auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere entschied er, sich dem Militär zu verpflichten. In Afghanistan starb er unter mysteriösen Umständen.

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Pat Tillman ist ein in den USA gefeierter Held. Die Geschichte seines Lebens bewegt die Menschen in Amerika noch Jahre nach seinem Tod. Denn Tillman lehnte 2002 einen Vertrag über 3,6 Millionen Dollar bei einem Football-Team in einer des bestbezahlten Sportligen der Welt ab, um sich der US-Armee zu verpflichten. 2004 starb er bei einem Einsatz in Afghanistan unter mysteriösen Umständen.

Das Pentagon, das amerikanische Verteidigungsministerium, machte aus dem angeblich im Gefecht gefallenen Soldaten einen Kriegshelden. Die Wahrheit hinter dem Tod von Tillman kam erst nach Drängen seiner Familie auf Aufklärung an die Öffentlichkeit. Doch von Anfang an.

Pat Tillman: Aus der NFL in den Krieg

Von 1998 bis 2001 spielte Tillman in der amerikanischen National Football League (NFL) für die Arizona Cardinals. Der Safety befand sich nach seinen ersten drei Jahren in der Profi-Liga auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Sportlich lief es super. Die Fans liebten ihn. Doch im Anschluss der Saison 2000/2001 stand Tillman vor einem Dilemma.

Der Football-Profi musste sich entscheiden, ob er eine weitere Saison für die Cardinals zum geringsten Gehalt der Liga spielt oder als vereinsloser Profi den Transfermarkt betritt - und die Gefahr eingeht, kein neues Team zu finden. Doch so wäre dem nicht gewesen.

Die St. Louis* Rams wollten Tillman unter Vertrag nehmen. Sie boten ihm neun Millionen Dollar über fünf Jahre, wie Tillmans Agent Frank Bauer in einem 2016 veröffentlichten Dokumentarfilm über Tillman verriet. Doch Tillman lehnte ab und blieb in Arizona. "Ich arbeite seit 35 Jahren als Sportagent, kein Spieler hat bis heute so etwas getan", sagt Bauer über die Entscheidung seines Klienten weiter.

Tillman begründete seinen Entschluss damit, dass die Cardinals ihm eine Chance gaben, als niemand ihn wollte, sagt sein damaliger Arizona-Coach im Film. An Tillmans Qualitäten, sich in der NFL durchzusetzen, gab es nämlich Zweifel. Er galt auf seiner Position als Safety als zu klein und zu langsam. Die Cardinals nahmen den 1976 in Kalifornien geborenen Defensiv-Spieler trotzdem unter Vertrag.

Football-Profi lehnt Millionen-Dollar-Vertrag ab

2001 nahm die Football-Karriere von Tillman jedoch einen ungeahnten Weg. Die Anschläge auf das World Trade Center in New York City und das Pentagon in Arlington am 11. September, bei denen fast 3.000 Menschen ums Leben kamen, veränderten Tillmans Leben.

Auf die Frage eines Reporters, wie er mit dem Anschlag umgehe, sagte er: "Es ist schwierig, weil wir Football spielen und das scheint so ... es ist so unwichtig."

Und weiter: "In solchen Momenten hält man inne und denkt daran, nicht nur wie gut man es hat, sondern in welchem System wir leben, welche Freiheiten wir genießen. Und das kam nicht von heute auf morgen zustande. Mein Urgroßvater war in Pearl Harbor, viele meiner Familienmitglieder dienten in Kriegen und ich habe keine einzige Sache getan, außer mich an die Linie zu stellen."

Ein halbes Jahr nach den Anschlägen lehnte Tillman ein neues Vertragsangebot der Cardinals über 3,6 Millionen Dollar ab. Der Football-Spieler wollte sich lieber aktiv für sein Land einsetzen, seinen Teil zur Sicherheit der USA beitragen, statt auf dem Rasen einem Ball hinterherzujagen. Also verpflichtete er sich der US-Armee.

Gefallener Soldat erhält hohe Auszeichnung

In den Medien wurde der ohnehin schon von Football-Fans gefeierte Tillman daraufhin zum selbstlosen Helden. Was ihn - und auch seinen Bruder - dazu bewog, an vorderster Front in der Armee zu dienen, gab Tillman nie bekannt. Er selbst bezeichnete sich als Patriot.

2003 marschierten die USA in den Irak ein. Tillman und sein Bruder wurden ebenfalls in den Krieg geschickt. Doch noch 2003 wurden die Brüder nach Afghanistan verlegt. Dort starb Tillman im April 2004 im Alter von 27 Jahren.

Der Tod Tillmans versetzte die USA in einen Schockzustand. Überall im Land errichteten die Menschen Gedenkstätten zu Ehren ihres Helden. Das Pentagon verlieh dem einstigen Football-Star den "Silver Star" und das "Purple Heart", hohe Auszeichnungen des Militärs für Tapferkeit. Auf der Beerdigung Tillmans, die live im US-Fernsehen übertragen wurde, gab ein Navy-Seal den Amerikanern vermeintlichen Einblick in die letzten Minuten von Tillmans Leben.

Pentagon lügt wegen Tillmans Tod

"Er hat sich von seinen Truppen getrennt und ist bergaufwärts gegangen, um dem Feind taktisch überlegen zu sein. Das hat seinen Kameraden und dem Fahrzeug weiter unten Zeit gegeben, wegzukommen. Er hat ihnen dadurch das Leben gerettet. Pat hat sich geopfert, damit seine Kameraden leben können", hieß es auf der öffentlichen Trauerfeier. Doch diese Geschichte ist frei erfunden.

Tillman starb durch sogenanntes "friendly fire", durch versehentlichen Beschuss von eigenen Kameraden, wie das Pentagon später auf Druck von Medien und der Familie des Verstorbenen bestätigte. Tillmans Bruder etwa war vorab von Kameraden informiert worden.

2007, in einer öffentlichen Kongressanhörung, wurde die erste Version rund um den Tod Tillmans als erfunden bestätigt. Jener Trauerredner, der den USA eine Lüge auftischte, sagte, er habe die falsche Geschichte, wie sein Freund gestorben sei, erst kurz vor seiner Rede von einem Armee-Angehörigen am Telefon erzählt bekommen.

Wurde Tillman gezielt getötet?

Doch warum log das Pentagon im Todesfall von Tillman? Mike Fish, investigativer Journalist des amerikanischen Sport-Senders ESPN, sagte dem MDR: "Es war eine totale Blamage. Die wichtigste und bekannteste Person in dem amerikanischen Militär wird von seinen eigenen Leuten erschossen. Das ist verrückt!"

Und weiter: "Besonders peinlich war es den Militärverantwortlichen, die zuständig für diese Gruppe waren, die ihr eigenes Mitglied umgebracht hat. Es klingt wie eine Komödie. Man kann es sich selbst fast nicht ausdenken. Es zeigt Inkompetenz."

Die amerikanische Tageszeitung "Washington Post" berichtete zwischenzeitlich, dass Tillman gezielt getötet worden sein könnte. Demnach hatte die Nachrichtenagentur AP einen ärztlichen Untersuchungsbericht erhalten, wonach ein Arzt der US-Armee erklärte, die Ergebnisse der Autopsie passten nicht mit dem angeblichen Geschehen überein. Die Untersuchung hatte ergeben, dass Tillman aus wenigen Metern Entfernung durch Maschinengewehr-Schüsse in den Kopf gestorben war.

Tillman wollte nach USA-Rückkehr über den Krieg sprechen

Tillman stand dem Krieg kritisch gegenüber. Nach seiner Rückkehr in die USA plante er, darüber zu sprechen - und wieder in der NFL aufzulaufen. Stattdessen steht nun in der Nähe des Cardinals-Stadions eine Statue des ehemaligen Spielers.

Freunde, Familie und alte Weggefährten beschreiben Tillman als einen loyalen Mann mit einem großen Herzen, der der Inbegriff von Leidenschaft gewesen sei.

Auf die Frage, was er gerne von seinen Teamkollegen über sich selbst hören wolle, wenn er eines Tages seine Karriere beende, antwortete er: "Leidenschaft ist mir wichtig. Egal ob im Sport oder im Leben. Egal, was man anpackt, man sollte es mit Leidenschaft tun, denn warum sollte man es sonst tun?"

Tillman hat seine Geschichte hinterlassen. Er ist den Menschen so in Erinnerung geblieben, wie er es sich gewünscht hatte. Doch was auch bleibt, ist die Frage, wie oft solche Sachen passieren, ohne, dass sie ans Tageslicht kommen. Im Fall Tillman wurde keiner der Verantwortlichen beim Militär jemals zur Rechenschaft gezogen.

* In einer früheren Version hieß, Tillmann habe ein Angebot von den Los Angeles Rams erhalten. Der Fehler wurde korrigiert.

Verwendete Quellen:

  • focus.de: Missbrauchter Tod eines Patrioten
  • mdr.de: Historische Fake News Pat Tillman
  • Amazon Prime Film "A Football Life - Pat Tillman"
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