Heute wurden in Barcelona die Gruppen der Basketball-WM 2014 in Spanien ausgelost. Doch das deutsche Team wird bei der Weltmeisterschaft nicht dabei sein. Dabei hätte der Deutsche Basketball-Bund (DBB) über eine so genannte "Wildcard" trotz fehlender sportlicher Qualifikation wohl am Turnier teilnehmen können - wenn man gewollt hätte. Superstar Dirk Nowitzki wird um die Chance gebracht, ein letztes Mal bei einer WM für Deutschland aufzulaufen.
Dabei hatte der deutsche Basketball-Gott
"Ich hätte mir ein klareres Verfahren gewünscht. Wenn man vorneherein gesagt hätte: Jeder Verband muss 250.000 Euro bezahlen, hätte jeder gesagt, dass man damit leben kann", sagte Weiss. "Aber das offen zu halten bis zum Schluss und eine Art Pokerrunde daraus zu machen: Das geht nicht." In der Ausschreibung für das Wildcard-Verfahren der FIBA heißt es, dass eine nicht näher spezifizierte Gebühr an eine Stiftung des Weltverbandes gezahlt werden müsse.
"Bislang waren wir von 200.000, 300.000 Euro ausgegangen. Da hätte ich gesagt, da machen wir mit, das refinanziert sich auch", sagte Weiss. "Unter der Hand wurde uns nun aber bestätigt: Nein, es ist die Million." Zum Ende der Bewerberfrist hatte es 15 Anwärter gegeben, zuletzt musste Italien aus finanziellen Gründen aufgeben. "Ich glaube, dass die FIBA hingegangen ist und gesagt hat: Jetzt sind es mehr Bewerber, dann können wir das hochpokern", klagte Weiss.
Deutscher Funktionär wittert Angst vor der Konkurrenz
Der Weltverband weist hingegen jede Kritik an dem Ablauf zurück. FIBA-Schatzmeister Manfred Ströher spricht lediglich von "einer kleinen Spende" und vermutet andere Hintergedanken: "Es wird so sein, dass die Konkurrenz zu groß ist und dann blamiere ich mich am besten nicht und nehme meinen Hut aus dem Kreis raus. Das wird das Argument sein. Auf der anderen Seite muss der DBB ja auch seine Spende vor der Öffentlichkeit vertreten." Kein Problem übrigens für Finnland, das bislang nicht gerade als Basketball-Weltmacht in Erscheinung getreten war und nun per Wildcard an der WM in Spanien teilnehmen wird.
Unabhängig von den wahren Hintergründen für die DBB-Absage an das Wildcard-Prozedere: Dass Deutschland an der WM nicht teilnehmen wird, ist für die nach Wahrnehmung der DBB-Verantwortlichen aufstrebende Sportart Basketball eine Katastrophe. Das deutsche Team hätte dem alternden Superstar Dirk Nowitzki nicht nur die beiden aktiven NBA-Profis Dennis Schröder und Chris Kaman zur Seite stellen können, sondern auch noch Tim Ohlbrecht und Elias Harris. Beide haben NBA-Erfahrung und Ohlbrecht spielt derzeit in der D-League in den USA groß auf. Elias Harris ist nach seinem Rauswurf bei den Los Angeles Lakers nun beim deutschen Serienmeister Bamberg unter Vertrag und dort auf Anhieb sehr erfolgreich. Die deutsche Mannschaft hätte bei der WM also selten gute Chancen gehabt, sollte man meinen.
Erneut Chance für Basketball-Boom vertan
Doch diese Chance bleibt nun ungenutzt. Dabei hatte DBB-Präsident Weiss noch Mitte Januar gesagt: "Es ist wichtig, dass das deutsche Nationalteam (...) an diesem wichtigen Wettbewerb teilnimmt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat bereits seine Unterstützung zur Übertragung des Events erklärt, das die Popularität von Basketball in Deutschland enorm steigern würde." Gerade vor dem Hintergrund offenbar gesicherter Übertragungen im Fernsehen bleibt die Entscheidung der DBB-Verantwortlichen rätselhaft.
Denn eigentlich verfolgen die DBB-Verantwortlichen das Ziel, Basketball nachhaltig als zweitwichtigste Ballsportart in Deutschland zu etablieren. Schon nach dem sensationellen Gewinn der Europameisterschaft 1993 im eigenen Lande sowie nach WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005 waren Experten davon ausgegangen, dass die guten Leistungen der Nationalmannschaft einen Boom bei den jungen Fans auslösen. Doch in allen drei Fällen verpuffte der Effekt nach kurzer Zeit. Auch die angestoßenen Reformen im Verband und selbst der Glücksfall Dirk Nowitzki, der bei der EM 2005 zum wertvollsten Spieler gewählt wurde und 2011 die NBA-Meisterschaft gewann, konnten bislang nicht dafür sorgen, dass Basketball in Deutschland einen ähnlichen Stellenwert wie in anderen europäischen Ländern erreicht hätte.
Statt eines WM-Auftritts steht für das Team von Bundestrainer Frank Menz nun also ab dem 10. August die Qualifikation für die EM 2015 in der Ukraine auf dem Programm. Dort werden auch Tickets für Olympia 2016 vergeben. Dirk Nowitzki hatte stets betont, dass eine zweite Teilnahme an den Sommerspielen nach Peking 2008 "eine tolle Sache" wäre. Doch ob er sich auch eine Europameisterschaft oder gar die Qualifikation für diesen Wettbewerb antun will, steht in den Sternen. Deutschland trifft in der Quali-Gruppe C auf Polen, Österreich und Luxemburg. Eine hoffentlich auch ohne Nowitzki lösbare Aufgabe.
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