- Elias Nerlich ist im Internet vor allem als "EliasN97" bekannt.
- Er gehört zu den bekanntesten YouTubern und Streamern im deutschsprachigen Raum.
- Mit unserer Redaktion spricht er über seinen Abschied von Hertha BSC, warum nicht jeder reich werden kann im Netz, seine Rolle als Vorbild für Tausende Jugendliche - und warum er lieber mit Timo Werner als mit Kai Havertz in Quarantäne gehen würde.
Herr
Elias Nerlich: (lacht) In den vergangenen Monaten ist es tatsächlich immer weniger geworden. Allerdings machen mir meine Arbeit und meine Projekte großen Spaß. Es ist nicht so, dass ich mich dazu quälen müsste, so viel Zeit zu investieren. Andere YouTuber und Streamer können ihren Arbeitsalltag entspannter gestalten, doch das geht bei mir aufgrund der Vielzahl an Projekten, die parallel laufen, nicht.
Sie sind derzeit vermutlich der gefragteste Mann in der deutschen Streaming- und YouTube-Szene. Inzwischen folgen Ihnen mehr als 850.000 Menschen auf Twitch, auf YouTube haben Sie mehr als 750.000 Abonnenten auf Ihrem Hauptkanal "EliasN97". Was unterscheidet Sie von anderen Streamern? Das Angebot im Netz ist immerhin immens.
Das frage ich mich auch öfter; warum es bei mir so gut läuft. Ich glaube, ich bin sehr ehrlich, erzähle nahezu alles aus meinem Leben, das schafft eine gewisse Nähe und Authentizität. Ich unterhalte die Leute und verhalte mich dabei wie ein Kumpel oder wie ein kleiner, großer Bruder gegenüber meinen Zuschauern. Ich lenke meine Fans ab, wenn es ihnen aus unterschiedlichen Gründen nicht gut geht. Gerade Letzteres bekomme ich sehr oft geschrieben - dass meine Zuschauer ihre Probleme vergessen, wenn sie mir im Internet zuschauen.
Was Sie im Internet erzählen, kann gerade auf jüngere Zuschauer großen Einfluss nehmen. Sehen Sie sich – mit so vielen Followern im Rücken – in einer Vorbildfunktion? Achten Sie darauf, was Sie im Netz sagen und wie Sie sich präsentieren?
Ja. Und mir ist auch bewusst, dass viele junge Leute zugucken. Mir ist wichtig, dass man, auch wenn man viel Geld verdient, nie vergessen sollte, woher man kommt und nie den Bezug dazu verliert. Ich bin aber auch niemand, der nur das sagt, was die Leute hören wollen. Ich bin ehrlich zu den Leuten und sage klar und offen meine Meinung. Wenn jemand komische Ansichten teilt, gebe ich ihm das deutlich zu verstehen. Aber auch ich kann mit meinen 24 Jahren noch sehr, sehr viel lernen.
"Wieso ich aufhöre": YouTube-Star Elias Nerlich spricht sich "FIFA"-Frust von der Seele
In einem Video auf einem Ihrer beiden YouTube-Kanäle sagen Sie, dass Sie monatlich zwischen 130.000 und 300.000 Euro Umsatz machen. Wie begegnen Sie Stimmen, die behaupten, Sie würden den ganzen Tag nur zocken und dafür Unsummen kassieren?
(lacht) Erstens verstehe ich nicht, warum sich die Leute so viele Gedanken darüber machen …
Ich denke, es ist Neid.
Ja, gut möglich, aber gerade dann sollen es die Neider doch selbst probieren: Jeder kann sich in ein Zimmer setzen, zocken und das im Internet teilen, sofern er einen Rechner und eine Internetleitung hat. Wenn es so einfach ist, sollen es die Leute doch machen. Das Problem ist: Da steckt sehr viel mehr dahinter. Sie haben ja zu Beginn angesprochen, dass der Markt sehr groß ist, doch einige Streamer heben sich eben von der Masse ab. Im Moment fangen sehr viele Leute an zu streamen, weil sie das schnelle Geld vor Augen haben. Doch mit diesem Gedanken sollte man gar nicht erst loslegen, dann strafen einen die Zuschauer ab.
Elias Nerlich verlässt Hertha - heute ist er sein eigener Chef
Sie waren erst eSportler, dann Content Creator für Hertha BSC, haben dann Ihr eigenes Ding gemacht, beziehungsweise machen es weiterhin unabhängig und nun sind Sie als CEO in ein eSport-Team eingestiegen. Wie kam es zu diesem Schritt?
Hertha habe ich verlassen, da die Entscheider des Vereins in einigen Bereichen andere Vorstellungen hatten als ich und wir auf keine Einigung gekommen sind. Mein Plan war es, in die Infrastruktur des Klubs einzutauchen, mit den Profis abseits des Platzes gemeinsam Content zu produzieren. Doch das war leider nie möglich. Bevor es dann zu einer möglichen Vertragsverlängerung kam, ist mir bewusst geworden, dass das, was ich machen möchte, bei Hertha nicht umsetzbar ist. Nun, als CEO des eSport-Teams "FOKUS", habe ich diese Probleme nicht: Ich muss nicht erst an fünf Türen klopfen, wenn ich eine Idee umsetzen möchte.
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Sprechen wir über Ihren Content. Dazu gehört vor allem das Videospiel "FIFA". Ich würde mal behaupten, "FIFA" und Elias Nerlich, das ist eine Hassliebe.
Ja, aber ich muss auch sagen, dass "FIFA" dieses Jahr mehr auf Hass als auf Liebe beruht. Ich habe jetzt seit geraumer Zeit kein "FIFA" mehr gespielt und die Streams laufen besser denn je. Die Zocker sind sehr gestresst vom Spiel. EA, der Herausgeber, macht keinen guten Job.
Warum nicht?
Es fehlt an Kreativität und an Spielmodi. Zudem sind die Modi, die im Spiel sind, schlechter geworden. Es gibt auch keine Abwechselung im Spiel. Aber die Auswirkungen bekommt EA selber zu spüren. Immer mehr Content Creator haben keine Lust mehr, "FIFA" zu spielen. Wenn EA nicht aufpasst, wird das Spiel Jahr für Jahr früher aussterben: Dieses Jahr habe ich im Januar mit "FIFA" aufgehört, vergangenes Jahr erst im Sommer.
Bei aller Aufregung und Kritik spielen Sie die "FIFA"-Reihe dennoch Jahr für Jahr, wie Tausende andere Zocker weltweit. Warum kommen Sie davon nicht los, wenn es Ihnen so viel Unmut bringt?
Weil "FIFA"-Zocker Fußball so sehr lieben und es keine vernünftige Konkurrenz gibt.
Durch "FIFA" und Ihre Arbeit sind Sie mit den deutschen Nationalspielern Kai Havertz und Timo Werner in Kontakt gekommen. Sie sind auch mit Karim Adeyemi und Noah Okafor von RB Salzburg befreundet. Wie läuft das ab? Die Männer stehen ja nicht plötzlich vor Ihrer Haustür.
Viele Fußballer gucken meine Streams.
Wenn Sie mit einem der vier Profis in Quarantäne müssten, wer wäre das und warum?
Wenn wir zusammen in Quarantäne müssten, müssten wir ja irgendetwas zusammen machen und das wäre wohl zocken: Deswegen würde ich mit Werner gehen, weil er der beste Zocker von den Jungs ist und die größte Anzahl an verschiedenen Spielen spielt. Von den anderen werde ich mir jetzt wahrscheinlich etwas anhören müssen (lacht).
Aber eigentlich wäre es - um bei den Fußball-Profis zu bleiben - Jordan Torunarigha, der einst für Hertha gespielt hat und inzwischen für KAA Gent. Er hat mich von Beginn an in meiner Karriere unterstützt.
Abschließend: In wenigen Wochen bringen Sie Ihre Getränkereihe "Vitavate" auf den Markt. Worauf dürfen sich Ihre Follower in Zukunft noch freuen?
Es wird in den nächsten Monaten noch eine Fitness-App an den Start gehen. Aber dann war’s das auch, dann bin ich endgültig voll ausgelastet.
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