In Österreich gehen die Emotionen hoch: Nach dem Doping-Skandal um die Deutsche Evi Sachenbacher-Stehle blickt Olympia jetzt auf Johannes Dürr. Der Langläufer hat Blutdoping betrieben. Der 26-Jährige gab das Vergehen sofort zu und wurde umgehend vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) ausgeschlossen.
Einer, den der Fall Dürr nicht wirklich überrascht, ist Ex-Radprofi und Dopingsünder Bernhard Kohl. "Das Leistungsvermögen an der Weltspitze wird immer noch größer. Da ist es schon sehr schwierig, fast unmöglich, ohne Doping ganz vorne mitzumachen", sagt er im Gespräch mit dem "Kurier".
"Dürr hat gewusst, was er tut"
2008 war Kohl über seine eigenen Lügen gestolpert. Als Dritter bei der Tour de France gab der Wiener zu, jahrelang Blutdoping betrieben zu haben. "Für mich war Doping Alltag, es war wie ein Teil meines täglichen Trainings", betont er. "Johannes Dürr hat natürlich genau gewusst, was er tut. Und er wird wohl gedacht haben, dass er nicht erwischt wird."
Dürr hat Blutdoping mit Erythropoietin betrieben, besser bekannt als EPO. Das Hormon regt die Bildung roter Blutkörperchen an, die für den Sauerstofftransport zuständig sind. Mehr Sauerstoff bedeutet mehr Leistung.
EPO ist kaum nachweisbar
EPO lässt sich in Mikrodosen nur schwer nachweisen. "Man ist sich seiner Sache schon sehr sicher", verdeutlicht Kohl. Aber eines sei ihm suspekt vorgekommen: Dass Dürr zwischen dem Skiathlon und dem 50-Kilometer-Bewerb wieder nach Hause flog. "Da habe ich mir schon gedacht: Was macht er da?"
Kohl zufolge ist EPO im Ausdauersport immer noch das Maß aller Dinge. An das Mittel kommt man denkbar einfach: "Das Internet eröffnet da sehr große Möglichkeiten", sagt der Ex-Radprofi. "Aber man braucht Geld. Ich habe beim Team Gerolsteiner in zwei Jahren 60.000 bis 70.000 Euro in Dopingmethoden investiert."
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte zuletzt den österreichischen Langlaufsport insgesamt in Frage gestellt. "Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden", sagte er bei einem Mediengespräch im Österreicher-Haus in Sotschi.
Langlaufchef Markus Gandler hatte gar Tränen in den Augen, als er über seinen Schützling sprach. "Das ist das Schlimmste. Wir haben uns den Arsch aufgerissen für den Hund."
Vier Jahre Sperre drohen Johannes Dürr. Weil der Niederösterreicher geständig ist, könnte es zu einer Strafminderung kommen. Zumindest, wenn Dürr die Hintermänner nennt. Eine Anhörung seitens des internationalen Skiverbands FIS ist noch nicht möglich: Derzeit liegt der Fall noch in der Obhut des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.