• Rund 11.100 Sportler sollen an den Olympischen Sommerspielen in Tokio teilnehmen. Lässt sich das mit der Pandemie vereinbaren?
  • Ausländische Fans sind nicht zugelassen. Ob überhaupt Zuschauer bei den Wettkämpfen vor Ort sein dürfen, ist noch nicht entschieden.
  • Eine bevorzugte Impfung der Athleten wird von Experten und den Sportlern selbst kritisch gesehen.

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Die olympische Fackel brennt bereits. Am Donnerstag zündeten die japanischen Fußballerinnen, die 2011 in Deutschland Weltmeister wurden, das Feuer und starteten den Fackellauf bis nach Tokio.

Was dann normalerweise folgt, sind spektakuläre Wettkämpfe, zigtausende Fans aus aller Welt, Gänsehaut-Atmosphäre und Party-Stimmung in der gesamten Stadt. In wenigen Monaten, am 23. Juli 2021, soll in Tokio die Eröffnungsfeier stattfinden. Sicher ist bisher nur eines: Aufgrund der Pandemie werden es keine Olympischen Spiele wie sonst.

Olympia 2021: 11.100 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen

Rund 11.100 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Nationen sollen an Olympia teilnehmen. Hinzu kommen etwa 20.000 bis 30.000 Betreuer. Doch lässt sich das mit der Pandemie, in der Menschenansammlungen vermieden werden sollen, überhaupt vereinbaren?

Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, alle Athleten zu impfen. Der chinesische Impfstoff Sinovac soll von IOC-Präsident Thomas Bach als Option ins Spiel gebracht worden sein. Der Pharmakologe Fritz Sörgel glaubt jedoch nicht an diese Lösung. Im Interview mit der "tz" erklärt er, dass "Japan und auch Deutschland dafür schon abgewunken" hätten. "Zudem hört man aus Chile, dass der Impfstoff doch nicht so toll sein soll."

Die meisten Athleten lehnen eine bevorzugte Impfung ab

Ohnehin lehnen viele Sportlerinnen und Sportler eine bevorzugte Impfung ab. Laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) möchten sich 73 Prozent der Befragten an die von der Regierung festgelegte Impf-Reihenfolge halten.

Sörgel schätzt, dass bis zu Beginn "zehn bis fünfzehn Impfstoffe mit verschiedenen und auch mit fraglichen Wirkungen auf dem Markt sein werden." Das würde bedeuten: In Tokio treffen Athleten aufeinander, die unterschiedlich wirksame Impfstoffe in sich tragen – wenn überhaupt.

Größere Sportevents aus der jüngeren Vergangenheit haben bewiesen, wie groß das Risiko von Infektionen ist. Bei der Leichtathletik-EM in Torun gab es unter den Beteiligten mehr als 50 positive Fälle, beim Fecht-Weltcup in Budapest etwa 30 Infizierte.

Laut DOSB-Präsident Alfons Hörmann sei dies allerdings auf ein mangelndes Hygiene-Konzept zurückzuführen gewesen. "Alles, was aus den ersten Berichten und Voruntersuchungen erkennbar wird, deutet darauf hin, dass vor Ort in den beiden Fällen zum Teil verantwortungslos agiert wurde", sagte er im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

So hätten beispielsweise Funktionäre, "auch hochrangige oder höchstrangige", Foto-Einheiten absolviert, bei denen "die Abstände zwischen den Sportlern und den Betreuern nicht ansatzweise so konzipiert waren, wie man das in Pandemiezeiten erwarten kann."

Tokio 2021: Athletinnen und Athleten müssen im Olympischen Dort bleiben

Bei den Olympischen Spielen wäre ein besseres Hygiene-Konzept Pflicht. Bekannt ist bislang, dass die Sportlerinnen und Sportler sich lediglich im Olympischen Dorf, an den Wettkampforten und in den Trainingsstätten aufhalten dürfen. Zudem werden sie alle paar Tage getestet.

Zudem wurde entschieden, dass keine Fans aus dem Ausland zu den Olympischen Spielen nach Tokio reisen sollen. Dies gilt auch für die Familien der Athleten.

Menschen in Tokio sind gespalten

Ob überhaupt Zuschauer zugelassen sein werden, soll voraussichtlich im April entschieden werden. Die japanische Bevölkerung ist gespalten: Einerseits wurden in Japan rund 4,5 Millionen Tickets für die Wettkämpfe verkauft. Andererseits sind laut einer Umfrage der Zeitung "Ashai Shimbun" nur 27 Prozent der Befragten dafür, dass Olympia wie geplant im Juli stattfindet. Die Mehrheit sprach sich für eine erneute Verlegung (36 Prozent) oder eine Absage (33 Prozent) aus.

Doch was würde es überhaupt für die Athleten bedeuten, den Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn vor leeren Rängen zu erleben?

Ruderer Osborne: Olympia sollte stattfinden - auch ohne Zuschauer

"Es wäre schade, wenn keine Zuschauer dabei sein könnten. Aber zum Wohle der Athleten sollte Olympia dann trotzdem stattfinden" sagt der Ruderer Jason Osborne im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Wir alle haben dafür ein Jahr drangehangen, halten uns fit und bereiten uns eigentlich schon seit Jahren darauf vor. Natürlich würde ohne Zuschauer etwas fehlen. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man im Olympischen Dorf eh abgekapselt ist und nicht viel von außen mitbekommt."

Für Osborne wären es die zweiten Olympischen Spiele. Er ist nicht nur ein professioneller Ruderer, sondern auch Radfahrer. Der 27-Jährige glaubt, dass sich die fehlenden Zuschauer von Sportart zu Sportart unterschiedlich auswirken würden. "Für Leichtathleten, die eigentlich ein volles Stadion erwarten und ihre Motivation daraus ziehen, wäre der Verzicht auf Zuschauer vermutlich schwieriger als für uns. Rudern ist ja ohnehin nicht so ein Massenevent." Möglicherweise gilt das diesmal für die gesamten Olympischen Spiele.

Verwendete Quellen:

  • dosb.de: "Mehrheit von Team D für Einhaltung der Impfreihenfolge"
  • Interview mit Jason Osborne
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