Die Paralympischen Spiele von Paris sind vorbei. Der mediale Fokus auf den paralympischen Sport sei in Deutschland dabei "so groß wie nie" gewesen, vermeldet unter anderem die ARD. Aber reicht das?
Das Interesse für die Paralympics steigt immer weiter, und auch die Berichterstattung wird umfangreicher. Doch im Vergleich zu Olympia war im deutschen Fernsehen eher wenig von den Spielen in Paris zu sehen.
Nur 60 Stunden Sendezeit widmeten ARD und ZDF den Para-Sportlern an den zwölf Wettkampftagen. Zum Vergleich: Die Olympischen Spiele drei Wochen zuvor wurden satte 240 Stunden lang übertragen. Zudem waren einige paralympische Medaillenentscheidungen mit deutscher Beteiligung gar nicht im TV zu sehen.
Andere Länder wie beispielsweise Frankreich oder Großbritannien sind Deutschland in diesem Aspekt weit voraus. In Australien werde "alles vollständig übertragen: jede Sportart, jeder Vorlauf, alles", sagt Matthias Ulm, Trainer des integrativen Berliner Schwimmteams im Gespräch mit "watson".
Fehlender Fokus auf die sportliche Leistung
"So groß war der Fokus auf paralympischem Sport noch nie", hatte ARD-Programmchefin Mirjam Bach im Vorfeld der Spiele erklärt. Doch auch hier gibt es Kritik vonseiten der Sportlerinnen und Sportler. Zu oft liege der Fokus nicht auf dem sportlichen Aspekt, sondern auf dem individuellen Schicksal der Athleten.
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Dadurch ist es Ulm als Trainer nach eigener Aussage auch schwer möglich, einfach auf dem Laufenden zu bleiben, da er die Vorläufe nicht sehen könne. Das sei ein Nachteil im Wettbewerb und "schon zum Kotzen", fügt er an.
Keine Barrierefreiheit
Weitere Kritik erntet die Berichterstattung in Sachen Barrierefreiheit. Das ZDF macht derzeit mit der Kampagne "Barrierefrei für alle" bundesweit auf das Thema aufmerksam. "Barrierefreiheit ist keine Option, sondern ein Muss", heißt es in einer Pressemitteilung.
Matthias Ulm findet, bei den öffentlich-rechtlichen Sendern habe man diesen Vorsatz nicht umgesetzt: "Es gibt weder einfache Sprache noch eine Möglichkeit für jemanden, der hörgeschädigt ist", sagt der Diplom-Biochemiker. Auch für Sehbehinderte seien letztlich nicht alle Informationen zugänglich.
Verwendete Quellen
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