Werden Schiedsrichter-Entscheidungen bei Olympia manipuliert? Die ARD-"Sportschau" berichtet über mutmaßlichen Betrug beim Säbelfechten. Zwei Informanten packen aus.

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Säbelfechten ist eine Sportart mit komplizierten Regeln. Schiedsrichtern kommt eine große Verantwortung zu bei der Entscheidung, wer Punkte bekommt und schließlich einen Fechtkampf gewinnt oder verliert. Wie die "Sportschau" berichtet, soll es genau bei dieser Entscheidung immer wieder Beeinflussung und Betrug geben.

Zwei prominente Informanten erheben schwerwiegende Vorwürfe. Joachim Wargalla, ehemaliger Kampfrichter bei Olympia im Säbelfechten, sagt demnach: "Das größte Problem ist, dass das Regelwerk so kompliziert geworden ist, dass es extrem interpretierbar ist und eben damit auch manipulierbar für den Kampfrichter. Ich kann heute etwa in 50 Prozent der Fälle, in denen beide Fechter aufeinander zustürzen und treffen, nicht entscheiden, warum der Treffer so fällt."

Informant berichtet über angeblichen Bestechungsversuch

Ex-Referee Marcus Schulz berichtet sogar von einem angeblichen Bestechungsversuch. Bei einem Treffen mit einem früheren Trainer, der vernetzt im internationalen Fechtsport ist, soll dieser ihm Bestechungsgeld angeboten haben, um einem Fechter bei einer Olympiaqualifikation einen Vorteil zu verschaffen. Gewinne dieser Fechter, würden ihm 5.000 Euro gezahlt. Schulz jedoch habe abgelehnt, worauf der frühere Trainer erklärt haben soll: "So wirst du es nie nach oben schaffen" und "Du wirst nie ein Top-Kampfrichter".

Laut Schulz sei "das ganze System darauf ausgerichtet, bei Olympia zu betrügen". Der Grund: Die Olympischen Spiele seien die einzige Veranstaltung im Fechten, die weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehe.

Doch nicht nur Bestechung, sondern auch Druck und Angst spielen eine Rolle, sagt Joachim Wargalla: "Ein bezahlter Kampfrichter, dem man sagt, was er zu tun hat, erfordert eigentlich gar kein Bestechungsgeld. Sondern dem wird gesagt, der und der muss gewinnen und wenn er das nicht macht, verliert er möglicherweise seinen Job oder wird nicht mehr eingesetzt."

Vorwürfe kamen bereits in den USA auf

In den USA sind diese Vorwürfe nichts Neues. Im April wurden zwei Kampfrichter für neun Monate gesperrt, weil sie sich bei einem olympischen Qualifikationsturnier für Paris abgesprochen haben sollen, wie der US-amerikanische Fechtverband, USA Fencing, mitteilte. Die US-amerikanischen Fechtsportler reagierten verärgert auf diese Entscheidung und forderten stattdessen eine mehrjährige Sperre. "Diese Entscheidung bietet keinerlei Abschreckung für Spielmanipulationen und macht die Athleten, die ihr Leben dem Sport widmen, anfällig für unfaire Schiedsrichterentscheidungen und Spielmanipulationen", hieß es in dem Statement.

Bereits Monate zuvor hatte der Geschäftsführer von USA Fencing dem Weltverband einen Brief geschrieben, dass es bei Kämpfen "wahrscheinlich zu unangemessenen Schiedsrichterentscheidungen" gekommen sei, wie die "New York Times" berichtete.

"Solange das Säbelfechten in der Form manipulierbar ist, sollte es nicht im olympischen Programm weitergeführt werden", meint Wargalla im Gespräch mit der "Sportschau". Die Säbelwettbewerbe bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Paris sind bereits vorbei.

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