Camilla Kemp hat Geschichte geschrieben. Die 28-Jährige war die erste deutsche Surferin bei Olympischen Spielen. Sie fanden 15.000 Kilometer entfernt vom eigentlichen Austragungsort Paris statt - auf der zum Surfen besser geeigneten Insel Tahiti. Kemp schied früh aus, doch das ärgert sie weniger. Vielmehr stören sie überflüssige Sprüche von männlichen Kollegen und Trainern.
Für die deutsche Surferin Camilla Kemp waren die Olympischen Spiele rasch beendet. Vor Tahiti unterlag die 28-Jährige in der zweiten Runde der Südafrikanerin Sarah Baum deutlich. Was ihr aber bleibt, ist die einzigartige Erfahrung, das Erlebnis Olympia, und das in einer grandiosen Umgebung. Sie hat Kemp sportlich gefordert. "Ich war dabei und bin froh, dass ich mich jetzt Olympionikin nennen darf", bilanzierte Kemp. Sie möchte nun auch ins 15.000 Kilometer entfernte Epizentrum der Veranstaltung: "Jetzt geht es nach Paris. Ich freue mich auf die Wettbewerbe und darauf, die anderen Athleten anzufeuern."
Die werden sie fragen, wie es auf Tahiti war, wie es war, dort zu surfen. Bei diesem Thema wird Kemp ins Schwärmen geraten. Ein anderes macht sie "nicht traurig. Es macht mich wütend", wie sie in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verriet.
Camilla Kemp nerven viele Sprüche von Männern
Es geht um den Umgang mit Frauen im Surfsport. Er unterscheidet sich zu Kemps Bedauern kaum vom Umgang mit Frauen in vielen anderen Sportarten oder auch Gesellschaftsbereichen. "Manchmal sitzt du im Sonnenuntergang auf dem Ozean", erzählt sie, "wartest auf die perfekte Welle und irgendein Typ neben dir sagt: 'Ey du, die Frauen surfen dahinten'." Oder Männer riefen ihr hinterher, sie solle sich nicht zu weit auf das Meer hinauswagen. Das sei gefährlich. Mitunter wollten ihr Männer erklären, wie das mit dem Kurvenfahren auf dem Wasser funktioniere.
Kemp stört der fehlende Respekt vor ihrem Geschlecht. Der schlimmste Spruch sei dieser: "Jetzt ist Mittagspause, jetzt sind die Frauen dran." Da verletzt es deutlich weniger, dass Männer noch immer das höhere Preisgeld kassieren und besser dotierte Sponsoren-Verträge bekommen. Dafür werden sie weniger häufig vom "Playboy" angefragt, doch mal die Hüllen fallen zu lassen. Kemp gibt zu, sich von dem Angebot des Männermagazins geschmeichelt gefühlt zu haben. Doch sie sagte ab.
Camilla Kemp wurde schnell besser als ihr Bruder
Kemp wurde in Portugal geboren und wuchs dort auf. Sie startete auch zunächst im Nationalteam dieses Landes. Als ihr Bruder sich ein Surfbrett zulegte, tat sie es ihm gleich und wollte fortan besser sein als er und andere Jungs. Und obwohl sie es wurde, gab es auch Szenen wie diese: Während eines Wettkampfs baute ein Fernsehteam seine Kameras ab, als Kemp und ihre Rivalinnen an der Reihe waren.
"Man muss das langsam abschaffen, die Ungleichheit", sagt Kemp. "Ich sehe Fortschritte im Surfen." Im deutschen Team werde kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht. Es sei egal, ob man Mann oder Frau sei. Niemand nenne sie hier "Blondie", wie es einer ihrer Trainer getan habe. Kemps Auftritt auf Tahiti hat hoffentlich nicht nur sie persönlich weitergebracht, sondern auch den Respekt vor der Leistung einer Frau im Spitzensport erhöht. Um das Ziel zu erreichen, muss Deutschland keine Surfnation sein.
Verwendete Quellen
- mit Material der dpa
- spiegel.de: "Es macht mich nicht traurig. Es macht mich wütend"
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