Der slowenische Trainer deutet nach der Niederlage gegen die deutschen Handball-Männer an, mit Absicht verloren zu haben. Ex-DHB-Star Pascal Hens hat eine klare Meinung dazu.
Vier Siege aus fünf Spielen: Das ist die beeindruckende Bilanz der DHB-Männer bei diesen Olympischen Spielen, entsprechend beendet Deutschland die Gruppe auf dem ersten Platz. Am Sonntag setzte sich das Team von Bundestrainer Alfred Gislason dann noch souverän mit 36:29 gegen Slowenien durch, die am Ende wiederum Gruppenzweiter wurden.
Nach der Partie sorgten Aussagen des slowenischen Trainers für Irritation. Dieser deutete an, mit Absicht verloren zu haben, um den Franzosen im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen. Bei einem Sieg hätten die Slowenen gegen den Gastgeber spielen müssen, stattdessen treffen sie nun auf Norwegen.
Deutschland bekommt es als Erster hingegen nun mit den bislang eher schwächelnden Franzosen zu tun. Hätte die Gislason-Truppe gegen Slowenien also etwa auch taktieren und verlieren sollen? "Auf gar keinen Fall", stellt Ex-DHB-Star und Eurosport-Experte
Er persönlich könne sich jedoch nicht daran erinnern, dass ein solches Vorgehen in der Vergangenheit irgendwann mal gutgegangen ist. "Sowas fällt dir dann irgendwann auf die Füße und dann ärgerst du dich. Ich bin dann schon eher ein Freund davon, voll durchzuziehen." Das haben auch die DHB-Männer am Sonntag gemacht, trotz einiger Wechsel von Coach
Pascal Hens: Lieber durchziehen, statt taktieren
"Am Ende des Tages haben wir unsere Aufgaben gemacht und gehen auch mit einem guten Gefühl weiter." Mit Absicht zu verlieren, um einen bestimmten Gegner zu bekommen, würde laut Hens nicht für das DHB-Team sprechen: "Ich glaube, das sind auch nicht unsere deutschen Tugenden. So denken wir einfach nicht", erklärt der 44-Jährige auf Nachfrage unserer Redaktion. Im Gegensatz dazu sei man besser darin, "einfach unser Ding durchzuziehen und jetzt auch an unsere Stärke zu glauben".
Nun kommt es also schon im Viertelfinale zum Kracher gegen Frankreich, die in der Vorrunde ihre Probleme hatten und nur Vierter wurden. Zudem wird es einen Standortwechsel geben: Von Paris geht es jetzt nach Lille, wo eine beeindruckende Kulisse und eine hitzige Atmosphäre auf die DHB-Frauen und -Männer wartet.
Standortwechsel: Von Paris nach Lille
Rund 26.000 Zuschauer passen ins umgebaute Pierre-Mauroy-Stadion, wo eigentlich der Fußball-Erstligist OSC Lille seine Heimspiele austrägt. "Natürlich hätten sie lieber mehr Spiele gewonnen", sagt Hens über die Franzosen, denen er beim Heimspiel dennoch einiges zutraut. Die Stimmung in der Halle werde "bombastisch" – "das wird eine richtige Aufgabe für unsere Jungs".
Der Standortwechsel sei für die Männer nicht unbedingt ein Vorteil, wie Hens erklärt. "In Paris war schon sehr viel Trubel. Jetzt kommst du in eine Region, wo man sich wieder eher in einem normalen Handballturnier befindet, wie bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft." In Lille werde es laut Hens jetzt ein bisschen ruhiger, im Gegensatz dazu habe man nun aber über 25.000 frenetisch anfeuernde Fans in der Halle – die meisten davon gegen sich. "Raus aus dem Trubel, rein ins normale Handballturnier, ist glaube ich jetzt nicht unbedingt ein Vorteil für die Männer, wenn sie gegen Frankreich spielen."
Auch die DHB-Frauen spielen gegen den Gastgeber
Für die Frauen, die ebenfalls gegen Frankreich spielen, aber klarer Außenseiter sind, sei das Duell in Lille vor dieser Kulisse "mit Sicherheit ein schönes Erlebnis", wie Hens sagt. Große Chancen rechnet er der DHB-Auswahl allerdings nicht aus. Zu stark waren die Französinnen bisher im Turnier, die mit fünf Siegen aus fünf Spielen förmlich durch die Vorrunde flogen.
Die Frauen machen am Dienstag (13:30 Uhr) den Anfang, die Männer folgen einen Tag später, ebenfalls um 13:30 Uhr. "Jetzt gucken wir mal, wie es gegen Frankreich geht, ob wir den Weg ins Halbfinale schaffen und ob wir da vielleicht dann auch eine Medaille gewinnen können", sagt Hens im Hinblick auf das Duell der Männer gegen den Gastgeber.
Erstmal müsse jedoch ein Schritt nach dem anderen gemacht werden, sagt der ehemalige Rückraumspieler und wagt gleichzeitig bereits einen kleinen Ausblick: "Aber ich glaube schon, dass wir in Zukunft häufiger daran kratzen können."
Verwendete Quellen
- Medienrunde mit Pascal Hens
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