Nach Deutschlands Auftaktsieg beim olympischen Fußballturnier der Frauen spricht Mittelfeldspielerin Elisa Senß im Teamhotel in Marseille über ihren steilen Aufstieg zur Nationalspielerin in dieser Saison, warum das Spiel gegen Australien so gut gelaufen ist und welche anderen olympischen Sportarten sie begeistern.

Ein Interview

Elisa Senß, wie ist die Stimmung im Team nach dem Auftaktsieg gegen Australien?

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Sehr ausgelassen! Wir sind sehr zufrieden mit dem 3:0 und wie der Auftakt jetzt lief. Da ist die Stimmung natürlich gut. Wir müssen uns aber auch schnellstmöglich auf das nächste Spiel vorbereiten.

Was war aus Ihrer Sicht entscheidend für den Erfolg?

Unsere Standardstärke konnten wir gestern auf jeden Fall gut auf den Platz bringen. Dadurch haben wir zwei Tore gemacht. Das ist enorm wichtig und ich glaube, das war gestern ein entscheidender Faktor. Und zu Null gespielt zu haben ist auch immer gut. Defensiv haben wir sehr gut gestanden, nichts zugelassen, waren griffig in den Zweikämpfen. Das hat gestern echt gut geklappt.

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Wie haben Sie speziell die Leistung im Mittelfeld gesehen?

Wir waren sehr stabil, finde ich. Klar, Obi kann man nicht ersetzen, aber ich glaube, durch Poppis Kopfballstärke haben wir da einige Bälle gewonnen. Durch Jannis gutes Passspiel hat es sich gut ergänzt mit zwei verschiedenen Spielerinnen. Defensiv standen wir deshalb gut und offensiv hatten wir auch ein Bindeglied zwischen den Reihen.

Sie sind in der zweiten Hälfte eingewechselt worden und haben Ihre ersten Minuten bei den Olympischen Spielen gespielt. Wie fühlt sich das für Sie an?

Die ganze Reise ist sehr besonders! Und auch, dass ich jetzt schon sofort die ersten Minuten spielen durfte. Da bin ich sehr stolz drauf und sehr dankbar für. Es ist einfach schön bei so einem großen Event auf dem Platz zu stehen.

Was bedeutet Olympia für Sie persönlich?

Es ist einfach ein besonderes Erlebnis, dass so viele Sportler aufeinandertreffen. Ich finde auch ganz viele andere Sportarten sehr interessant und werde sie mir auch anschauen, wenn ich kann. Der Sport an sich macht es einfach ganz besonders.

Welche Sportarten wären das zum Beispiel?

Turnen finde ich echt cool und Tennis, aber auch Leichtathletik. Wenn man die Sprinter sieht, das macht einfach Spaß zuzuschauen!

Und wenn Sie selbst nicht Fußballerin wären, welche Sportart könnten Sie sich noch vorstellen?

Dann würde ich glaube ich Turnen favorisieren. Also Bodenturnen oder auch Trampolinspringen finde ich cool. Das habe ich damals schon in der Schule gemacht. Doch, das würde mir Spaß machen.

Elisa Senß über ihren steilen Aufstieg zur Nationalspielerin

Sie haben eine starke Saison mit Leverkusen hinter sich, sind im Dezember zudem zum ersten Mal für die Nationalelf nominiert worden und gegen Dänemark auch gleich zum Debüt gekommen. Wie blicken Sie aktuell auf das letzte Jahr zurück?

Es war ein sehr spannendes Jahr für mich! Ich habe sehr viele Eindrücke bekommen. Es ging irgendwie alles auch sehr schnell. Erstmal in der Liga mit Leverkusen, dann die Einladung zur Nationalmannschaft. Es gab ganz viele besondere Momente, eine spannende und aufregende Zeit. Es ging ja direkt um die Olympiaqualifikation, also direkt darum, in einen Wettbewerb zu kommen, wo es um so ein großes Sportevent geht. Aber es macht auch einfach sehr viel Spaß. Also, es ist immer noch Fußball und das macht Spaß. Ich bin froh an so vielen verschiedenen Sachen teilnehmen zu können und so viele neue Erfahrungen sammeln zu können.

Am Sonntag steht direkt das nächste Spiel gegen die USA an, die ihre Partie gegen Sambia deutlich gewonnen haben, allerdings gerade auch in einer Umbruchphase stecken. Wie blicken Sie auf die kommenden Gegnerinnen?

Ich selbst habe eben bisher noch nicht gegen sie gespielt. Ich habe schon gehört, dass sie sehr gut sein sollen. Sie haben gestern in der ersten Halbzeit schon 3:0 geführt. Sie sind glaube ich auch echt effektiv vorm Tor. Das wird kein einfaches Spiel, sondern eine echte Herausforderung. Aber ich glaube, weil wir so einen guten Start hatten, sind wir dafür gewappnet.

Haben ihre Teamkolleginnen Ann-Katrin Berger oder Felicitas Rauch, die beide in den USA spielen, schon Tipps zu einzelnen Spielerinnen verraten?

Bis jetzt habe ich noch nichts gehört, nein.

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Und verfolgen Sie selbst die NWSL?

Tatsächlich eher weniger, muss ich ehrlich zugeben. Die Liga wird immer interessanter, weil gerade mehr Spielerinnen dorthin wechseln.

Zum Schluss noch ein anderes Thema. Bei den olympischen Fußballturnieren wurde die Regelung übernommen, dass nur die Kapitäninnen mit den Schiedsrichterinnen sprechen dürfen, in der Bundesliga kommt die Änderung auch. Wie sehen Sie das aus Spielerinnen-Perspektive?

"Ich finde bei uns war es sowieso immer ein fairer Umgang."

Elisa Senß über die neue Regelung

Man muss sich einfach kurz daran gewöhnen. Aber ich finde bei uns war es sowieso immer ein fairer Umgang. Es wird nicht viel auf Zeit gespielt oder gemeckert. Es wird eigentlich generell immer schnell akzeptiert: 'Okay, der Schiri pfeift, es war ein Foul, weiter geht's.' Deswegen denke ich nicht, dass sich bei uns jetzt so viel verändern wird. Ich finde die Regel aber in Ordnung und akzeptiere sie. Vielleicht konzentriert man sich dadurch auch noch mehr auf das eigene Spiel, so dass es weniger Ablenkungen gibt.

Über die Gesprächspartnerin

  • Elisa Senß feierte ihr Nationalelf-Debüt in der Nations-League am 1. Dezember 2023 gegen Dänemark und kam inklusive der Partie gegen Australien inzwischen achtmal zum Einsatz. Die Olympischen Spiele sind ihr erstes großes internationales Turnier. Diesen Sommer wechselte die 26-jährige von Bayer 04 Leverkusen zu Eintracht Frankfurt.
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