Lia Thomas ist eine amerikanische trans Schwimmerin, die an den Olympischen Spielen in Paris nicht teilnehmen darf. In sozialen Netzwerken verbreiten sich dazu Spott, Transfeindlichkeit und ein manipuliertes Foto.

Das Olympische Komitee habe Lia Thomas aus dem Schwimmwettbewerb der Frauen ausgeschlossen, ohne die Gründe für diese Entscheidung zu nennen, schreibt eine Nutzerin auf X. "Ich frage mich, warum", heißt es im Beitrag weiter; darunter ist ein Foto der trans Schwimmerin Thomas zu sehen, auf dem sich unter ihrem Badeanzug ein Penis deutlich abzeichnet.

Das Foto wurde allein auf X fast 400.000-mal gesehen, es verbreitet sich auch auf Instagram und Facebook – nicht nur auf Deutsch, sondern auch in vielen anderen Sprachen. In den Kommentaren finden sich zahlreiche transfeindliche und beleidigende Kommentare.

Der Beitrag auf X ist in mehrfacher Hinsicht falsch – erstens ist der Name von Thomas darin falsch geschrieben, zweitens ist der Grund für ihren Ausschluss öffentlich bekannt und drittens ist das Foto selbst manipuliert.

Manipulierter Instagram-Beitrag von Lia Thomas
Unter diesem Instagram-Beitrag mit dem manipulierten Foto von Lia Thomas häufen sich transfeindliche und beleidigende Kommentare. © Quelle: Instagram; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck

Ein Foto aus dem Jahr 2019 wurde manipuliert

Lia Thomas ist eine trans Frau, die laut "New York Times" 2019 ihre Geschlechtsangleichung mit Hormontherapie begann. Vor 2021 schwamm sie für das Männerteam der Universität von Pennsylvania. Danach erfüllte sie die Hormontherapie-Anforderungen der National Collegiate Athletic Association, die in den USA Universitätssport reguliert, um für das Frauenteam zu schwimmen. Dort gewann sie 2022 auch einen Titel.

Danach führte der Weltschwimmverband World Aquatics neue Regeln ein. Demnach werden trans Athletinnen nur dann in der Frauenklasse zugelassen, wenn sie sich bis zum zwölften Lebensjahr oder mit Eintreten der Pubertät einer Hormontherapie unterzogen haben. Kritiker bemängeln, dass diese Bedingungen kaum eine trans Person erfüllen könne. In Deutschland ist eine solche Hormontherapie erst ab einem Alter von 16 Jahren möglich.

Gegen diese Regeln des Weltschwimmverbands zog Thomas vor den Internationalen Sportgerichtshof, scheiterte aber.

Das Foto, das sich aktuell von Thomas verbreitet, ist manipuliert. Eine Bilderrückwärtssuche führt zu Medienberichten, die das Originalfoto enthalten. In einem Artikel auf "Yahoo.com" sind als Urheber der Fotograf Hunter Martin und die Bildagentur Getty Images angegeben. Auf der Seite von Getty Images findet sich das Original – ein Bild von Thomas aus dem Jahr 2019 bei einem Schwimmwettbewerb. Das männliche Genital, das sich unter ihrem Badeanzug auf dem manipulierten Foto abzeichnet, ist auf dem echten Foto nicht zu sehen.

Originalfoto von Lia Thomson
Das Originalfoto von Lia Thomson aus einem Yahoo-Artikel zeigt keine sich deutlich abzeichnenden männlichen Genitalien. © Quelle: Yahoo / Hunter Martin / Getty Images; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck

Das Olympische Komitee steht in der Kritik, weil es die Entscheidung über die Teilnahme von trans Personen den einzelnen internationalen, für die verschiedenen Disziplinen zuständigen, Sportverbänden überlässt. Auch weitere trans Sportlerinnen, wie die französische Sprinterin Halba Diouf oder die amerikanische BMX-Fahrerin Chelsea Wolfe, durften an den Olympischen Spielen in Paris nicht teilnehmen.

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