Deutschland gewinnt im kleinen Finale gegen Spanien die Bronzemedaille im olympischen Fußballturnier der Frauen. Möglich macht das erneut eine starke Teamleistung, im Mittelpunkt steht trotzdem vor allem einer: Horst Hrubesch. Dabei will der das gar nicht.
Am Ende lagen
Die DFB-Frauen hatten gegen die amtierenden Weltmeisterinnen aus Spanien erneut leidenschaftlich verteidigt und besaßen auch das nötige Glück, um von den immer besser in die Partie kommenden Spanierinnen kein Gegentor zu kassieren.
Gwinn verwandelt Strafstoß souverän
In der Offensive ging bei Deutschland nicht viel, bis in der 62. Minute die mexikanische Schiedsrichterin Katia Garcia auf den Elfmeterpunkt zeigte: Spaniens Torfrau Cata Coll, die mit Nasenbeinbruch, aber ohne schützende Gesichtsmaske spielte, foulte die allein auf sie zu sprintende Giulia Gwinn und ging dabei nicht zum Ball. Vielleicht war es eine reflexartige Schutzreaktion, jedenfalls verwandelte Gwinn den berechtigten Elfer souverän in der 65. Minute selbst.
Das Drama nahm eine weitere Wendung als in der siebten und letzten Minute der Nachspielzeit Garcia erneut einen Strafstoß pfiff – dieses Mal gegen Deutschland.
Berger hält erneut Elfmeter
Die ehemalige Weltfußballerin
Berger widmete den gehaltenen Schuss
Horst Hrubesch gab, so wie er das schon die ganze Zeit über tat, in der abschließenden Pressekonferenz das Dankeschön an seine Spielerinnen zurück. Dafür, dass sie ihn überhaupt als Interimstrainer dabei haben wollten, für ihren Einsatz und Zusammenhalt und ihre Beständigkeit trotz aller Widrigkeiten.
Hrubesch betonte während des Turniers stets, wie wichtig für ihn seine Mitstreiter Britta Carlson, Thomas Nörenberg und alle anderen seien. Und dass er seine Spielerinnen bei jeder Entscheidung mit einbeziehe. Er tat also alles, um nicht allein im Mittelpunkt zu stehen.
Horst, der Große
Trotzdem ging es von Anfang an vor allem um ihn: Darf Hrubesch nochmal ins Olympische Dorf – nach Paris – reisen? Kann er sich mit einer Medaille verabschieden? Kann er, das "Kopfballungeheuer", Spielerinnen wie Lea Schüller, die schon zig Kopfballtore in ihrer Karriere gemacht hat, noch etwas beibringen?
Hrubesch, so viel steht fest, hat mit seinem Charisma und seiner Erfahrung viel zu dem Erfolg der deutschen Fußballfrauen beigetragen. Zugleich verwundert es, dass viele nun so tun, als sei die Bronzemedaille ausschließlich ihm zu verdanken. Was er ja selbst völlig anders sieht.
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Es gäbe viel zu erzählen
Denn Anlässe für schöne Geschichten gäbe es viele: Janina Minge, die kurzfristig in die Fußstapfen von Lena Oberdorf treten musste und das mit wechselnden Partnerinnen im Mittelfeld hervorragend geschafft hat. Marina Hegering, die trotz kaum vorhandener Spielpraxis für das Turnier eine Punktlandung hinlegte.
Sjoeke Nüsken, die das deutsche Mittelfeld in den nächsten Jahren vermutlich prägen wird. Felicitas Rauch, die ihren Stammplatz eigentlich lange verloren hatte – und sich dann durch Sarai Linders Krankheit von Spiel zu Spiel weiter hinbiss.
Manchmal könnte ein wenig mehr Wertschätzung für all jene, die auf dem Platz standen, nicht schaden.
Verwendete Quellen
- Interviews aus der Mixed Zone
- PK nach dem Spiel
- Interviews während der für Medien öffentlichen Trainings vor Ort
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