- Erste Goldmedaille für Deutschland in Tokio.
- Ricarda Funk gewinnt im Kanu-Slalom. Nach ihrem Triumph kann sie die Tränen nicht zurückhalten und erinnert auch an ihren verstorbenen Trainer.
- Es ist die insgesamt vierte deutsche Medaille bei den Spielen.
Mit vollem Risiko ins pure Glück: Slalom-Kanutin Ricarda Funk hat mit einem wilden Tanz durch den Stangenwald den Bann gebrochen und dem deutschen Olympia-Team am vierten Wettkampftag die lang ersehnte erste Goldmedaille beschert.
"Ich kann es wirklich nicht glauben", freute sich Funk in der ARD. "Es war mein Traum, und mein Traum ist Realität geworden. Es ist der Wahnsinn. Mega. Das hätte ich mir nicht erträumen können."
Im Kajak-Einer gelang der Sportsoldatin im Kasai Canoe Slalom Centre ein nahezu perfekter Finallauf, mit über einer Sekunde Vorsprung vor Rio-Siegerin Maialen Chourraut aus Spanien und ihrer Dauerrivalin Jessica Fox aus Australien feierte Funk den größten Erfolg ihrer Karriere.
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Als ihr Triumph feststand, schlug die ursprünglich aus der vom Hochwasser schwer getroffenen Region Bad Neuenahr stammende Kanutin im Zielraum die Hände vor dem Kopf zusammen. Es flossen Tränen. Die deutschen Slalom-Kanuten bleiben damit nach dem Traumstart mit der Bronzemedaille von Sideris Tasiadis weiter auf der Erfolgswelle. Funk profitierte bei ihrem Erfolg auch von zwei Stangenberührungen von Topfavoritin Fox.
"Ich wusste, was die anderen Mädels drauf haben, gerade Jess Fox", äußerte sich Funk zur Gewinnerin der Bronzemedaille. "Deshalb hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so kommen sollte. Die Strecke war sehr sehr schwer. Man musste von oben bis unten voll konzentriert sein. Die Tore hingen unangenehm, ein bisschen neben der Linie."
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Ricarda Funk träumte von diesem einen perfekten Lauf
Die Wahl-Augsburgerin hatte sich vor dem Rennen mit konkreten Medaillenambitionen zurückgehalten. "Ich träume davon, bei den Olympischen Spielen an der Startlinie zu sitzen und dann DEN Lauf zu haben", sagte sie 29-Jährige. Schon in den Vorläufen unterstrich die Europameisterin von 2018 dann mit Rang zwei ihre Topform. Im Halbfinale behielt sie nach zwei Stangenberührungen im oberen Teil der kniffligen Strecke die Nerven, qualifizierte sich letztlich trotz vier Strafsekunden als Dritte souverän für den Endlauf.
Funk vereint Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft wie kaum eine andere Slalom-Kanutin, dazu kommt eine ganz besonderes Körpergefühl. Denn neben dem Kanu-Sport war das Tanzen bis zu ihrem 14. Lebensjahr ihr großes Hobby, vom Training mit ihrer Karnevalsgruppe profitiert sie bis heute. Die Slalom-Läufe mit dem Kajak empfindet sie "wie Tanzen auf dem Wasser", sagte die Athletin des KSV Bad Kreuznach einst.
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Ricarda Funk hat mit den Olympischen Spielen eine Rechnung beglichen
Mit Olympia hatte die Perfektionistin noch eine Rechnung offen. Denn 2016 in Rio musste Funk zuschauen, obwohl sie im selben Jahr Gesamtweltcupsiegerin wurde. Daraus zog sie den Ansporn noch besser zu werden - und blickte dafür auch viel über den Tellerrand hinaus. Sie schloss ihr Bachelorstudium in Medien und Kommunikation ab, las viele Biografien wie zuletzt die von Michelle Obama. "Sie sind Inspirationsquellen für mich", erklärte Funk.
Funk denkt an die Menschen im Ahrtal und an ihren verstorbenen Trainer
Ihre Gedanken gingen in den Minuten ihres großen sportlichen Glücks aber auch zu Familie und Freunden ins von der Flut schwer betroffene Ahrtal. "Es war schrecklich, die ganzen Bilder zu sehen. Mein Mitgefühl nach Hause. Der Kreis Ahrweiler ist stark, und zusammen sind wir noch viel stärker. Ich drücke die Daumen, dass wir da gemeinsam durchkommen."
Doch Funk dachte im Moment ihres Triumphes nicht nur an ihre Familie in den Flutgebieten. Als die Sprache auf den verstorbenen Kajak-Bundestrainer Steffen Henze kommt, fließen bei ihr zum zweiten Mal an diesem Tag die Tränen. "Der ist ganz tief im Herzen und er ist überall mitgefahren, auf der ganzen Reise, bei jedem Wettkampf und bei jedem Training", sagte die 29 Jahre alte Kajakspezialistin aus Bad Kreuznach nach ihrem Gold-Coup am Dienstag mit Tränen erdrückter Stimme. Leise fügte sie an: "Und er gibt mir immer noch meine Tipps." Kanu-Trainer Henze aus Halle/Saale verunglückte bei den Spielen in Rio tödlich bei einem Autounfall.
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