- Beatrice Vio hat in Tokio am Samstag ihr zweites Paralympics-Gold im Fechten gewonnen.
- Die 24-Jährige, die weder Hände, Unterarme noch Füße hat, ist in ihrer Heimat Italien längst ein Star - und ihre Geschichte ist mehr als nur besonders.
Beatrice Vio strahlt - und hat allen Grund dazu. Sie ist erfolgreiche Buchautorin, ein gefragtes Model und war schon für ein Staatsdinner im Weißen Haus zu Gast: Die Italienerin, die meist nur Bebe genannt wird, steht mitten in einem spannenden Leben - noch vor 13 Jahren hatte sie dem Tod aber tief ins Auge geblickt.
Mit elf Jahren hatte die heute 24-Jährige nach dem Training über drückende Kopfschmerzen geklagt. Ihre Mutter vermutete erst, dass die ambitionierte Fechterin ohne Maske gekämpft hatte - doch urplötzlich ging alles ganz schnell. Diagnose: Meningitis, eine bakterielle Hirnhautentzündung.
Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit - und die Uhr tickte unermüdlich gegen sie. Vio verlor beide Unterarme und beide Beine. Doch den Kampf gegen den Tod gewann sie. Nach nur drei Monaten intensiver Rehabilitation stand sie wieder auf der Planche - festgezurrt in einem Rollstuhl, das Florett mit einer Prothese an ihrem linken Ellenbogen befestigt.
Vio gewinnt die Goldmedaille in Rio und in Tokio
Es sei "ein bisschen wie Lego", sagte das Multitalent einst. Dass Vio wenig später Titel um Titel gewinnen und bei den Paralympics in Rio und nun auch in Tokio triumphieren wird, hätte die einzige Fechterin ohne Arme, Beine und Hände selbst nicht gedacht. Doch es passt zu ihrer Geschichte.
Für Vio, die als Fechterin ohne Hände und Füße wortwörtlich die Ausnahme von der Regel ist, wurde eben diese vom Sportdachverband aber tatsächlich geändert. Teilnehmerinnen mit amputierter Führhand waren bis dahin nämlich nicht vorgesehen.
In Italien ist Vio ein Star
In ihrer Heimat ist Vio längst ein Star. 1,1 Millionen Menschen - unter anderem Superstar Cristiano Ronaldo - folgen der Influencerin bei Instagram. Als TV-Moderatorin und Model steht sie regelmäßig vor der Kamera, Ende 2019 kam in Italien sogar eine Bebe-Vio-Barbie auf den Markt. Vio genießt die Aufmerksamkeit - und nutzt sie, um als Vorbild zu fungieren.
Die in Venedig geborene Vio setzt sich für die Prothesenhilfe ein und kämpft als Anwältin für den Impfschutz. Eine Alleskönnerin, die sich zudem durch einen ausgeprägten Teamgeist auszeichnet. Da war es fast logisch, dass sie die italienische Mannschaft bei der Eröffnungsfeier als Fahnenträgerin anführte. (AFP/lh)
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