Bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es ein Ritual, das möglicherweise nicht jedem Zuschauer geläufig ist. Was hat es mit den mysteriösen Stockschlägen vor jedem Wettkampf auf sich?

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Die Olympischen Spiele in Paris neigen sich langsam aber sicher ihrem Ende entgegen – und auch nach etlichen Tagen voller Wettkämpfe und Medaillenentscheidungen von früh bis spät sind vielen Zuschauern vor Ort und am TV-Bildschirm einige spezielle Rituale noch immer nicht geläufig.

Eines davon spielt sich vor jedem olympischen Wettkampf ab: Eine Person betritt den Veranstaltungsort und klopft mit einem Holzstab drei Mal auf den Boden. Währenddessen ist es still, kurz danach gibt es Jubelrufe und Beifall des Publikums.

Olympia-Ritual kommt aus dem französischen Theater

Doch was steckt hinter dem Ritual, das erstmals bei den Olympischen Spielen in Paris eingeführt wurde. Der Holzstab, auch "Brigadier" genannt, hat seinen Ursprung in der jahrhundertealten Tradition des französischen Theaters.

Um die Herkunft und Bedeutung der "trois coups" (dt.: "drei Schläge") gibt es zahlreiche Theorien, wie auch die Olympia-Veranstalter im Vorfeld der Spiele mitteilten. Eine davon, vielleicht auch die geläufigste: Früher wurde vor Beginn des Theaterstücks drei Mal auf den Boden geklopft, um die drei Urgruppen des Theaters zu symbolisieren: die Schauspieler, die Zuschauer und natürlich die Handlung, die auf der Bühne gespielt wird.

Was das Ritual schon früher nebenbei ebenfalls bezweckte: Durch das Klopfen wurde die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf den "Brigadier" gelenkt, infolgedessen wurde das Publikum gleichzeitig auch beruhigt. Die Botschaft: Jetzt kann die Aufführung beginnen.

Organisatoren wollen "der französischen Kulturtradition Tribut zollen"

Bereits die große Olympia-Eröffnungsfeier im Herzen von Paris war voller Referenzen der französischen Geschichte. Mit den Stockschlägen bedienen sich die Organisatoren während der Spiele nun einer weiteren französischen Tradition.

Tony Estanguet, Cheforganisator der Spiele in Paris, stellte das Ritual vor dem Olympiastart vor. Das Organisationskomitee wolle damit "der französischen Kulturtradition Tribut zollen", wie es in einer offiziellen Mitteilung heißt. Gleichzeitig sei das Ritual eine Möglichkeit, "das starke künstlerische Erbe Frankreichs zu feiern, das in der ganzen Welt bekannt ist".

"Die drei Schläge sollen uns daran erinnern, dass jede Veranstaltung eine einzigartige Aufführung ist, die die Aufmerksamkeit und den Respekt des Publikums verdient."

Olympia-Organisatoren zum Ritual der "trois coups"

Die Organisatoren verfolgen mit dem dreimaligen Klopfen des "Brigadiers" aber auch noch eine andere Absicht. Neben dem Bezug auf die Tradition soll der jeweiligen Veranstaltung auch "eine gewisse feierliche und zeremonielle Dimension" verliehen werden, durch die auch die Leistungen der Athletinnen und Athleten hervorgehoben werden.

In der Mitteilung heißt es dazu: "Die drei Schläge sollen uns daran erinnern, dass jede Veranstaltung eine einzigartige Aufführung ist, die die Aufmerksamkeit und den Respekt des Publikums verdient." Vor dem eigentlichen Klopfen werden die Zuschauer am Veranstaltungsort darauf hingewiesen, während des Rituals still zu sein. Anschließend ist dann aber Applaus und Jubel erlaubt und erwünscht.

Wer das Ritual durchführen darf

Das Besondere: Neben bekannten Sportlerinnen und Sportlern dürfen auch andere Prominente, Olympia-Freiwillige oder sogar zufällig ausgewählte Personen das Ritual durchführen. Im Laufe der Spiele wurde diese Ehre unter anderem Olympiasieger Fabian Hambüchen, Tennis-Legende Billie Jean King oder auch Ski-Star Lindsey Vonn zuteil.

Verwendete Quellen

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