Die Afghanin Talash zeigt bei der olympischen Breaking-Premiere eine "politische Botschaft". Die Folge ist die Disqualifikation.

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Die afghanische Breakerin Talash hat sich bei der Olympia-Premiere ihres Sports für die Frauenrechte in ihrer Heimat eingesetzt. In ihrem Battle gegen die Niederländerin India zog die 21-Jährige ihren Pulli auf der Bühne aus und zeigte einen hellblauen Umhang mit der Aufschrift "Free Afghan Women" ("Befreit afghanische Frauen"). Talash ist aus ihrer Heimat nach der Machtübernahme der Taliban geflohen und tritt in Paris als Mitglied des Flüchtlingsteams an.

Erste Olympiasiegerin wurde die Japanerin Ami Yuasa. Die 25-Jährige setzte sich im Finale 3:0 gegen Dominika "Nicka" Banevič aus Litauen durch. Bronze gewann die Chinesin Liu Qingyi, die sich 671 nennt.

Paris 2024 - Breakdance
Die Japanerin Ami ist erste Olympiasiegerin im Breaking. © Sina Schuldt/dpa

Wegen ihrer Aktion, einer "politischen Botschaft", ist Talash wenig später disqualifiziert worden: Die Botschaft verstößt gegen die Regel 50 der Olympischen Charta, laut der politische Meinungsäußerungen unter anderem im Wettkampf verboten sind.

Vor den Spielen in Tokio 2021 hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) allerdings die Regel 50.2 der Olympischen Charta modifiziert. Demnach könne protestiert werden, solange die Prinzipien des Olympismus eingehalten werden, es sich "nicht direkt oder indirekt gegen Menschen, Länder, Organisationen und/oder ihre Würde richtet" und andere Sportler nicht in ihrer Vorbereitung gestört werden.

Es blieb bei einem Olympia-Auftritt für Talash

Das Battle gegen India war ihr einziger Auftritt auf dem Place de la Concorde. Die Juroren, darunter die Deutsche Friederike Frost, entschieden sich einstimmig für die Gegnerin.

Im Breaking treten die sogenannten B-Girls gegeneinander an, tanzen je drei kurze Runden. Am Ende jeder Runde bewertet eine Jury nach fünf Kriterien. Wer die meisten der drei Runden gewinnt, siegt im Battle.

Todesdrohungen in der Heimat

Talash war im August 2021, als islamische Fundamentalisten die Macht in Afghanistan übernahmen, mit ihrem damals zwölf Jahre altem Bruder nach Pakistan geflohen. "Wäre ich in Afghanistan geblieben, hätte ich nicht überlebt", sagte sie der BBC. "Sie hätten mich exekutiert oder zu Tode gesteinigt." In ihrer Heimatstadt Kabul habe sie Todesdrohungen erhalten.

Breaking ist erstmals bei den Olympischen Spielen. Der Tanzsport, der seinen Ursprung im Hip Hop hat, soll vor allem das junge Publikum für die Sommerspiele begeistern.

Allerdings könnte es eine kurze olympische Ära werden. Während Paris sich für Breaking entschieden hatte, bevorzugt der kommende Gastgeber Los Angeles Softball und Baseball. Deshalb ist Breaking 2028 nicht im olympischen Programm, hat aber 2032 in Brisbane wieder eine Chance. (dpa/sid/bearbeitet von ms)

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