- Der Mixed-Wettbewerb im Skispringen erlebt eine denkwürdige Olympia-Premiere mit gleich vier Disqualifikationen.
- Ex-Bundestrainer Andreas Bauer sieht "ein Desaster für unsere Sportart" und fordert Konsequenzen.
- Außerdem erklärt er, warum es keinen Einspruch gegen die Entscheidungen gab.
Es war ein denkwürdiger Wettkampf, der am späten Montagabend auf der nationalen Skisprunganlage im Rahmen von Olympia in Peking ausgetragen wurde. Die olympische Premiere des Mixed-Wettbewerbs im Skispringen geriet zur Farce. Bereits während des Wettkampfes flossen Tränen, aber nicht vor Freude.
Was war passiert? Gleich vier Springerinnen, darunter auch die deutsche Top-Springerin
"Wir sind oben mit Österreich und Japan zusammengestanden. Wir sind stocksauer, weil die Mädchen sagen alle, dass sie dieselben Anzüge getragen haben wie im Einzel, und dort hat alles geklappt", polterte Horst Hüttel, sportlicher Leiter im Skispringen, im "ZDF".
Ex-Bundestrainer Andreas Bauer: "Einer Weltöffentlichkeit nicht so präsentieren"
Über die Kontrolle von Althaus erzählte Hüttel: "Sie war über 20 Minuten in der Kontrolle und ich verstehe nicht, was das soll." Herren-Bundestrainer Stefan Horngacher war ebenfalls bedient und sprach von "Kasperletheater".
Drastischer formuliert es Andreas Bauer, der bis zur vergangenen Saison die deutschen Skisprung-Frauen trainierte, im Gespräch mit unserer Redaktion: "Das ist ein Desaster für unsere Sportart. Man kann sich einer Weltöffentlichkeit nicht so präsentieren."
Bauer meinte: "Von den 40 Athleten die im Wettkampf waren, sind 16 von den Disqualifikationen betroffen gewesen." Denn zwar durften die disqualifizierten Springerinnen im zweiten Durchgang wieder springen, doch ihr Ergebnis vom ersten Sprung wurde aus der Teamwertung gestrichen. Ein nicht aufzuholender Nachteil, der dazu führte, dass Russland Silber und Kanada Bronze holten. Lediglich mit dem siegreichen slowenischen Team konnte man im Vorfeld rechnen.
Skisprung-Anzüge sind in Computer abgespeichert
"Dass es beim Großereignis vier Disqualifikationen gibt, liegt meiner Meinung nach daran, dass im Vorfeld der Job bei der Materialkontrolle nicht gut genug gemacht wurde", sagte Bauer, der auch Mitglied im Sprungkomitee des internationalen Skiverbands ist. Normalerweise arbeite man im Laufe der Saison mit dem Kontrolleur zusammen, der auch eine Verwarnung aussprechen oder einen Hinweis auf Ausbesserung geben könne, meint Bauer. In krassen Fällen könne es auch eine Disqualifikation geben.
"In vielen Nationen sind alle Anzüge in einem Schnittcomputer abgespeichert. Bei einer Änderung an einer bestimmten Stelle wird das dort abgespeichert, sodass jeder Anzug identisch herauskommt", erklärt der langjährige Skisprung-Trainer ein weiteres Hilfsmittel bei der heiklen Anzug-Thematik.
Die Regularien sind jedoch streng. Ausgehend vom Körpermaß, darf der Skisprunganzug bei den Männern nur drei Zentimeter, bei den Frauen vier Zentimeter Luft haben. Bauer vermutet, dass in Peking "ein anderes Messverfahren angewandt wurde". Kommt es dann zu einer Disqualifikation aufgrund eines zu großen Anzugs, können die Teams nicht mehr dagegen vorgehen, "da es eine Tatsachenentscheidung der Kontrolleure ist", so der 58-Jährige.
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Bauer fordert: "In der Messmethodik besser abstimmen"
Für die Zukunft fordert Bauer eine Aufarbeitung und Konsequenzen nach den Geschehnissen beim Mixed-Wettkampf denn, "das kann man so nicht stehen lassen". Zudem müssen sich "Männer und Frauen in der Messmethodik besser abstimmen", meint der erfahrene Skisprung-Experte.
Sein Fazit zur Olympia-Premiere des Mixed-Teams im Skispringen fällt deutlich aus: "Das war ein riesiger Imageschaden für den Wettbewerb."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Andreas Bauer
- TV-Übertragung Skispringen ZDF am 7.2. 2022
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