Österreichs Tennisstar Dominic Thiem sieht nicht ein, warum er weniger erfolgreichen und begüterten Kollegen in der Coronakrise helfen soll. Das sorgt bei Konkurrenten wie Dustin Brown und Nick Kyrgios für Kopfschütteln.
Nicht nur zahlreichen Sportvereinen geht in der Coronakrise das Geld aus. Von Existenzangst sind auch Einzelsportler geplagt. Mit seiner Weigerung, in Finanznot geratenen Kollegen eventuell zu helfen, hat sich Österreichs Tennisstar Dominic Thiem das Unverständnis vieler Kollegen eingehandelt.
Gespielt hat Dustin Brown auf der ATP-Tour gegen
Brown beschrieb auf Twitter die seine, um auf Thiems Weigerung zu reagieren, in der Coronakrise möglicherweise bedürftigen Kollegen finanziell zu unterstützen.
Dustin Brown: "Musste anderen Spielern die Schläger bespannen"
"Ich habe 2004 angefangen", schrieb Brown in einem Tweet. "Habe in einem Camper gewohnt, von Woche zu Woche überlebt mit dem Geld, das ich verdient habe. Wenn ich bei einem 10.000er-Turnier in Runde 1 verloren habe, gab es 117,50 US-Dollar, abzüglich Steuern. Deswegen habe ich auch für andere Spieler die Schläger bespannt für 5 Euro das Stück."
Wäre die Coronakrise damals passiert, so Brown, "dann hätte mich das meine Karriere gekostet".
Nick Kyrgios stammt aus Australien, wo Thiem im Januar 2019 sein erstes Grand-Slam-Endspiel bestritt und nach großem Kampf gegen Rekordsieger
Was sein Potenzial anbelangt, spielt Kyrgios, die Nummer 40 der ATP-Weltrangliste, durchaus in einer Liga mit Thiem. Ihr einziges Duell liegt bereits fünf Jahre zurück. Thiem gewann es 2015 in Nizza auf Sand durch Aufgabe von Kyrgios.
Auch ihr Duell außerhalb des Platzes dreht sich um Thiems Aussage bezüglich der Notlage vieler Kollegen und seiner fehlenden Hilfsbereitschaft.
Nick Kyrgios: "Thiem versteht nicht, worum es geht"
"Er versteht nicht, worum es geht", kritisierte Kyrgios in einem Beitrag auf Instagram. "Wir bekommen an der Spitze viel zu viel bezahlt, und zu wenig Geld wird verteilt", erinnerte Kyrgios Thiem an dessen privilegierte Lebenssituation.
Kyrgios lieferte in der Coronakrise unter anderem Essen an Hilfsbedürftige. "Es geht darum, zu helfen, wo es geht, egal ob professionell oder unprofessionell. Versuche, dich in ihre Lage zu versetzen", appellierte er an Thiem.
Thiem hatte sich zuvor in einem Gespräch mit der "Krone"-Zeitung für seine Haltung gerechtfertigt.
"Ich kenne die Future-Tour, habe dort zwei Jahre lang gespielt. Dort gibt es viele Leute, die dem Sport nicht alles unterordnen."
Dominic Thiem: "Sehe nicht ein, solchen Leuten Geld zu schenken"
Thiem "würde nicht einsehen, warum ich solchen Leuten Geld schenken sollte. Ich spende lieber an Leute oder Institutionen, die es wirklich brauchen."
Auch seine Erfolge seien ihm nicht geschenkt worden oder in den Schoss gefallen. Er habe hart dafür gearbeitet. Das gelte für alle Spitzenspieler, fügte Thiem an.
"Keiner von uns Top-Leuten hat das geschenkt bekommen. Wir mussten uns alle hochkämpfen", so der 26-Jährige. "Ich habe in keinem Beruf die Garantie, irgendwann einmal richtig viel Geld damit zu verdienen. Es kämpft kein Tennisspieler, auch nicht die, die weiter unten stehen, ums Überleben. Es muss keiner verhungern."
Die Spielervereinigungen ATP (Männer) und WTA (Frauen), der Weltverband ITF sowie die Organisatoren der vier Major-Turniere hatten zuletzt gemeinsam erklärt, ein Hilfsprogramm für Spieler und Spielerinnen aufzulegen, die von den Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Zudem planen die Superstars Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer offenbar die Einrichtung eines Hilfsfonds. (hau/AFP)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.