Volle Zuschauerränge, Fotos mit Menschenmassen, feiernde Stars in einem Club. Die Adria Tour, eine vom Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic initiierte Tennis-Showveranstaltung gab in den vergangenen Tagen alles, um ein Stück weit Normalität in Zeiten der Corona-Pandemie zu zeigen. Mit fatalen Folgen.
Am Dienstagnachmittag gab
Der Serbe verwies im Rahmen seiner umstrittenen Tour-Reihe immer wieder auf die Einhaltung der gültigen Regularien, doch das allgemein gültige Social Distancing wurde offensichtlich komplett vernachlässigt.
Djokovic verweigert Corona-Test
Noch in der Nacht von Sonntag auf Montag veranlasste das Organisationsteam Tests bei allen Spielern und rief zu einer 14-tägigen Schutzquarantäne auf. Während dabei Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev negativ getestet ebenso wie sein österreichischer Kollege
Das ist der traurige Höhepunkt einer Entwicklung, die Djokovic mit seinen Handlungen und Aussagen auch selbst mit entfacht hatte.
So kündigte der 33-Jährige beispielsweise an, er werde sich nicht gegen das Virus impfen lassen, selbst wenn der Tennis-Verband dies vorschreiben würde. Kritik an seinem Schauturnier hatte er mit der Bemerkung gekontert, die Bedenkenträger "im Westen" wüssten nicht genau Bescheid über die Lage in manchen Ländern.
Djokovic irritiert durch krude Theorien
Doch für das wohl größte Kopfschütteln hatte Djokovics pseudowissenschaftliche Äußerung in einem Videopodcast vor einigen Wochen gesorgt. Demnach könne er mit purer Gedankenkraft verseuchtes Wasser reinigen.
Es ist eine höchst bedenkliche Aussage eines Mannes, dessen Handeln rund um den Globus verfolgt wird, der momentan der Beste seines Sports ist und zudem noch Präsident des ATP-Spielerrates, also ranghöchster Vertreter aller Tennis-Profis.
Ebenfalls kritisch: Vor einigen Wochen präsentierte er seinen 7,3 Millionen Instagram-Followern die kruden Thesen des Pseudowissenschaftlers Masaru Emoto als Fakten an und scheut sich nicht, die Freundschaft zum Alchemisten Chervin Jafarieh, der unter anderem teure Nahrungsergänzungsmittel verkauft, deren Wirkung höchst zweifelhaft ist, zu bewerben.
Djokovic machte sich durch diese Geschichten abseits des Platzes bereits angreifbar, doch nun hat er mit seinem Showturnier eben nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen, wie Ehefrau Jelena, die auch positiv getestet wurde, direkt in Gefahr gebracht. Das wird seine Kritiker weiter befeuern, denn die Kritik am Auftreten des Serben kam bereits vor Djokovics positivem Corona-Test von allen Seiten.
"Holzkopf": Kyrgios über Djokovic
Tennis-Bad-Boy Nick Kyrgios bezeichnete Djokovic als "Holzkopf". So etwas passiere, "wenn man alle Vorschriften ignoriert", schrieb der Australier auf Twitter und bekam dabei viel Unterstützung.
Zwar blickt Kyrgios selbst auf einige Skandale zurück, doch während der Pandemie appellierte er stets Abstände einzuhalten und die Infektionsschutzregeln zu befolgen.
"Wie soll ich einem Jugendlichen erklären, dass er Abstand halten und sich die Hände waschen soll, wenn Djokovic Ringelpiez mit Anfassen spielt? Das ist ein katastrophales Bild", kritisierte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff.
Noch deutlicher wurde Deutschlands Frauentennis-Chefin Barbara Rittner. "Das ist für die gesamte Tennis-Familie eine absolute Katastrophe. Da verstehe ich nicht, in welcher Welt die leben. Einigen ist ihr Erfolg wohl zu Kopf gestiegen", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
"Bärendienst" für die Tennis-Welt
Sie fügte an: "Die ganze Welt hält Abstand und trägt Masken. Und an der Adria saß man Schulter an Schulter ohne Masken, hat nachts gefeiert und sich oberkörperfrei in den Armen gelegen." Auf Social Media kursierten Videos der Feier.
Djokovic habe der Tennis-Welt "einen Bärendienst erwiesen". Rittner meinte damit die Planungen der Tennis-Verbände hinsichtlich der US Open und der weiteren Turniere, die in diesem Jahr noch stattfinden sollen.
Gerade die US Open planen ein striktes Hygienekonzept, wo die Spieler in einem Hotel in Flughafennähe leben und auch nur einen Betreuer mitbringen dürfen.
Für die Spiele werden keine Zuschauer zugelassen. Djokovic hatte die Pläne des amerikanischen Tennis-Verbandes als "extrem" kritisiert und seine Teilnahme infrage gestellt.
"Mir tut jeder einzelne Fall extrem leid"
Doch nun zeigt sich, dass wohl nur ein striktes Konzept die Durchführung von Tennisspielen in Corona-Zeiten möglich macht. Wie es nicht geht, hat die Adria Tour von Djokovic eindrucksvoll gezeigt.
Dies hat der Serbe inzwischen auch selbst erkannt. In seinem Statement zu seiner Corona-Infektion bat Djokovic um Entschuldigung: "Mir tut jeder einzelne Fall extrem leid."
Er hoffe, dass keine Komplikationen auftreten "und alle gesund werden". Leider, schrieb Djokovic, sei das Virus noch immer da: "Das ist die neue Realität, wir lernen noch, sie zu bewältigen und mit ihr zu leben."
Eine Erkenntnis beim Serben, die reichlich spät kommt, aber hoffentlich noch nicht zu spät. Es bleibt zu hoffen, dass er und die weiteren Profis nun die rigiden Coronavorgaben ernst nehmen – auch um weiteren Schaden vom Tennissport abzuwenden.
Verwendete Quellen:
- Spiegel.de: Mit Ansage
- Sueddeutsche.de: Auf die Ballermann-Art
- Sport1.de: Corona-Fiasko: Djokovic blamiert
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