- Zwei deutsche Spielerinnen stehen im Wimbledon-Viertelfinale – und treffen dort aufeinander.
- Mit der erfahrenen Zweifach-Mama Tatjana Maria und dem 22-jährigen Talent Jule Niemeier duellieren sich zwei bislang eher unbekanntere Profis.
- Wir geben einen Ausblick auf das Duell der beiden Überraschungsspielerinnen.
Tatjana Maria und Jule Niemeier – nur Tennisfans waren diese beiden Damen vor Wimbledon ein Begriff. Jetzt haben sie es beide in den "Last 8 Club" geschafft, den Klub der Viertelfinalistinnen. Damit hatte niemand gerechnet.
Maria räumte im Achtelfinale eindrucksvoll die frühere French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko aus dem Weg, wehrte dabei zwei Matchbälle ab und setzte sich mit 5:7, 7:5 und 7:5 durch. Zuvor hatte sie auch schon die Weltranglisten-Fünfte Maria Sakkari aus Griechenland in zwei Sätzen niedergerungen.
Niemeier hat sich im Achtelfinale bei den heimischen Fans bekannt, aber vielleicht nicht unbedingt beliebt gemacht. Die 22-Jährige warf nämlich Lokalmatadorin Heather Watson mit 6:2, 6:4 aus dem Turnier. Zuvor hatte sie in der zweiten Runde die Weltranglistendritte Anet Kontaveit aus Estland bezwungen – und zwar mit 6:4, 6:0 im Eiltempo.
Bisherige Tennis-Karriere: 15 Jahre im Geschäft vs. Debütantin
Für beide Spielerinnen ist das Viertelfinale in Wimbledon der bislang größte sportliche Triumph. Und da die beiden aufeinandertreffen, steht eine sogar schon sicher im Halbfinale.
Jule Niemeier hingegen startet in diesem Jahr erst so richtig durch. Die Dortmunderin trat 2019 zum ersten Mal auf der WTA-Tour an, erreichte bisher zweimal das Halbfinale und gewann in Makarska (Kroatien) im Februar ihren ersten Titel. Nach den French Open im Mai in Paris ist Wimbledon 2022 erst das zweite Grand-Slam-Turnier, bei dem sie sich ins Hauptfeld spielen konnte.
Bundestrainerin Barbara Rittner bescheinigt ihr aber sogar das Potenzial für mehr: "Sie ist eine sehr intelligente Spielerin und hat ein unglaubliches Händchen. Jule besitzt alle Waffen für eine Spitzenspielerin." In der Weltrangliste belegt Niemeier derzeit Rang 97.
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Privatleben: Zweifach-Mama in Florida – Fußballfan mit Glückwünschen von BVB-Stars
Für Tatjana Maria gibt es längst Wichtigeres als ihren Job. "Die Familie kommt an erster Stelle. Und Tennis kommt an zweiter Stelle", sagt sie. Erst vor 15 Monaten kam ihre zweite Tochter Cecilia auf die Welt. Drei Monate später stand Maria wieder auf dem Tennisplatz. Die achtjährige Charlotte bringt sie im All England Club morgens zum Tennistraining, bevor sie später ihre Matches bestreitet. Ihr Mann Charles Edouard Maria, der gleichzeitig ihr Trainer ist, war früher selbst Tennisspieler.
Seit einigen Jahren wohnt die Familie in Florida, war dort Nachbarin der Williams-Schwestern, die sie gut kennt. Ihr Netzwerk und ihren Erfolg in Wimbledon nutzt sie, um auf Mütter auf der Tennistour aufmerksam zu machen. "Ich denke, dass ich da ein ganz gutes Vorbild bin, mit zwei Kindern wieder zurück auf der Tour zu sein. Und wieder Tennis zu spielen auf einem hohen Niveau", sagte sie.
Niemeiers Leben könnte da kaum unterschiedlicher sein. Auf dem Wimbledon-Gelände in London verläuft sie sich noch. Das Turnier hat ihr aber schon jetzt einen riesigen Bekanntheitsschub gegeben. Als gebürtige Dortmunderin, die inzwischen in Regensburg wohnt, ist Niemeier Borussia-Dortmund-Fan. Da kamen schnell die Glückwünsche der BVB-Stars Mats Hummels und Nico Schlotterbeck.
Prognose für das Duell: Außergewöhnlicher Spielstil vs. dominante Schläge
Erfahrung oder Jugend? Eine eindeutige Favoritin gibt es in dem Duell der beiden Deutschen nicht. Tatjana Maria spielt ein ruhiges, geduldiges Tennis und versucht mit ihrem außergewöhnlichen, etwas aus der Zeit gefallenen Stil ihre Gegnerinnen zur Verzweiflung zu bringen. Sie spielt mit Rück- und Vorhand unterschnittene Bälle, die flach abspringen. Besonders mit dem Vorhand-Slice baut sie dann bei gegnerischem Aufschlag Druck auf. "Sie wird alles tun, um es Jule schwer zu machen", prognostiziert Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.
Die zwölf Jahre jüngere Niemeier auf der anderen Seite zeigt gute Anlagen, ein mutiges und aggressives Spiel und wird mit krachendem Aufschlag, Rückhand-Slice und Vorhandspiel versuchen, das Spiel zu kontrollieren und Druck auszuüben. Einzig die Konstanz in ihrem Spiel fehlt ihr bisher. Zu ihr sagt Rittner: "Spielerisch sehe ich Jule einen Tick vorne, weil sie einen noch stärkeren Aufschlag hat und in der Lage ist, Tatjana ihr Spiel mehr aufzuzwingen." In jedem Fall werde es ein "ganz enges Match".
Verwendete Quellen:
- Sueddeutsche.de: Die Mama mit der Sense
- Welt.de: Das ungleiche Duell der deutschen Nobodys
- Kicker.de: Vor Showdown Maria-Niemeier: Rittner erwartet "ganz enges Match"
- Sueddeutsche.de: Deutsches Viertelfinale in Wimbledon
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