Das wars! Ausnahme-Biathlet Martin Fourcade stellt Ski und Gewehr in die Ecke. Damit geht eine beeindruckende Sportler-Karriere zu Ende. Den Franzosen zieht es nun in die Sportpolitik.
Monsieur Nimmersatt hat genug. Biathlon-Superstar
"Mein Wille, das Beste zu geben und Berge zu versetzen, ist immer noch vorhanden. Aber die Fortsetzung meines Wachsens als Mann, als Vater, muss jetzt auf anderen Wegen geschehen. Es ist Zeit, sich zu verabschieden", sagte der 31-jährige Franzose.
An dem Ort, wo er genau vor zehn Jahren seinen ersten Weltcupsieg holte, ging einer der herausragendsten französischen Sportler dennoch etwas still und leise - weil das Rennen wegen der Coronakrise ohne Zuschauer stattfand - in die Sportrente. Er will nun in die Sportpolitik wechseln.
Sieben Weltcupsiege in Folge für Fourcade
Martin Fourcade - der Name wird für immer mit sportlicher Besessenheit, einmaligen Erfolgen, Provokationen, dem Kampf gegen Doping verbunden sein. Aber auch mit gelernter Demut und dem Comeback eines unschlagbar erscheinenden Überfliegers.
"Ich habe gekämpft und gewonnen. Ich habe auch gelitten. Ich bin gefallen und aufgestanden. Vor allem bin ich erwachsen geworden", schrieb der Ausnahmekönner.
Der "Meister aller Klassen", der über seinen älteren Bruder Simon zum Biathlon-Sport kam, dominierte im letzten Jahrzehnt seinen Sport wie zuvor nur Norwegens "König der Biathleten" Ole Einar Björndalen.
Ein Rekord wird wohl lange, wenn nicht für immer, Bestand haben: Sieben Weltcupgesamtsiege und dann noch in Serie schaffte niemand. Seinen achten Triumph verpassten er am Samstag im Kampf gegen den Norweger
Zudem ist er der Erste, der in sieben aufeinanderfolgenden Höhepunkten in einem Einzelrennen Gold holte. Der zweimalige Familienvater hat 79 Weltcupsiege zu Buche stehen, nur Björndalen ist mit 94 Erfolgen im Biathlon besser. Außerdem wurde Fourcade fünf Mal Olympiasieger, 13 Mal Weltmeister. Die Erfolge haben "meine schönsten Träume bei weitem übertroffen."
Fourcade: Keine Medaille bei WM in Östersund
Fourcade, der schon als Kind nicht verlieren konnte, hasste Niederlagen. Das Gelbe Trikot wurde zu seiner zweiten Haut, zur Selbstverständlichkeit. "Wenn ich mal nicht gewonnen habe, dann halt am Tag drauf", sagte Fourcade. Er wirkte oft arrogant, provozierte gerne, wenn er nach einem letzten Schießen schon mit geballter Faust am Schießstand jubelte oder mit abgeschnallten Ski ins Ziel lief.
Doch davon war zuletzt nichts mehr zu sehen. Denn nach Olympia 2018 und drei Mal Gold wurde er von allen in Beschlag genommen, Fourcade als Botschafter für Olympia 2024 in Paris, als Promoter seiner Autobiografie, als Experte für ein Biathlon-Computer-Spiel und Mitgestalter eines Biathlon-Holzgewehrs für Kinder. Mangelnde Regeneration war die Folge und Fourcade stürzte ab.
"Letzte Saison war ich out", sagte der Vater von zwei Töchtern, der seit Jahren Wortführer der Skijäger im Anti-Doping-Kampf war. Bei der WM in Östersund quälte er sich kraftlos über die Strecke, holte keine Medaille, wurde Zwölfter im Gesamtweltcup – Majestätsbeleidigung.
Fourcades große Rückkehr in Antholz
Fast spielerisch leicht lief ihm Johannes Thingnes Bö den Rang ab - und stutzte Fourcade mit 16 Saisonsiegen auf Normalmaß. Aus Fourcades Frustration wurde Verzweiflung. "Ich habe meine Stärke verloren. Und ich habe plötzlich gemerkt, dass Biathlon schwierig ist." Auch seine Teamkollegen zogen an ihm vorbei.
Doch Fourcade kämpfte sich diese Saison eindrucksvoll zurück, wurde in Antholz Weltmeister im Einzel und in der Staffel, Dritter im Sprint. Und zeigte Demut, stellte das Team und nicht wie sonst sich in den Vordergrund.
"Ich bin so stolz, dass es mir gelungen ist, meine Zweifel und meine Albträume zu besiegen, wieder zurückzusein." Fourcade hat seinen Nachfolgern in der Grande Nation den Weg geebnet, für viele ist er das große Vorbild. © dpa
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