Laut einem neuen UNICEF-Bericht haben über 230 Millionen heute lebende Mädchen und Frauen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) erlitten. Die ersten globalen Schätzungen seit 2016 zeigen einen Anstieg der Gesamtzahl der Überlebenden um 15 Prozent (30 Millionen Mädchen und Frauen) im Vergleich zu den vor acht Jahren veröffentlichten Daten.
Die am heutigen Weltfrauentag (8. März) veröffentlichten Schätzungen zeigen, dass die Fortschritte bei der Beendigung von weiblicher Genitalverstümmelung nach wie vor langsam sind und hinter dem Bevölkerungswachstum zurückbleiben – insbesondere in den Regionen, in denen die Praxis am häufigsten vorkommt. Um weiblicher Genitalverstümmelung bis 2030 ein Ende zu setzen, wie es in den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen angestrebt wird, müsste der weltweite Rückgang 27-mal so schnell sein.
"Weibliche Genitalverstümmelung schadet dem Körper von Mädchen, trübt ihre Zukunftsaussichten und gefährdet ihr Leben", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell in New York. "Wir sehen auch einen besorgniserregenden Trend, dass mehr Mädchen in jüngerem Alter dieser Praxis ausgesetzt sind, viele sogar schon vor ihrem fünften Geburtstag. Dadurch wird das Zeitfenster zum Eingreifen kürzer. Wir müssen die Anstrengungen zur Beendigung dieser schädlichen Praxis verstärken."
Höchste Fallzahlen von weiblicher Genitalverstümmelung in Afrika
Der neue UNICEF-Bericht "Female Genital Mutilation: A Global Concern" ist eine Zusammenstellung der aktuell verfügbaren Statistiken zu weiblicher Genitalverstümmelung – einer Praxis, die die Menschenrechte von Mädchen und Frauen verletzt und dauerhafte physische, psychische und soziale Auswirkungen haben kann. Die meisten betroffenen Mädchen und Frauen (144 Millionen) leben in afrikanischen Ländern, gefolgt von 80 Millionen in Asien und sechs Millionen im Nahen Osten. Auch in kleinen praktizierenden Gemeinschaften und Einwanderungsländern in anderen Teilen der Welt treten Fälle auf.
Die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung breitet sich global nicht weiter aus. Die Analyse zeigt jedoch, dass die Zahl der Mädchen, die in FGM praktizierenden Ländern geboren werden, im Vergleich zum Rest der Welt schnell zunimmt. Dadurch ist eine größere Bevölkerungsgruppe gefährdet und muss durch Präventionsbemühungen erreicht werden.
Konflikt- und Krisenländer besonders betroffen
Die Analyse zeigt auch, dass vier von zehn FGM-Überlebenden in instabilen und von Konflikten betroffenen Gebieten leben, in denen das Bevölkerungswachstum ebenfalls schnell verläuft. Diese Kombination kann Bildungs- und Gesundheitsdienste belasten, Prioritäten bei der Finanzierung verschieben und dazu führen, dass Programme zur Förderung der Geschlechtergleichheit unterbrochen werden.
Länder wie Somalia und der Sudan sind mit einer Vielzahl von dringenden Problemen konfrontiert, während Konflikte und Bevölkerungswachstum die Herausforderungen noch erhöhen. In Äthiopien sind kontinuierliche Fortschritte zu verzeichnen, aber unvorhersehbare, massive Wetterereignisse, sogenannte "climate shocks", Krankheiten und Ernährungsunsicherheit erschweren die zuverlässige Umsetzung von Programmen für Mädchen.
Positive Beispiele zeigen, dass Fortschritt möglich ist
Trotz der Herausforderungen zeigen positive Beispiele in einigen Ländern, dass Fortschritte möglich sind und teilweise an Fahrt gewinnen. Die Hälfte der in den letzten 30 Jahren erzielten Fortschritte wurde erst innerhalb des letzten Jahrzehnts erreicht. In Kenia ist beispielsweise die Verbreitung von weiblicher Genitalverstümmelung zurückgegangen; in Sierra Leone gibt es einen Rückgang von "hoher" auf "mäßig hohe" Prävalenz. Auch in Ägypten, wo vor 30 Jahren noch nahezu jedes Mädchen einer Genitalverstümmelung unterzogen wurde, beginnt die Praxis zurückzugehen.
Auch die Einstellungen der Menschen zur Praxis ändern sich. Dem Bericht zufolge sind rund 400 Millionen in praktizierenden Ländern in Afrika und im Nahen Osten – oder zwei Drittel der Bevölkerung – gegen FGM.
Die Stiftung United Internet for UNICEF setzt sich gemeinsam mit UNICEF dafür ein, FGM weltweit zu beenden.
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