Die Zahl der Kinderehen in Bangladesch gehört zu den weltweit höchsten. Und das, obwohl das gesetzlich festgelegte Mindestalter für die Ehe auch in Bangladesch bei 18 Jahren liegt.
In der Gesellschaft von Bangladesch ist die Kinderheirat noch immer weitgehend akzeptiert – vor allem aus Tradition und Armut. Tessa Page, Vorsitzende der Stiftung United Internet for UNICEF, war vor Ort unterwegs, um sich Projekte von UNICEF anzusehen, die gegen Kinderehen kämpfen.
Wir reisen in den Südwesten von Bangladesch. Im ländlichen Gebiet von Khulna sind etwa 70 Prozent der Mädchen unter 15 Jahren bereits verheiratet.
Daher haben die dortige Regierung, UNICEF und andere Entwicklungspartner das Ende von Kinderheirat (Ending Child Marriage, ECM) zu ihrer Priorität gemacht. So sollen die Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung geschützt und ihre Rechte gesichert werden.
Ursachen der Kinderehen
Soziale Normen, eine starke Segmentierung der Bevölkerung, große Armut sowie kulturelle und religiöse Traditionen sind die Gründe für eine frühe Verheiratung.
Zusätzlich zwingt die wirtschaftliche Belastung die Eltern zu diesem Schritt: Kosten für Nahrung, Kleidung und Bildung können so verringert werden.
Auch ist Brautausstattung für "ältere" Töchter teuer und bringt gerade arme Familien in eine noch größere finanzielle Notlage. Gemeinden und religiöse Vertreter unterstützen das Verhalten oft.
Im Dialog Kinderheirat beenden
Verschiedene Programme von UNICEF sind darauf ausgelegt, diese gängige Alltagspraxis zu beenden. Dazu gehören beispielsweise sogenannte "C4D-Programme". In diesen wird der Dialog mit Eltern, Gemeindeführern und religiösen Vertretern gesucht, um Kinderehen in Zukunft zu unterbinden.
So beispielsweise in der Region Tala Upazila, die zum Verwaltungsbereich von Khulna gehört und in der über 45.000 Familien leben. Die dortige "Open Community Dialogue Session" ist ein Dialog zwischen religiösen Minderheiten, Eltern und Gemeindeführern.
Aufgrund sozialer Normen und kultureller Überzeugung ist man dort der Meinung, dass "ein Mädchen vor ihrem ersten Menstruationszyklus heiraten sollte, da es zu diesem Zeitpunkt noch unschuldig und rein ist".
Gemeinsame Lösungen zum Wohl der Kinder
Hier setzen die Teams von UNICEF an: Mit den Gemeinden bauen sie einen Dialog aller Beteiligten auf und informieren über die schädlichen Auswirkungen von Kinderheirat. In den Dialogen werden Probleme besprochen, Erfahrungen und Wissen ausgetauscht sowie gemeinsame Lösungen für Probleme gesucht.
Wichtig sind insbesondere auch die sogenannten Advocacy-Workshops mit religiösen Führern, die einen zentralen Beitrag zur Beendigung der Kinderehen leisten müssen. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Hindus oder Muslime und vertrauen daher stark auf die Meinung ihrer Glaubensvorsteher.
UNICEF thematisiert verschiedene Themen
- Was sind die Rollen von Männern und Frauen in der Gemeinde?
- Wann heiraten Jungen und Mädchen üblicherweise in der Gemeinde? Was ist ein angemessenes Alter um zu heiraten?
- Stellenwert der Mädchen: Haben Mädchen Zugang zu Schule, Gesundheitsversorgung, kulturellen Veranstaltungen, Spielen etc.?
- Warum kommt Kinderheirat in der Gemeinde vor und wie kann sie verhindert werden?
- Worin liegen die Herausforderungen zur Verhinderung der Kinderheirat?
Landesweite Programme zeigen Wirkung
UNICEF unterstützt und fördert die Regierung in Bangladesch bei ihrem Bestreben, Kinderheirat zu verhindern. So hilft UNICEF zum Beispiel dem Ministerium für Frauen und Kinder bei der Entwicklung eines nationalen Aktionsplans zur Beendigung der Kinderheirat.
In verschiedenen Programmen wurden bereits junge Mädchen unterrichtet und aufgeklärt. Indem sie mehr über Themen wie Kinderheirat oder Sexualkunde erfahren, können sie selbstbewusst über ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse sprechen.
Vergangene UNICEF-Programme haben sich bereits als sehr wirksam erwiesen, denn die Anzahl der Kinderehen fällt stetig. Sie zielten darauf ab, neue positive gesellschaftliche Normen durch Aufklärung zu schaffen.
Positive Einstellungen und Verhaltensweisen wurden auf individueller, familiärer und gemeinschaftlicher Ebene entwickelt. Außerdem gab es eine landesweite Massenmedienkampagne und lokale Entwicklungsstrategien.
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