In dem Dorf Tako im Südosten von Mali sitzt eine Mutter mit ihren Kindern vor ihrem Haus. Es ist später Nachmittag und die Kinder, schmutzig und barfuß, spielen. Das jüngste Kind, Baby Kadia ist unterernährt und saugt an der Brust der Mutter.
Dies sollten die stillen Abendstunden eines weiteren ruhigen Tags der Familie sein. Aber Mutter Mariam bleibt für das Abendessen der Familie nur eine kleine Schüssel Hirse. Der Rhythmus der Normalität wurde unterbrochen. Schwere Zeiten sind angebrochen. Staub weht über die dürren Landstriche, wo eigentlich Reis angebaut werden sollte.
"Die Getreidespeicher sind leer", sagt Mariam niedergeschlagen, "und das Wasser im Fluss ist so niedrig, dass die Fische nicht kommen." Auf dem örtlichen Markt haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis und Hirse verdreifacht.
Das Ausbleiben des Regens im letzten Jahr hat sich stark auf die Dorfbewohner in Mali ausgewirkt, nun da die ‘magere Jahreszeit‘ ohne Erträge beginnt. Gibt es auch in diesem Jahr keinen Regen, stehen die Aussichten für die Menschen die am Existenzminium leben schlecht.
"Wir essen Fisch und Reis, wir verkaufen Fisch. Ich weiß nicht, was wir tun werden, wenn der Regen ausbleibt und die Fische nicht zurückkehren", fügt Mariam hinzu, als sie zu einem Health Centre in Konio aufbricht, wo ihre zehn Monate alte Tochter Kadia wegen Unterernährung behandelt wird.
Die schnellen Maßnahmen der Mitarbeiter der Community Health Centres sind Teil der Bemühungen von Mali, Unterernährung bei Kindern im eigenen Land zu bekämpfen. In Mali leiden 2012 schätzungsweise 175.000 Kinder unter fünf Jahren unter schwerer Unterernährung. UNICEF befürchtet, dass diese Zahl auf bis zu 220.000 Kinder steigen könnte.
Im über eine Stunde entfernten Health Centre wird Kadia vermessen und gewogen. Sie kommt auf gerade einmal 6,2 Kilogramm. Der Mitarbeiter verschreibt ihr die Fertignahrung Plumpy’nut, gespendet von UNICEF, um das Wachstum des Kindes zu unterstützen und all die Mikronährstoffe zuzuführen, die für eine vollständige Genesung notwendig sind. Auf ihrem Rückweg nach Tako hat Mariam genug Plumpy’nut für eine Woche.
Drei Millionen Menschen in Mali verfügen nicht über ausreichend Ressourcen, um sich selbst zu ernähren. "Wir brauchen in unserer Lage Hilfe", sagt Dorfvorstand von Tako Mamadou Dianapo und weiter "es war mein ganzes Leben lang noch nie so schwierig wie jetzt." Sekou Dianapo, Mitarbeiter des Health Centres bestätigt, dass das Dorf mehr unterernährte Kinder hat als noch vor einem Jahr.
Tako ist nur eines von vielen Dörfern in ganz Mali, in denen die Lage ähnlich ist. Zu der Ernährungskrise kommt die immer schwieriger werdende Sicherheitslage im Norden des Landes, flüchtende Menschen und nun die Unsicherheit nach dem letzten Putsch. Es wird immer schwieriger, für abgelegene Dörfer Routinebesuche von Mitarbeitern der Community Health Centres und humanitäre Hilfe sowie die Verteilung wichtiger Nahrungsmittel zu organisieren, die notwendig wären, um die sich ausbreitende Unterernährung einzudämmen, sollte sich die Ernährungskrise weiter ausweiten.
Im Gesicht von Mariam zeichnet sich Erschöpfung ab. Sie setzt sich auf, um sanft den Kopf von Kadia zu streicheln, das Baby lächelt und gähnt. Die Mutter kann einen kleinen Erfolg verzeichnen, denn die Therapie schlägt an: Ihr Baby wiegt jetzt 6,9 Kilogramm. Wird die Situation jedoch nicht wachsam verfolgt, könnte das Gewicht von Kadia schnell wieder absinken.
Die Situation hier und in ganz Sahel ist extrem ernst und erfordert zügiges Handeln. UNICEF hilft bereits und verteilt lebensrettende Notfallversorgung, einschließlich therapeutischer Fertignahrung wie Plumpy’nut. Zudem erhöhte die Organisation die Anzahl speziell ausgebildeter Mitarbeiter vor Ort.
"Es ist ein beängstigendes Szenario", sagt UNICEF-Ernährungsexperte Raphael Ikama. "Das System muss für die kommende Periode ausgeweitet und es müssen Vorbereitungen getroffen werden, um die vielen tausend Kinder unter fünf Jahren zu schützen, die den Risiken schwerer akuter Unterernährung ausgesetzt sein könnten."
Es ist essenziell, die vielen Schwierigkeiten durch ein koordiniertes Vorgehen zu bewältigen, um eine aufkommende Tragödie für die ohnehin schon besorgten Mütter in Mali zu vermeiden. UNICEF Mali hat 26 Millionen US-Dollar beantragt, um die Notfallvorsorge zu erweitern. Diese Unterstützung ist entscheidend, um die Leben von hilfsbedürftigen Kindern wie Kadia zu retten.
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