Routinen im Alltag sind wichtig - insbesondere für Kinder. Aber was, wenn dieser Alltag nicht aus täglichem Zähneputzen oder abendlichem Vorlesen besteht, sondern aus Schulunterricht im Keller, ständigen Bombardierungen, Unsicherheit und Angst vor der Zukunft? Für viele Kinder in der Ukraine ist dies noch immer die traurige Realität.
In der Ukraine herrscht seit mehr als 830 Tagen Krieg. In den vergangenen Wochen hat sich die Lage noch einmal zugespitzt. Allein in der Region Charkiw mussten mehr als 17.300 Menschen aus ihrem Zuhause fliehen.
Wiederaufbau der Ukraine - ohne die junge Generation nicht möglich
In Berlin wurde kürzlich im Zuge einer Ukraine-Konferenz über den Wiederaufbau des Landes diskutiert. Da denkt man zunächst an Straßen und zerstörte Gebäude, Krankenhäuser und Schulen, und daran, was es braucht, um diese wieder aufzubauen. Doch Wiederaufbau ist nicht nur Logistik, sondern es bedeutet auch den Wiederaufbau menschlicher Fähigkeiten und eines Schulsystems, in dem Kinder lernen können. Denn diese sind die Zukunft des Landes.
Das betont auch Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland: "Wir müssen die Kinder und jungen Menschen aus der Ukraine schützen und fördern. Sie sind das Fundament für die Erholung und den Wiederaufbau des Landes auf seinem Weg zur EU-Mitgliedschaft. Sie sind die zukünftigen Wähler*innen, Bürger*innen und Gestalter*innen unserer gemeinsamen Zukunft. Dafür brauchen sie weiter unser aller Unterstützung."
Derzeit ist in der Ukraine jede zehnte Schule beschädigt, jede fünfte ist geschlossen, weil sie nicht über Schutzräume verfügt. Wenn der Strom ausfällt, was aufgrund von russischen Angriffen oder Stromrationierungen der ukrainischen Regierung immer wieder passieren kann, ist auch Online-Unterricht nicht möglich. Dies ist aber für viele Kinder der einzige Weg weiterzulernen.
Erst Covid, dann der Krieg: Unterricht in der Ukraine stark eingeschränkt
Eine ganze Generation von Kindern in der Ukraine ist bedroht von den Auswirkungen des Krieges – durch Bombardierungen und Flucht, aber auch durch den Ausfall an Schulunterricht und den Mangel an Bildung und sozialer Entwicklung.
Laut UNICEF kann jedes zweite Kind derzeit nicht regelmäßig am Präsenzunterricht teilnehmen. Für rund 860.000 Kinder ist der Präsenzunterricht wegen der Gewalt gar nicht möglich, vor allem in den Frontgebieten. Nimmt man die Lernverluste aufgrund der Covid-19-Pandemie hinzu, bedeutet das, dass Kinder in der Ukraine seit mehr als vier Jahren mit Schulunterbrechungen ringen – so lange, wie eine gesamte Grundschulausbildung dauert.
"Vertreibung, unaufhörliche Raketenangriffe und Bombardierungen, der Verlust von Angehörigen, schlaflose Nächte in Todesangst: Was Millionen Kinder in der Ukraine erleben, sprengt jegliche Vorstellungskraft", sagt Christian Schneider, "Die Kinder in der Ukraine brauchen Frieden, Schutz und Perspektiven. Sie brauchen ein sicheres Familienumfeld. Und sie brauchen unsere Unterstützung, um Lernstoff nachzuholen, die schrecklichen Erfahrungen des Krieges zu verarbeiten und trotz aller Herausforderungen ihre Zukunft zu gestalten."
Kinder und Jugendliche müssen im Zentrum des Wiederaufbaus stehen
UNICEF appelliert anlässlich der Wiederaufbaukonferenz in Berlin an Regierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, jetzt den Fokus auf Kinder und Jugendliche zu setzen und in die Bildung, Fähigkeiten und Kompetenzen der jungen Menschen in der Ukraine zu investieren.
Besonders schutzbedürftige Kinder, beispielsweise vertriebene Kinder und junge Menschen mit einer Behinderung, brauchen nicht nur in der aktuellen Situation, sondern auch darüber hinaus besondere Unterstützung.
Was tut United Internet for UNICEF in der Ukraine?
United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF in der ganzen Ukraine und den Nachbarländern seit Kriegsbeginn bei ihrer Arbeit. Die Teams vor Ort tun alles dafür, den Kindern inmitten von Gewalt und Zerstörung eine Perspektive zu geben. 2023 hat UNICEF so 1,3 Millionen Kindern in der Ukraine Bildungsangebote ermöglicht.
Zudem unterstützen wir UNICEF bei der Nothilfe, auch in den von Angriffen besonders betroffenen Gebieten. So können zum Beispiel geflüchtete Familien in einer Anlaufstelle in Charkiw versorgt werden und medizinische Hilfe erhalten. Darüber hinaus sorgt UNICEF für psychosoziale Hilfe für traumatisierte Kinder und hilft mit, geschützte Orte zum Spielen und Lernen zum Beispiel in U-Bahnhöfen einzurichten.
Verwendete Quellen
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