2024 wurde zum elften Mal in Folge ein trauriger Rekord gebrochen: Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Zwei von ihnen sind Noura und Amna, die im Sudan ihr Zuhause, Freunde und Familienmitglieder zurücklassen mussten und nun versuchen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden.
"Ich war in der vierten Klasse“, erzählt die 13-jährige Noura aus dem Sudan. “Der Krieg brach aus und wir wurden mit meiner Familie von Tawila nach El Fasher vertrieben." Sie sitzt in einem behelfsmäßigen Zelt im Tambasi-Zentrum für vertriebene Familien in El Fasher, Sudan. Trotz des anhaltenden Krieges hält Noura ihren Traum am Leben, Ärztin zu werden. Gelegentlich liest und schreibt sie. "Unsere Hoffnung ist es, das zu finden, was wir zurückgelassen haben. Wir hoffen, dass der Krieg aufhört."
So viele Flüchtlinge wie noch nie
Der UNHCR Bericht von Juni 2024 lässt erschrocken und sprachlos zurück: So viele Menschen wie noch nie sind derzeit auf der Flucht. Auch wenn bei uns häufig das Bild gezeichnet wird, dass die meisten Flüchtlinge versuchen nach Europa zu kommen, ist das ein falscher Eindruck: Die meisten sind sogenannte Binnenflüchtlinge – also Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben wurden.
So auch Noura und ihre Familie. Der Krieg im Sudan, der im April 2023 ausgebrochen ist und seither im Land tobt, hat bereits mehr als 9 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Das ist die größte jemals gemeldete Zahl von Binnenvertriebenen.
Die Hoffnung auf Rückkehr bleibt
Menschen, die fliehen, tun dies meistens nicht aus freien Stücken. Wer würde freiwillig sein gesamtes Hab und Gut zurücklassen, um sich in eine unsichere und unberechenbare Situation zu begeben? Vor allem Binnenflüchtlinge haben die Hoffnung, doch wieder nach Hause zurückkehren zu können. Einige von ihnen kommen bei Familienmitgliedern unter und harren dort aus, bis sich die Situation verändert. Andere wiederum hätten gar nicht die finanziellen Mittel, um das Land zu verlassen.
Was ist an Flucht so verheerend?
Flucht ist ein multidimensionales Problem. Nicht nur die Flucht an sich ist gefährlich, sondern alles, was damit zusammenhängt. Menschen, die in Flüchtlingsunterkünften Schutz suchen, sind besonders verletzlich. Die Unterkünfte füllen sich oft rasend schnell.
Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, können sich Krankheiten leicht und sehr schnell verbreiten, vor allem wenn es zu wenig Toiletten und Duschen gibt oder ein Mangel an sauberem Wasser und Lebensmitteln herrscht. Kleine Kinder und Schwangere sind besonders von Mangelernährung betroffen und dann durch ein geschwächtes Immunsystem noch anfälliger für Krankheiten. Ein mitunter tödlicher Teufelskreis.
Nicht nur der Körper leidet unter der Flucht
In Flüchtlingsunterkünften gibt es meistens zu wenig Schutz – vor Krankheiten einerseits, aber auch vor sexualisierter Gewalt und psychischem Stress. Viele Menschen haben vor und während ihrer Flucht Traumatisierendes erlebt und bräuchten eigentlich dringend einen sicheren Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können. Stattdessen müssen sie sich mit unzähligen anderen Geflüchteten das Wenige teilen, was es gibt. Das belastet die Menschen zusätzlich - und sie haben häufig niemanden, an den sie sich wenden können.
Vor allem Kinder leiden unter der Situation: Neben Traumata und möglichen Krankheiten können sie nicht zur Schule gehen oder auf anderem Weg in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Die Flucht nimmt ihnen eines der wichtigsten Dinge: Kind sein zu können.
Amna (11): "Vor dem Krieg war unser Leben schön"
Wie Amna, die Eis herstellt und verkauft, um die Familie finanziell zu unterstützen. "Unser Leben hat sich völlig verändert", erzählt die Elfjährige.
Sie und ihre Familie hatten Glück im Unglück: Sie mussten aus Khartum, der Hauptstadt des Sudan, vor den Kämpfen fliehen, leben jedoch nicht in einem der Zelte in einem Flüchtlingslager. Trotzdem ist die Situation von Amna alles anderes als einfach. Es ist jetzt schon ein Jahr her, dass sie ihr Zuhause und damit auch ihr rosa gestrichenes Kinderzimmer verlassen hat. Dort verbrachte sie die meiste Zeit mit Lernen. Sie hatte auch Perlen, die sie beim Basteln verwendete, ein Hobby, das ihr sehr am Herzen liegt.
Noch ein Jahr nach der Flucht versucht sie damit fertig zu werden, was ihr und ihrer Familie passiert ist. Die Familie kämpft jeden Tag darum, über die Runden zu kommen. "Die Situation ist schwierig, also muss ich meiner Familie helfen."
Hilfe durch unsere Stiftung United Internet for UNICEF
Gemeinsam mit UNICEF unterstützen wir beispielsweise das Alshargia Lernzentrum in Kassala, einem Bundesstaat im Osten des Sudan. Hier können die Kinder spielen, Sport treiben oder lernen. Amna liebt den Englisch- und Arabischunterricht und Basketball. In ihrer Freizeit gibt sie sogar kleine Workshops für Gleichaltrige, in denen sie handgefertigte Dinge wie Taschen, Accessoires und Geldbörsen herstellt. Genau wie Noura möchte sie Ärztin werden.
Die Kinder nennen diesen Ort auch "Makana", ein arabischer Begriff für "unser Raum". Hier erhalten sie professionelle Unterstützung durch Psychologen und Psychologinnen und Mitarbeitende sozialer Dienste.
Werden Sie jetzt UNICEF Pate
Die Kinder im Sudan brauchen kontinuierliche Hilfe, insbesondere, wenn sie ihr Zuhause und alles, was sie besitzen, zurücklassen mussten. Ihr Bedarf an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, aber auch Bildungsmöglichkeiten und psychologischer Betreuung ist enorm.
Mit einer Patenspende können wir gemeinsam mit Ihnen die Kinder im Sudan langfristig unterstützen. Durch die regelmäßigen Beiträge können wir Hilfe nachhaltig planen. Mit einer Patenspende können Sie Kindern wie Amna und Noura dabei helfen, ihre Träume eines Tages zu verwirklichen.
Verwendete Quellen:
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