Ein Jahr nach Beginn des Bürgerkriegs im Sudan droht die Lage nach Einschätzung der Vereinten Nationen außer Kontrolle zu geraten.
Im Sudan tobt seit Mitte April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen dem De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan und seinem ehemaligen Stellvertreter und Anführer der sudanesischen Miliz RSF, Mohamed Hamdan Daglo.
Mindestens 16.000 Menschen seien bereits getötet, 33.000 verletzt und rund neun Millionen Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden. Insbesondere Kinder sind von dem Krieg betroffen: 4,6 Millionen Kinder mussten bereits fliehen. Somit ist Sudan heute das Land mit den meisten geflüchteten Kindern weltweit.
WHO warnt vor bevorstehender Hungersnot
Mehr als ein Drittel der Bevölkerung in der Hauptstadt Khartum und in der Region Darfur leide bereits an akutem Hunger.
Der Bundesstaat Jezira, auf den sich die Kämpfe im Dezember 2023 ausgeweitet haben, gilt als Kornkammer des Sudans und als Lebensgrundlage für Millionen von Menschen. Der Ausbruch der Kämpfe dort bedroht die Landwirtschaft und damit auch die Versorgung der Bevölkerung.
Aufruf zu Friedensverhandlungen
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, habe erstmals seit 2022 wieder mit beiden Kriegsparteien getrennt am Telefon gesprochen, teilte sein Büro am Freitag mit. Er rief sie auf, Friedensverhandlungen aufzunehmen, die humanitäre Hilfe im Land nicht zu behindern und Gräueltaten ihrer Kämpfer zu verhindern. Beide seien sich einig gewesen, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten werden müsse, sagte Türks Sprecherin. Konkrete Vorschläge für neue Friedensverhandlungen oder ein Treffen der beiden Männer seien nicht besprochen worden.
Türk zeigte sich entsetzt über die jüngste Eskalation der Kämpfe zwischen beiden Seiten in El Fascher, der Hauptstadt von Nord-Darfur. Dort seien 1,8 Millionen Einwohner und Vertriebene zwischen die Fronten geraten und hätten kaum noch Nahrungsmittel.
So hilft UNICEF vor Ort
UNICEF setzt in der aktuellen, schwierigen Situation alles daran, kritische Dienste für Kinder aufrechtzuerhalten und zu verstärken, wo immer dies möglich ist - zum Beispiel die Kühlketten für Impfstoffe, die Wasserversorgung, die lebenswichtige Gesundheitsversorgung sowie den Zugang zu weiteren Hilfsgütern. Dies gilt sowohl für Konfliktgebiete sowie Regionen, wo besonders viele vertriebene Familien Zuflucht suchen. Seit Beginn des Konfliktes wurden mehr als 15.500 Tonnen lebenswichtiger Hilfsgüter für Kindern und Familien in den Sudan geliefert. (dpa/Unicef)
Verwendete Quellen
© dpa
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