• Am 9. Juli feiert der Südsudan seine zehnjährige Unabhängigkeit.
  • Die humanitäre Krise in dem afrikanischen Staat ist jedoch so schwer wie nie zuvor.
  • Insbesondere Mangelernährung bedroht das Leben Hunderttausender Kinder.

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Zehn Jahre nach seiner Gründung erlebt der Südsudan laut UNICEF die schlimmste humanitäre Krise seit seiner Unabhängigkeit. Im jüngsten Staat der Welt benötigen derzeit 8,3 Millionen Menschen humanitäre Hilfe – das sind zwei Drittel der Gesamtbevölkerung. Mehr als die Hälfte davon – 4,5 Millionen – sind Kinder.

Im aktuellen Bericht "Respond to our Cry" rechnet UNICEF in diesem Jahr mit der höchsten Zahl an akut mangelernährten Kinder in dem Land seit der Staatsgründung. Im Laufe des Jahres 2021 werden schätzungsweise 1,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt sein, darunter 300.000 Kinder mit der schwersten Form. Es besteht Lebensgefahr, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Anlässlich des zehnten Jahrestages am 9. Juli ruft UNICEF dringend zur Hilfe für die Kinder im Südsudan auf.

"Die Welt darf den Kindern im Südsudan nicht den Rücken kehren. Wenn die Regierungen jetzt die Mittel für die humanitäre Hilfe oder die Stärkung der Strukturen im Land kürzen, wären die Folgen für Kinder unmittelbar und tiefgreifend. Sie würden ihr Leid noch einmal verschärfen und die Hoffnungen der Kinder auf eine friedliche Zukunft zerstören", sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

Kinderrechte-Krise im Südsudan

Der jüngste Staat der Welt wurde nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen am 9. Juli 2011 unabhängig. Doch Konflikte und Gewaltausbrüche gingen danach weiter. Durch das jüngste Friedensabkommen, das bisher nur teilweise umgesetzt wurde, wurden die Herausforderungen für Kinder bisher nicht gelindert. Unzureichende staatliche Strukturen, extreme Armut, soziale und ökonomische Krisen, die Folgen des Klimawandels und nun die COVID-19-Pandemie verstärken sich in ihren Auswirkungen auf die Bevölkerung.

UNICEF konstatiert eine "Kinderrechte-Krise" in dem Land, in dem 2,8 Millionen Mädchen und Jungen keine Schule besuchen. Durch die Pandemie hatten in den vergangenen 14 Monaten weitere zwei Millionen Kinder keinen Unterricht. Jedes zehnte Kind im Südsudan erlebt seinen fünften Geburtstag nicht.

"In unserem Land werden Kinder nicht respektiert. Das Recht, eine Schule zu besuchen, etwas zu essen zu bekommen, geschützt zu werden und das Recht darauf, in Sicherheit zu leben – so viele Rechte, die man uns vorenthält", sagte die 17-Jährige Christine, UNICEF-Jugend-Reporterin im Südsudan.

Lediglich ein Drittel der benötigten Hilfe finanziert

UNICEF und seine Partner haben angesichts der dramatischen Ernährungsunsicherheit seit Ende 2020 die Hilfe ausgeweitet, insbesondere in den am stärksten betroffenen Bezirken. Seit Anfang des Jahres wurden beispielsweise landesweit 70.000 Kinder behandelt, die an schwerer akuter Unterernährung leiden, mit einer Heilungsrate von mehr als 95 Prozent.

Im Jahr 2021 benötigt UNICEF für seine Hilfe im Südsudan 180 Millionen US-Dollar. Lediglich ein Drittel davon sind derzeit finanziert. Es besteht die Gefahr, dass dringend benötigte Hilfe in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Gesundheit und Kinderschutz nicht geleistet werden kann.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt die Arbeit von UNICEF im Südsudan bereits seit vielen Jahren. 2017 konnte sie beispielsweise dank der Spenderinnen und Spender von WEB.DE, GMX und 1&1 eine Versorgungslücke mit Erdnusspaste schließen. (sus/unicef)

Kindersoldaten im Südsudan

Der Südsudan ist eines der Länder mit den höchsten Fallzahlen von Kindersoldaten. Durch jahrelange Konflikte sind Kinder besonders belastet und werden von bewaffneten Militärgruppen entführt. Ihre Freilassung und Reintegration ist eine wichtige Aufgabe von UNICEF im Südsudan.
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