"Als ich in Gevgelija nahe der griechischen Grenze ankam, traf ich auf Erwachsene und Kinder mit tiefster Verzweiflung und Angst in ihren Augen." Kinderschutzexperte Aleksandar Lazovski von UNICEF schildert die Lage im Flüchtlingscamp an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Laut eines aktuellen UNICEF-Berichts durchqueren täglich 3.000 Menschen die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien. Ein Drittel davon sind Frauen und Kinder. Die meisten von ihnen kommen aus dem Nahen Osten, aus Afghanistan oder aus afrikanischen Ländern.
Flüchtlingskinder sind oft dehydriert oder haben Fieber
Erwachsene und Kinder haben die Reise über das Wasser angetreten und sind meist völlig erschöpft, wenn sie im Flüchtlingscamp in Gevgelija ankommen. "Vor allem viele der jüngeren Kinder (…) sind dehydriert oder haben Fieber, weil sie nächtelang im Freien schlafen mussten", schildert Lazovski die Lage in Mazedonien. "Kinder und Erwachsene gehen barfuß, weil ihre Schuhe vom vielen Laufen kaputtgegangen sind."
"Die Situation war für die Kinder sehr beängstigend"
Neben den Anstrengungen der wochenlangen Reise, warten nach dem Erreichen des Camps noch weitere Probleme auf die Jungen und Mädchen. "In dem Chaos wurden Kinder von ihren Familien getrennt und irrten allein an den Bahngleisen entlang. Mein Kollege und ich haben uns große Sorgen um ihre Sicherheit gemacht", sagt Lazovski. "Wir haben die Mädchen und Jungen in ein provisorisches Kinderschutz-Zelt gebracht. Die Situation war für die Kinder sehr beängstigend, aber zum Glück konnten alle Kinder später wieder mit ihren Familien zusammengebracht werden."
Psychologische Hilfe für Flüchtlingskinder
UNICEF ist vor Ort und hat sogenannte kinderfreundliche Zelte eingerichtet, in denen sich Kinder und Mütter aufhalten, erholen und ein Stück Normalität erfahren können. Zudem leistet das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen auch psychologische Hilfe. Lazovski: "Die meisten Kinder, mit denen ich gesprochen habe, wollen nicht über ihre Kriegserfahrungen reden, sondern lieber über ihre Träume. Alles, was die Familien wollen, ist ein Leben in Sicherheit und Frieden, ohne Angst vor Gewalt, Vertreibung und Tod."
Lamar will mit ihrer Mutter nach Deutschland
Die kleine Lamar ist eines dieser Kinder. Hinter der Vierjährigen liegt eine lange, gefährliche Reise aus Syrien. Wie ihre Mutter erzählt, sind ihr Haus und all ihr Hab und Gut niedergebrannt. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Deutschland. Dort lebt Lamars Vater schon seit vier Monaten. Die Sehnsucht nach der Wiedervereinigung der Familie und die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit geben Lamar und ihrer Mutter die Kraft für die Weiterreise. Bis beide wieder aufbrechen, spielt Lamar in einem der Zelte für Kinder – um wenigstens für einen Moment die beschwerliche Reise zu vergessen.
Flüchtlingskindern jetzt helfen
Auch wir unterstützen mit unserer Stiftung United Internet for UNICEF das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bei seiner wichtigen Arbeit für Flüchtlinge in Krisengebieten wie in Jemen, Südsudan, Zentralafrika oder Syrien und seinen Nachbarländern. Denn noch immer hält sich dort ein sehr großer Teil der fliehenden Menschen auf. Helfen Sie uns, damit wir gemeinsam Aleksandar Lazovskis Wunsch einen Schritt näher kommen: "Ich hoffe, dass die Kinder eines Tages das bekommen, was sie sich am meisten wünschen – ein ganz normales Leben."
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