- Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen sieht die Ernährungslage in Syrien äußerst kritisch.
- Zwölf Jahre Bürgerkrieg und die verheerenden Erdbeben im Februar setzen Millionen Kinder einem erhöhten Risiko für Mangelernährung aus.
- Fast 610.000 Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt, was zu nicht umkehrbaren körperlichen und kognitiven Schäden führt.
Der Konflikt in Syrien geht am 15. März 2023 in sein 13. Jahr und die Gewalt hält in mehreren Teilen des Landes, insbesondere im Nordwesten, unvermindert an. Nach wie vor kommt es zu schwerwiegenden Kinderrechtsverletzungen. Seit Beginn des Krieges wurden nach UN-Angaben fast 13.000 Kinder getötet oder verletzt. Kinder leben weiterhin in Angst vor Angriffen und Vertreibung, und die Zahl der mangelernährten Kinder nimmt zu.
Mangelernährung schwächt das Immunsystem und hat lebenslange Folgen
Schätzungen zufolge sind in Syrien mehr als 609.900 Kinder unter fünf Jahren durch chronische Mangelernährung in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Dies führt zu irreversiblen körperlichen und kognitiven Schäden bei den betroffenen Kindern und hat negative Folgen für ihre Lernfähigkeit, ihre Produktivität sowie ihr späteres Einkommen im Erwachsenenalter.
Auch die akute Mangelernährung bei Kindern nimmt zu. Die Zahl der 6 bis 59 Monate alten Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden, stieg 2022 um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wenn Kinder an akuter Mangelernährung leiden, wird ihr Immunsystem geschwächt. Betroffene Kinder haben ein elfmal höheres Risiko an Infektionskrankheiten zu sterben als gesunde Kinder.
Schwere Wirtschaftskrise verschärft täglichen Überlebenskampf
Steigende Preise und unzureichende Einkommen bedeuten, dass Millionen syrischer Familien in einer beispiellosen Wirtschaftskrise um ihr Überleben kämpfen. Nahezu 90 Prozent der Menschen in Syrien leben heute in Armut.
Bereits vor den tödlichen Erdbeben, die Syrien im Februar 2023 erschütterten, benötigten mehr als 3,75 Millionen Kinder im ganzen Land Ernährungshilfen, während landesweit fast sieben Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen waren.
"Die Kinder in Syrien können nicht länger warten. Nach jahrelangen Konflikten und zwei katastrophalen Erdbeben hängt ihre Zukunft am seidenen Faden", sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika.
Gesundheitsversorgung durch Erdbeben noch prekärer
Durch die Erdbeben wurden zahlreiche Häuser zerstört und viele Kinder haben aufgrund möglicher Nachbeben Angst, nach Hause zurückzukehren. Viele Familien sind obdachlos und leben unter beengten Verhältnissen in Notunterkünften und Lagern.
Bereits vor der Naturkatastrophe war die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen nicht funktionstüchtig. Viele Familien waren gezwungen, Behandlungen hinauszuzögern oder lange Reisen auf sich zu nehmen, sofern sie es sich leisten konnten. Schätzungen zufolge gibt es in Syrien nur noch 20.000 Ärztinnen und Ärzte.
Der jüngste Choleraausbruch und die Auswirkungen der Erdbeben üben zusätzlichen Druck auf die überlasteten öffentlichen Gesundheitsdienste und die Gesundheitsversorgung im Land aus. Es wird erwartet, dass sich der Zugang zu grundlegenden Gesundheits- und Ernährungsdiensten im Jahr 2023 weiter verschlechtern wird.
Hilfsprojekte für Syrien sind dramatisch unterfinanziert
In ganz Syrien setzt sich UNICEF dafür ein, Mangelernährung bei Kindern frühzeitig zu erkennen, und arbeitet mit Partnern zusammen, um lebensrettende Behandlungen für schwer akut mangelernährte Kinder bereitzustellen und weiter auszubauen.
Zur Prävention von Mangelernährung werden Mikronährstoffergänzungen, eine regelmäßige Überprüfung der Entwicklung der Kinder sowie Unterstützung beim Stillen und altersgerechter Beikost angeboten. UNICEF stellt zudem wichtige Gesundheitsdienste und -materialien sowie Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen bereit.
Schon vor den Erdbeben war der UNICEF-Nothilfeaufruf für Kinder in Syrien deutlich unterfinanziert, da nur ein Bruchteil der benötigten 328,5 Millionen US-Dollar zugesichert war. Mit der zusätzlichen Belastung durch die verheerende Naturkatastrophe ist der Bedarf an Hilfe noch dringlicher geworden. (sus/unicef)
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