Eine Regenschirm-Attacke gegen einen Fotografen brachte ihm in den Medien den Spitznamen "Prügelprinz" ein, ehe er bei der EXPO 2000 zum "Pinkelprinzen" avancierte – nachdem er beim Urinieren an den türkischen Pavillon abgelichtet worden war. Mittlerweile ist es um Ernst August von Hannover, der an diesem Montag 70 Jahre alt wird, ruhig geworden.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erinnert sich RTL-Adelsexperte
Wenn Michael Begasse, der seit über 25 Jahren von den europäischen Royals berichtet, an die späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre zurückdenkt, erscheint immer wieder ein Mann vor seinem geistigen Auge:
Adelsexperte: Darum war Ernst August früher eine "Schande für seine Zunft"
Mit Blick auf seine Skandale sei er in dieser Epoche in gewisser Weise eine "Schande für seine Zunft" gewesen. Begasse ordnet historisch ein: "Die Hannoveraner haben bis vor 123 Jahren noch den britischen Thron besetzt, also den König von Großbritannien gestellt. Zwar wurde der Adel in Deutschland 1918 abgeschafft, doch eines dürfen wir nicht vergessen:
Mittlerweile hat im Hause Hannover längst ein Generationenwechsel stattgefunden. Doch damals war er als Familienoberhaupt derjenige, der vor den Augen der Öffentlichkeit als wichtigster Vertreter in Erscheinung getreten ist.
Die Geburtsstunden des "Prügelprinzen" und des "Pinkelprinzen"
Die Fehltritte des Welfenprinzen, der zudem ein Urenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. ist, haben das ehemals königliche Haus Hannover zu dieser Zeit in kein gutes Licht gestellt. "Natürlich bleiben nicht nur seine verbalen, sondern auch seine körperlichen Attacken gegen Medienschaffende unvergessen", erklärt Begasse.
Damit spielt der langjährige Journalist vor allem auf zwei Eklats an, die bundesweit für Aufsehen gesorgt haben: die Geburtsstunde des "Prügelprinzen" im Januar 1998 und die "Pinkelprinz"-Affäre 2000 bei der Weltausstellung in Hannover.
Bei ersterem Ereignis prügelte Ernst August vor dem Gut Calenberg auf einen Fotografen und einen Kameramann, der die Szene filmte, ein, ehe er sich zwei Jahre später an einem EXPO-Pavillon erleichterte. Kurz darauf räumte der Welfenprinz das öffentliche Urinieren gegenüber der "FAZ" zwar ein, dementierte aber, dass dies – wie in den Medien zuvor berichtet – am türkischen Pavillon geschehen sei.
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Begasses erste Begegnung mit dem Welfenprinzen
Über das mediale Interesse, was seine Person angeht, war Ernst August von Hannover nie besonders "amused". Das bestätigt auch Begasse: "Ich weiß noch genau, dass jeder Filmbeitrag, den wir produziert haben, erst durch unsere Rechtsabteilung gehen musste, weil er in der Regel sofort seine Anwälte in die Spur geschickt hat. Es gab viele Dinge, die wir nicht sagen durften."
Zum Beispiel seien Begriffe wie "Prügelprinz" oder "Pinkelprinz" damals tabu gewesen: "Das war juristisch angreifbar." Inmitten dieser beiden legendären Skandale ist der Adelsexperte dem "König des Boulevards" erstmals persönlich begegnet: "Das war im Juli 1999 in Österreich. Ich erinnere mich noch gut daran, denn es war der Tag nach der Geburt seiner Tochter, Prinzessin Alexandra. Ich stand damals für die RTL-Sendung 'Punkt 12' für eine Live-Schalte direkt vor dem Krankenhaus. Plötzlich verließ eine Limousine die Klinik. In dem Auto saßen Ernst August von Hannover, Caroline von Monaco sowie das neugeborene Kind des Paares. Das Problem war: Da wir uns für die Live-Schalte mitten in der Ausfahrt des Krankenhauses platziert hatten, musste die Limousine warten."
Dieses Szenario, das auch weniger glimpflich hätte ausgehen können, hat der Adelsexperte bis heute nicht vergessen. Mit einem gewissen Augenzwinkern lässt er den für das Fernsehteam knisternden Moment noch einmal Revue passieren: "Ich habe direkt ins Auto geblickt und eine Entschlossenheit im Gesicht von Ernst August gesehen, die für mich keinen Zweifel daran gelassen hat, dass er den Fahrer jederzeit hätte anweisen können: ,Gib' Gas!'"
Ist er eigentlich noch mit Caroline von Monaco verheiratet?
Als Reporter habe er diese Jahre als "eine extrem spannende Zeit" in Erinnerung behalten: "So jemanden wie Ernst August von Hannover gab es bis dato noch nicht – und gibt es bis heute nicht." Wenige Monate vor der Geburt der gemeinsamen Tochter haben sich Ernst August und Caroline von Monaco aus dem Haus Grimaldi das Jawort gegeben.
Die Hochzeit des Nachkommens der Welfen und der Schwester des heutigen monegassischen Fürsten, Albert II., fand am 23. Januar 1999 statt. "Bis heute gibt es eine Frage, die mir im Rahmen meiner Vorträge am häufigsten gestellt wird", verrät Begasse und nennt jene Frage, die nach wie vor vielen Menschen unter den Fingernägeln brennt: "Sind die beiden eigentlich noch verheiratet?" Die Antwort ist eindeutig und für Außenstehende überraschend zugleich: "Ja, Ernst August und Caroline sind immer noch Mann und Frau – allerdings nur noch auf dem Papier. Seit ewigen Zeiten wurden sie nicht mehr gemeinsam gesehen."
Zu den Gründen, warum sich die Tochter des verstorbenen Fürsten Rainier III. nie hat scheiden lassen, hat der Adelsexperte eine klare Einschätzung parat: "Sollte sie das tun, würde Caroline die Anrede Königliche Hoheit verlieren. So einen Titel gibt man nicht so schnell auf. Zudem würde mit diesem Schritt eventuell eine negative Berichterstattung einhergehen, die wohl auch an der gemeinsamen Tochter Alexandra nicht spurlos vorbeigehen würde."
Kaum noch in den Schlagzeilen: Was macht eigentlich Ernst August von Hannover?
Da es um Ernst August inzwischen deutlich ruhiger geworden ist und weitere Eklats in den vergangenen Jahren größtenteils ausgeblieben sind, gibt es vermutlich auch keinen Anlass, um das Thema medial aufzuwärmen. Große Schlagzeilen rund um den nun 70-Jährigen hat es zuletzt nicht mehr gegeben.
Der einstige "Boulevard-König" lebt mittlerweile relativ zurückgezogen in seiner Wahlheimat Österreich. "Im Jahr 2011 war er noch einmal kurzzeitig Thema, weil er damals der Hochzeit von
"Ich war komplett entsetzt, wie das heutige Geburtstagskind mit Mitte/Ende 60 aussah. Auf den Fotos hatte er einen völlig wirren Blick. Zuvor war er ja nach diversen Attacken gegen Polizisten eine Zeit lang in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden."
Diese schwierigen Episoden seines Lebens scheint Ernst August von Hannover hinter sich gelassen zu haben, wie Begasse vermutet: "Wenn man ihn aktuell sieht, zum Beispiel hin und wieder beim Oktoberfest, dann meistens an der Seite von wechselnden Damen-Bekanntschaften, die ihm aber gutzutun scheinen.
Über die Frauen ist zwar relativ wenig bekannt, doch die Skandalzeit ist offenbar zu Ende. Ernst August ist jetzt mit 70 in einem Alter angekommen, in dem er vielleicht keine Lust oder Kraft mehr hat, um auf Presseleute loszugehen oder verbal irgendjemanden zu attackieren."
Was bleibt, ist "ein kleines Lächeln auf den Lippen"
Der Adelsexperte wünscht dem Welfenprinzen knapp 25 Jahre nach seiner allerersten Begegnung mit ihm "alles Gute" und hofft, "dass ihm die Ruhe, die er in den vergangenen Jahren ausgestrahlt hat, erhalten bleibt". Er selbst blicke mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen auf das Geburtstagskind, weil Ernst August in seiner Karriere als Promi- und Adels-Reporter schon eine große Nummer gewesen sei.
"Vielleicht hat er sogar ein bisschen dazu beigetragen, dass ich heute noch immer über die vielen Royals, die sich eher selten blamieren, berichte", schließt Michael Begasse und ergänzt: "Dieses kleine Lächeln auf den Lippen mit Blick auf die Vergangenheit wünsche ich auch Ernst August von Hannover."
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