- Die Fans feiern ihre Queen: Am Donnerstag sind Royalisten aus aller Welt zur "Trooping the Colour"-Parade vor den Buckingham Palast gekommen.
- Vieles ist wie immer - doch eine Sache ist anders: Harry, Meghan und Andrew dürfen zum ersten Mal nicht auf den Balkon.
- Fauxpas oder Verständnis: Das sagen die Menschen zu der Entscheidung der Queen.
"Sie kommt nicht." Der Satz ist kurz, die Erkenntnis hart. Die Queen zeigt sich nicht am Donnerstagmorgen bei der "Trooping the Colour"-Parade vom Buckingham Palace Richtung Trafalgar Square. Trevor Venn (71) weiß das, er war schon beim 25. und beim 50. Thronjubiläum dabei. Und beim 1. Geburtstag von
"Die Queen sitzt normalerweise in einer Kutsche und wird von
Charles, William und
Wer etwas sehen möchte, kommt früh. Debora (28) aus Apulien in Italien hat ihre Zelte bereits am Abend vorher aufgeschlagen - buchstäblich. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Irene (34) und Ilaria (32) hat sie ihr Zelt an einem der besten Plätze aufgebaut, nur ein paar Meter vom Buckingham Palace entfernt. So richtig nah kommt in diesem Jahr allerdings niemand ran, der kein Ticket hat: Direkt vor dem Palast steht eine große Bühne. Schon am Donnerstag muss jeder bezahlen, der dort sitzen möchte; am Samstagabend feiern Alicia Keys und Queen (die Band) dort schließlich eine "Party at the Palace" ("Party am Palast").
Doch dafür ist Debora nicht gekommen. Sie will die Königin sehen. "Ich habe sie am Remembrance Day im November um eine Stunde verpasst", erzählt sie. "Das soll nicht noch mal passieren."
Wirklich nötig ist es nicht unbedingt, sich im St. James's Park die Nacht um die Ohren zu schlagen. Wer am "Trooping the Colour"-Tag sehr früh an The Mall im St. James's Park ist, hat gute Chancen auf einen Platz mit Aussicht. Zwischen 6 und 7 Uhr füllen sich die Wege und Brücken durch den Park langsam, das Wetter ist hervorragend, die Übernachtungsgäste klettern aus ihren Schlafsäcken.
Alle sind gekommen, um "sie" zu feiern
Dann heißt es erst einmal: warten. Start der Parade ist erst um 10 Uhr. Auf die Stimmung schlägt das nicht. Alle sind gut gelaunt, jeder freut sich auf die royale Familie, alle reden und unterhalten sich miteinander - auf Englisch, Italienisch, Französisch, Deutsch. Die Welt vor dem Buckingham Palast hat nur ein Thema: Elizabeth.
Doch bei ihrem Namen wird sie nie genannt, auch als "Queen" bezeichnet sie keiner. Jeder spricht, beinahe ehrfürchtig, von "ihr". "Es ist Wahnsinn, dass sie so lange auf dem Thron sitzt", sagt Angela Venn (63), Trevors Frau. "Deswegen ist die Feier zum Thronjubiläum eine Erfahrung, die wir nur einmal im Leben machen werden - niemand wird nach ihr wieder so lange regieren." Zumindest nicht in nächster Zeit.
Die Queen, so scheint es, kann nichts falsch machen. Alle sind gekommen, um sie zu feiern. Ein paar Kinder, die in der Menge stehen und auf die Parade warten, stimmen alle paar Minuten "God Save the Queen" an. Viele Menschen haben Union-Jack-Flaggen dabei, halten sie in den Händen oder haben sie an die Absperrungen gehängt, andere um sich herumgewickelt. Sogar die Metropolitan Polizei kommt vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass die Union Jacks auch richtig herum hängen - natürlich im Spaß, aber alles soll perfekt sein für das Thronjubiläum. Die Menschen zeigen ihre Farben, was "Trooping the Colour" übersetzt auch bedeutet. Viele haben das schon oft mitgemacht.
Nicht alle Royals werden auf dem Balkon stehen - ein Problem für die Fans?
Eine Sache jedoch ist in diesem Jahr anders. Die Königin von England hat beschlossen, dass nur "working royals" der königlichen Familie mit zum traditionellen Familienfoto auf den Balkon des Buckingham Palastes dürfen. Das heißt:
Doch dann verstreicht die zweite Chance, die Queen an diesem Vormittag auf The Mall zu sehen - das Auto, in dem sie normalerweise sitzt, rollt leer vorbei. Sie kommt wirklich nicht, Trevor ist geknickt. "Jetzt bin ich traurig", sagt er.
Lea aus Halle glaubt zu wissen, was das Geheimnis der Königin ist. "Sie entscheidet sicher manchmal Dinge, mit denen nicht alle Menschen übereinstimmen." Die 21-Jährige ist Fan von Großbritannien, seit sie denken kann, kommt mehrmals im Jahr auf die Insel. Diesmal ist sie auch extra aus Deutschland angereist. "Aber auch wenn viele Menschen nicht immer alles nachvollziehen können: Die Leute kommen trotzdem zu allen Feiern und zeigen ihre Verbundenheit mit der Queen", ist sie sich sicher.
Dafür muss die Königin nicht einmal selbst an der Parade teilnehmen. Wer 70 Jahre lang seinem Land dient, hat Liebe verdient.
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