Ab dem 25. Dezember zeigt RTL die "Neuen Geschichten vom Pumuckl". Eine wunderbare Fortführung des Fernsehklassikers, das dem Original in nichts nachsteht und die Frage klärt: Was hat der Kobold eigentlich die letzten 30 Jahre gemacht?
Natürlich ist ein Unterschied zu sehen, als die Kamera die Dächer von München einfängt. Das Bild ist schärfer, alles wirkt klarer. Und doch ist es, als käme man nach Hause: die gelbe, tanzende Comic-Schrift. Der Kinderchor, der "Hurra, Hurra, der Kobold mit dem roten Haar" mehr kreischt als singt. Diese sehr spezielle Stimme, mit der sich Hans Clarin in Generationen von Kinderherzen gejauchzt hat. Es fühlt sich schon während des Vorspanns alles "richtig" an. Der Pumuckl ist wieder da. Diesmal wirklich.
Mit der Figur des frechen Kobolds mit roten Zauselhaaren, gelbem T-Shirt und grüner Hose schuf Ellis Kaut 1962 einen Kinderklassiker. Zunächst als Hörspiel-Reihe konzipiert, folgten Bücher und ab 1982 die Fernsehserie "Meister Eder und sein Pumuckl" mit Gustl Bayrhammer in der Hauptrolle. Mit seinem Tod 1993 und einem letzten Film ("Pumuckl und der blaue Klabauter"), der ein Jahr später ins Kino kam, endete die klassische Pumuckl-Reihe, ohne ganz zu verschwinden.
Unzählige Hörspiele folgten, "Pumuckl TV", eine weitere Fernsehserie, Filme und sogar ein Musical. Die Fans, die mit Gustl Bayrhammer und Hans Clarin als Stimme des Pumuckl aufgewachsen sind, konnten aber wenig mit den nachfolgenden Versuchen anfangen.
Umso genauer werden jetzt die Versuche von RTL beäugt, den klassischen Pumuckl wiederaufleben zu lassen. Ab dem 25. Dezember strahlt der Sender 13 neue Folgen aus, im Streaming-Angebot sind schon alle Episoden verfügbar. Doch nach den ersten Sekunden verfliegen alle Bedenken. Als Regisseur wurde Marcus H. Rosenmüller verpflichtet, der mit "Wer früher stirbt ist länger tot" den bayerischen Heimatfilm entstaubte. Er hat die originale Werkstatt Meister Eders, die 1985 abgerissen wurde, detailgetreu in einer alten Münchner Industriehalle nachgebaut. Alles sieht noch genauso aus - selbst das blaue Bett und die Schiffschaukel stehen noch dort.
Am liebsten macht er Schabernack
"Neue Geschichten vom Pumuckl" beginnt so, wie es auch einst die originale Serie tat: mit der Entdeckung des Pumuckls. Meister Eder ist seit 30 Jahren tot, seine Werkstatt steht seitdem leer. Angesichts der Immobilienpreise in München ist das zwar nur schwer vorstellbar, doch darüber lässt sich hinwegsehen.
Neffe Florian Eder (Florian Brückner) und seine Schwester Bärbel (Ina Meling) wollen das Gebäude verkaufen und werden gleich von einer alten Bekannten begrüßt: Hausmeisterin Frau Stürtzlinger, dargestellt von Ilse Neubauer, die bereits in der originalen Serie diese Rolle spielte. Sie öffnet die Tür und sagt: "Es ist alles wie damals. Als ob er grad weggegangen wär, der Herr Eder."
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Kaum in der verstaubten Werkstatt angekommen, geschehen seltsame Dinge. Wie in der ersten Folge im Jahr 1982 beginnt der Stechbeitel zu schweben - nur dass diesmal nicht die durchsichtigen Fäden zu sehen sind, an denen er hängt. Florian Eder vermutet ein Tier, wirft einen Holzhammer, der landet aber nicht am Leimtopf, sondern in einem Haufen Bretter, wirft sie um, dann kippt noch der klebrige Eimer auf die Arbeitsfläche, mit demselben Ergebnis wie 1982: Da steht er, der Pumuckl. Beziehungsweise, da klebt er und verkündet, dass er jetzt beim neuen Meister Eder bleiben muss: Er wurde sichtbar, "Koboldgesetz".
Und tatsächlich ist das ein ergreifender Moment, wie der kleine Pumuckl sich materialisiert. Ohne Modernisierung, mit der die Neuauflagen von "Wickie" und "Biene Maja" Fans verschreckten, mit dem kleinen Bäuchlein, das herausragt, immer noch in 2D. Mit der markanten Stimme, die alle lieben, ermöglicht durch eine KI, die Kabarettist Maxi Schaffroths Synchronisation in Hans Clarin verwandelt. Wer da Unterschiede ausmachen will, muss schon ganz genau hinhören.
Was macht eigentlich der Herr Eder?
So ist es "Neue Geschichten vom Pumuckl" in 13 Folgen wirklich gelungen, den Charme des Originals einzufangen und sogar Neues einzuflechten, das die ursprüngliche Serie ihrem Publikum nicht zugemutet hätte. Die dritte Episode zum Beispiel dreht sich darum, was eigentlich aus Herrn Eder wurde. Der Pumuckl weiß zwar: "Der ist mausetot."
Aber: "Irgendwann muss damit ja mal Schluss sein." Also geht er mit Florian Eder zum Friedhof und beginnt zu buddeln, bis seiner neuer Freund ihm erklärt, was es bedeutetet, tot zu sein. Und der Pumuckl verrät, was er all die Jahrzehnte gemacht hat: "Koboldsarbeit."
In der neuen Serie kommt es natürlich, wie es kommen muss: Florian Eder übernimmt die Schreinerei seines Onkels und freundet sich mit dem Pumuckl an. Am Ende einer Folge steht er zusammen mit seiner Schwester vor der Werkstatttür, schaut auf das Schild über dem Schaufenster, auf dem "Schreinerei Franz Eder" steht, und sie sagt: "Da musst du gar nicht viel verändern." Das lässt sich genau so auf die "Neuen Geschichten vom Pumuckl" übertragen. Was damals funktioniert hat, funktioniert auch noch heute. Irgendwie schön, gerade zu Weihnachten.
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