Am Ende ist dann doch alles so, wie man es von Beginn an vermutet und natürlich auch schon gesehen hatte: Greta Exner brachte ihren notorisch fremdgehenden Mann um und konnte von Kommissar Klaus Borowski mit einem Trick überführt werden. Der neueste Kieler "Tatort: Borowski und der Wiedergänger" lebt in großem Maße auch von der überzeugenden Darstellung einer erfolgreichen Unternehmerin, die gleichzeitig im Privatleben das Dasein einer enttäuschten und frustrierten Ehefrau fristet. Als sie erfährt, dass ihr Mann bereits Mordpläne gegen sie ausarbeitet, kommt sie ihm zuvor...
Gespielt wird Greta Exner von der erfahrenen Schauspielerin Cordelia Wege (47), die - trotz vieler TV-Rollen in den letzten Jahren - leider noch nicht jedermann ein Begriff ist. Das liegt vor allem daran, dass der Fokus ihrer Karriere in erster Linie auf dem Theaterspiel lag und liegt - und nicht unbedingt vor der Kamera. Wege wurde 1976 in Halle an der Saale geboren und lernte ihr Handwerk von der Pike auf an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Bereits 1997 bekam sie im Rahmen einer Studentenaufführung ihren ersten Solopreis. Es folgten zahlreiche Engagements an renommierten Häusern wie unter anderem der Volksbühne Berlin, dem Schauspielhaus Hamburg, dem Schauspiel Leipzig, dem Deutschen Theater Berlin oder dem Berliner Ensemble.
Cordelia Wege: "Ein merkwürdiges Psychogramm"
Verheiratet ist die vierfache Mutter im Übrigen auch mit dem bekannten Theaterregisseur Sebastian Hartmann (55), der unter anderem auch schon am Burgtheater in Wien inszenierte. Parallel zu ihrer herausragenden Theaterkarriere war Wege jedoch auch schon in zahlreichen TV-Serien und Krimireihen zu sehen. In ihrer Vita finden sich unter anderem Rollen in "Ein Fall für zwei", "Notruf Hafenkante, "Polizeiruf 110", "Kommissarin Heller" oder auch in "Dark".
Sogar im "Tatort"-Kosmos war Wege bereits einmal zu sehen: 2005 spielte sich im Lena-Odenthal-"Tatort: Letzte Zweifel" an der Seite von Ulrike Folkerts (62) allerdings eine eher kleinere Rolle. Jetzt übernahm sie zum Glück den zentralen Charakter des aktuellen Borowski-Falles. Ihre Rolle der Greta Exner konnte sie im Übrigen bis zuletzt selbst nicht wirklich greifen, wie sie vorab im Interview verriet: "Anfangs glaubte ich, Greta sei 'gewieft', sie spiele mit den Menschen, die ihr begegnen, sie hätte die Situation meist unter Kontrolle."
Je länger sie jedoch mit ihr zu tun gehabt habe, desto schwieriger lesbar und erkennbar wurde für sie der Charakter: "Was ist 'pur' - ehrlich, ernst, wahrhaft - gemeint und was ist 'gemacht?'" Sie sei zwar der Beantwortung dieser Fragen nähergekommen, sie könne aber nicht behaupten, diese Figur ganz zu durchschauen: "Das mag absurd klingen, weil ich sie ja gespielt habe, aber es ist so." Für sie sei so während der Dreharbeiten ein ziemlich merkwürdiges Psychogramm entstanden.
Doch genau diese Ambivalenz, diese Tiefe und diese Unsicherheit geben dem Spiel von Cordelia Wege eine unglaubliche Präsenz und einen bemerkenswerten Realismus, der den guten Krimi auf eine deutlich höhere Ebene hievt. Bleibt nur zu hoffen, dass Cordelia Wege auch in Zukunft tragende Rollen in großen deutschen TV- oder Kino-Produktionen angeboten und von ihr angenommen werden. Der deutschen Schauspiellandschaft würde mehr Cordelia Wege in jedem Fall gut zu Gesicht stehen. Bald wird Wegen zumindest schon einmal im "Nord bei Nordwest"-Ableger "Nord bei Nordost: Westend" zu sehen sein, dessen Ausstrahlung noch im Jahr 2024 angekündigt wurde. (dr/spot) © spot on news
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