"Bros" ist eine romantische Komödie, wie es viele gibt: Zwei Menschen sehen sich, verlieben sich ineinander, es folgen zahlreiche, meist hausgemachte Irrungen und Wirrungen – und am Ende liegen sie sich doch in den Armen. Und meist mehr oder weniger bekleidet im Bett.
Doch hier sind es Bobby (Billy Eichner) und Aaron (Luke Macfarlane), die aneinander Gefallen finden. Schwule Männer nicht als lustiger bester Freund, auch nicht als verzweifelte Cowboys, die ihre Sexualität nicht ausleben können. Sondern als Objekte gegenseitiger Begierde. Dazu gibt es viel Wortwitz und eine Menge peinliche und auch sehr explizite Szenen. Und zum ersten Mal bei so einer Konstellation auch den Segen Hollywoods, denn mit Universal steht ein großes Studio dahinter.
Regisseur Nicholas Stoller, der zusammen mit Eichner auch das Drehbuch schrieb, erzählt im Interview von seiner Rom-Com-Liebe (romantische Komödie, Anm. d. Red.), der Wichtigkeit einer ehrlichen Darstellung und verrät, ob auch Heteros ins Kino gehen sollten.
"Bros" gilt als echter Meilenstein, denn zum ersten Mal stehen in einer romantischen Komödie zwei Männer im Mittelpunkt und ein großes Hollywood-Filmstudio hinter dem Projekt. Gab es einen besonderen Druck, eine Erwartungshaltung, die spürbar war?
Nun, als Billy [Eichner, Hauptdarsteller und Drehbuchautor] und ich uns zusammengesetzt haben, ging es nicht darum, etwas Historisches zu erschaffen. Wir wollten einfach nur seine Geschichte ganz ehrlich erzählen – und das auf die witzigste Art und Weise, die möglich ist.
Witzig sind die knapp zwei Stunden im Kino auf jeden Fall, aber an manchen Stellen sollte man sein Taschentuch vielleicht bereithalten.
Klar, denn gleichzeitig will ich auch die Leute zum Weinen bringen. Es ist ein ganz besonderer "magischer Trick": Bring die Leute zum Lachen, und sie lachen und lachen … und dann lass sie plötzlich weinen. Und genau dafür liebe ich romantische Komödien! Es ist einfach auch das menschlichste aller Genres. In dem Moment, wo man nicht über, sondern mit einer Figur lacht, identifiziert man sich auch mit ihr.
Es ist ein LGTBQ+-Film für ein LGTBQ+-Publikum – aber auch für Heterosexuelle?
Ich wünsche mir natürlich für den Film, dass man ihn sich auch als heterosexueller Mensch anschaut, einfach weil man Fan von Komödien ist. Vielleicht ist man zunächst unsicher, ob man sich darin wiederfindet. Aber dann ist man am Ende doch verliebt in die beiden Hauptfiguren und wünscht sich, dass sie zusammen sind. Und auf diese Weise identifiziert man sich dann auch mit der Geschichte insgesamt, und das ist es, was uns alle als Menschen zusammenbringt. Und das ist auch, was die besten romantischen Komödien schaffen.
Bei Sex-Szenen bleiben die Unterhosen an
In "Bros" gibt es einige Szenen, die expliziter sind, als man es von romantischen Komödien kennt – bisher! Könnte der Film eine Art Eisbrecher sein, dass auch andere Filme mutiger werden und all das Zwischenmenschliche auf eine ehrlichere Art gezeigt wird? Sex-Szenen mit BH – das glaubt doch einfach wirklich niemand …
Alle Filme, die ich gedreht habe – ob "Nie wieder Sex mit der Ex" oder "Fast verheiratet" – waren so realistisch, wie möglich. Ich will Menschen zeigen, wie sie wirklich sind. Aber meine Version von "den BH beim Sex anbehalten" ist in "Bros" wohl, wenn beim Sex die Unterhosen oben bleiben. Das ist auch nicht realistisch – aber mehr konnte ich wirklich nicht zeigen (lacht). Aber ja, ich glaube, umso realistischer und ehrlicher eine Geschichte erzählt wird, umso eher wird ein Film ein Klassiker. Bei "Harry und Sally" zum Beispiel erinnert sich wohl jeder an die romantische Rede am Ende. Aber der Film ist vor allem auch die Geschichte zweier ziemlich kaputter Leute, die versuchen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Er ist daraus entstanden, dass Nora Ephron (Drehbuch), Rob Reiner (Regie) und Billy Chrystal ("Harry") über Jahre über Liebe und Beziehungen gesprochen haben. Da kommen die besten Geschichten her, von echten Erfahrungen echter Menschen. Es ist mein Ziel, das Genre insgesamt voranzubringen und natürlich auch andere dazu zu inspirieren, ihre eigenen wahren Geschichten zu erzählen.
Es gibt in dem Film keine einzige unsympathische Figur. Ist das ein Zufall?
Ich liebe alle Figuren in allen meinen Filmen. Ich denke, ich hoffe, dass man darin kaum einen Charakter findet, den man nicht mögen kann. Ich glaube wirklich, dass Menschen gut sein wollen, die allermeisten zumindest. In dem Moment, in dem man jemanden als "Bad Guy" darstellt, ergibt die Geschichte oft keinen Sinn mehr, fühlt sich nicht realistisch an. Menschen verhalten sich so, wie sie es tun, aus dem Erlebten heraus oder weil sie sich schützen wollen. Und das ist viel nachvollziehbarer. Und wie gesagt: Je mehr man sich mit der Geschichte identifizieren kann, umso mehr hat man zu lachen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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