Bislang war die vierte Staffel von "Game of Thrones" nur dem kleinen Kreis der Pay-TV-Schauer in Deutschland bekannt. Jetzt kommen endlich auch alle anderen in den Genuss. Doch was macht die Serie eigentlich so großartig?
SPOILER-ALARM: Wer die dritte Staffel noch nicht zu Ende gesehen hat, sollte wohl lieber nicht weiterlesen. Auch das eine oder andere Detail aus Staffel vier wird verraten.
Auf den ersten Blick passiert in "Two Swords", der ersten Folge der vierten Staffel von "Game of Thrones", nicht sonderlich viel - abgesehen von einem recht blutigen Kneipengemetzel am Ende. In aller Ruhe werden die losen Enden der dritten Staffel wieder aufgenommen, neue Figuren in Stellung gebracht und die alten weiterentwickelt. Das meiste spielt sich hinter den Kulissen, beinahe unmerklich, ab. In der ersten Folge wird wieder mehr manipuliert als massakriert - und so cool muss man erst mal sein, sich diese Zeit zu nehmen.
Keiner ist vor dem Tod sicher
Spätestens am Ende der dritten Staffel von "Game of Thrones" war auch dem Letzten klar: Sicher ist hier keiner, und sei seine Rolle noch so groß und scheinbar noch so wichtig. Robb Stark (Richard Madden) will König des Nordens werden und schlägt sich fast zwei Staffeln lang mit den Lennisters herum - klingt, als stehe der Figur nach mühevollem Aufbau eine große Zukunft bevor. Nicht so bei "Game of Thrones". Da wird eine Hochzeit schon mal zur "Red Wedding", bei der nicht nur Robb, sondern auch seine schwangere Frau, seine Mutter und der Großteil seines Heeres mal so eben niedergemetzelt werden. Wieder ein paar Hauptfiguren weniger.
Es ist aber nicht die schiere Anzahl der Leichen, die fasziniert. Dass es wirklich jeden treffen kann, macht die Serie so unberechenbar. Und Leser der Bücher von George R. R. Martin wissen: Demnächst sind zur Abwechslung auch mal Fieslinge dran - ob und wann das auch in der TV-Serie geschieht, lassen wir an dieser Stelle mal offen.
Es gibt Drachen!
Mittelalter und Intrigen - da kann man sich auch die "Wanderhure" anschauen, mag so mancher denken. Kann man machen, dann verpasst man aber die Drachen. Die sind in Staffel vier schon ordentlich gewachsen (und sehen hervorragend aus) und symbolisieren eines der Hauptthemen der Serie: Haben die Figuren wirklich die Kontrolle über das, was sie da anzetteln? Selbst Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), immerhin "Mutter der Drachen", blickt einmal in die hässliche und wütende Fratze des größten Drachens Drogon und ist sich ihrer Sache plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Aber davon abgesehen ist es das fantastische Element, das "Game of Thrones" von anderen Intrigenschauspielen abhebt. Weil es nicht zum Selbstzweck verkommt, weil man so schön Drachen herumflattern und gruselige Weiße Wanderer mit leuchtend blauen Augen aus der Schneeverwehung stapfen sehen kann. Und weil sich das so perfekt in die Story einfügt, dass man sich am Ende überhaupt nicht mehr darüber wundert, dass da Drachen herumflattern. Das Unglaubliche an "Game of Thrones" sind ohnehin nicht die Fantasiewesen - sondern mit welcher Skrupellosigkeit die Menschen agieren.
Die Figuren entwickeln sich weiter
Die Zeiten, in denen Drehbuchautoren am Anfang einer Serie die Charaktereigenschaften einer Figur auf einen Zettel schrieben und dann ins Archiv legten, sind schon lange vorbei. Aber so konsequent wie bei "Game of Thrones" wurde die Weiterentwicklung der Figuren bislang selten betrieben. Am besten sieht man das wohl an Jaime Lennister (Nikolaj Coster-Waldau), einst der arrogante "Königsmörder", den außer seiner Frisur, dem nächsten Schwertkampf und den weiblichen Vorzügen seiner Schwester Cersei (Lena Headey) wenig interessierte.
Schon in Staffel drei wurde er von seinem hohen Ross geschubst und in den Dreck gezogen, verlor seine Schwerthand und musste erkennen, dass es auch Frauen gibt, die seinem Charme nicht erliegen - und plötzlich findet man ihn sympathisch. Der Beginn der vierten Staffel verspricht dahingehend auch einiges: Zurück in Königsmund bekommt Jaime eine goldene Hand, die seine Kampfhand ersetzt, und stellt sich gegen seinen Vater, dessen Liebling und ganzer Stolz er einst war. Und Cersei will von seinen Avancen nichts mehr wissen. Jaime lässt das allerdings nicht auf sich sitzen, so viel sei verraten.
Ein weiterer WTF-Moment der vierten Staffel: Dass Daenerys schon längst nicht mehr das kleine, schüchterne Mädchen ist, sondern die härteste Kriegsherrin seit Ursula von der Leyen - daran hat man sich gewöhnt. Dass nun aber auch Arya Stark (Maisie Williams) an der Seite ihres unwahrscheinlichen Begleiters Sandor "Bluthund" Clegane (Rory McCann) langsam aber sicher zur eiskalten Killerin mutiert, kommt nicht nur für den armen Kerl, dem am Ende der Folge eine "Nadel" im Hals steckt, ein wenig überraschend.
Fernsehen sah nie besser aus!
Dass die vierte Staffel mit einer Szene beginnt, die direkt aus "Herr der Ringe" stammen könnte, ist hingegen keine Überraschung. Was hat man in den vergangenen Staffeln nicht schon alles gesehen? Monumentale Schlachtenszenen, die riesige Mauer, das bunte Treiben in Königsmund, die karge Festung Drachenstein von Stannis Baratheon (Stephen Dillane), die weiten Grasfelder und Wüsten von Essos - Kulissen, angesichts derer sich 90 Prozent aller Hollywood-Produktionsdesigner zum Schämen in die Ecke stellen müssen. Vom Vorspann, der alleine kunstvoller und spannender ist als eine ganze Staffel "CSI", ganz zu schweigen. Und jetzt kommen auch noch die Drachen!
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.