Nach ihr wurde einer der bedeutendsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum benannt. Im Biopic "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" erzählt Margarethe von Trotta über die dramatische Liebesbeziehung der Schriftstellerin mit Max Frisch.
Wer sich für Literatur interessiert, kennt vermutlich auch den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die renommierte Auszeichnung wurde 1976 in Gedenken an die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) von ihrer Geburtsstadt Klagenfurt gestiftet.
Ein Jahr später begannen die jährlichen Verleihungen. Im Biopic "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste", das kurz nach ihrem 50. Todestag am 19. Oktober in den Kinos startet, erzählt Drehbuchautorin und Regisseurin Margarethe von Trotta (81) von der privaten Ingeborg Bachmann.
Wer war Ingeborg Bachmann - und vor allem wie liebte sie?
Insbesondere geht es um die leidenschaftliche, aber auch zerstörerische Liebesbeziehung der österreichischen Lyrikerin mit dem Schweizer Schriftsteller und Architekten Max Frisch (1911-1991, "Homo faber"). Gespielt wird Bachmann von der charismatischen
Als Bachmann und Frisch sich 1958 in Paris begegnen, sind sie längst Stars am Literaturhimmel. Schnell ist klar: "Du wirst mich unglücklich machen, aber das Wagnis werde ich auf mich nehmen."
Von 1958 bis 1963 leben die beiden erst gemeinsam in seinem Heimatstadt Zürich und dann an ihrem Sehnsuchtsort Rom. Doch ihre Selbständigkeit, seine Eifersucht, künstlerische Auseinandersetzungen und die unterschiedliche Heimatbezogenheit führen zu einem dramatischen Ende ihrer Beziehung. Dieses Ende versucht die körperlich gezeichnete Bachmann mit einem Selbstfindungstrip inklusive Gruppensex in der titelgebenden ägyptische Wüste zu verarbeiten ...
Intensive Auseinandersetzung mit einer komplizierten Beziehung
Nach einem an Horrorfilme erinnernden Intro wechselt Margarethe von Trotta immer wieder die Zeitebenen. Einerseits erzählt sie die Liebesgeschichte zwischen "Bachmann & Frisch", so der Arbeitstitel des Films, andererseits über die Verarbeitungsreise. Was am Anfang interessant ist, nutzt sich mit der Zeit ein wenig ab - auch weil die Beziehungspassagen spannender sind.
Nichtsdestotrotz ist der Film als Porträt eines Paares sehenswert, das zwar wollte, aber nicht konnte, wie es wollte - "Diese Trennung war die größte Niederlage meines Lebens". Was auch daran liegt, dass von Trotta von einer unabhängigen Frau erzählt, die sich nicht in die gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen einfügen wollte und konnte: "Die Ehe ist eine ganz unmögliche Institution für eine Frau die arbeitet, die denkt und die selber etwas will", beklagt Bachmann an einer Stelle gegenüber Frisch. An anderer sagt sie: "Alle hatten die Neigung die natürlichen Klammern zu lösen, um dann keinen Halt in der Welt mehr zu finden."
Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld machen Eindruck
"Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" kann vielleicht nicht ganz mit von Trottas Biopic "Hannah Arendt" (2012) über die jüdische Publizistin mit Barbara Sukowa (73) in der Titelrolle mithalten oder mit Maria Schraders (58) "Vor der Morgenröte" (2016) über den österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig (1881-1942, gespielt von Josef Hader, 61). Einen bleibenden Eindruck und damit ein Gefühl für die Frau hinter dem bedeutenden Literaturpreis hinterlässt er aber allemal.
Das wiederum ist auch Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld zu verdanken. Wenngleich seine Rolle in manchen Szenen etwas holzschnittartig angelegt ist, schaut man beiden sehr gerne bei ihrem Spiel zu. Ebenfalls bemerkenswert sind Basil Eidenbenz (30) als mit Bachmann befreundeter Komponist Hans Werner Henze (1926-2012) und Tobias Resch (geb. 1996) als Wüstenbegleiter und Schriftsteller Adolf Opel (1935-2018). Für beide war Ingeborg Bachmann wohl so etwas wie eine Muse, vielleicht gerade weil sie aus ihrer Einsamkeit keinen Hehl machte: "Ich glaube, dass alle Menschen in allen Beziehungen aneinander vorbeireden. Im Grunde ist jeder allein mit seinen unübersetzbaren Gedanken und Gefühlen." © 1&1 Mail & Media/spot on news
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