- Mit "The Suicide Squad" untermauert James Gunn seinen Ruf als König der Comic-Verfilmungen.
- Im Interview mit unserer Redaktion hat der Regisseur verraten, warum er sich bei freier Auswahl aus dem DC-Kosmos ausgerechnet für diese wilde Truppe entschieden hat.
- Er liebt alle seine Charaktere - und beschert den meisten von ihnen, zum großen Vergnügen der Zuschauer, trotzdem einen blutigen Abgang.
Dass Regisseur James Gunn ein Faible für Anti-Helden hat, ist für Freunde von Superhelden-Filmen wahrlich keine Überraschung. Mit "Guardians of the Galaxy" und der Fortsetzung schenkte er dem Marvel-Kosmos zwei Kassenschlager, machte die Chaos-Truppe zu Fan-Lieblingen und war dadurch natürlich auch mitverantwortlich für den Riesenerfolg von "Infinity War" und "Endgame".
Nach einer Kontroverse um alte Tweets und dem damit verbundenen temporären Rausschmiss bei Disney, schnappte sich Warner den Regisseur für das DC-Universum. Hier war frischer Wind gefragt, denn trotz eigentlich großartiger Figuren und einzelner Kassenschlager ("Aquaman" mit
"Als Toby Emmerich [Chairman von Warner Bros., Anm. der Red.] zu mir kam und sagte: 'Wir geben dir alles! Was auch immer du machen willst, kannst du machen', habe ich tatsächlich viele verschiedene Projekte in Erwägung gezogen", verrät Gunn im Interview mit unserer Redaktion. "Und ich habe ein bisschen weiter gedacht, Skizzen gemacht, Geschichten mit verschiedenen Charakteren notiert."
James Gunn ist ein "Suicide Squad"-Fan der ersten Stunde
James Gunn ist ein Comic-Nerd und liebt seinen Job. Die Begeisterung ist ihm anzumerken: "Ich war ein Fan des "Suicide Squad", seit John Ostrander [zusammen mit Kim Yale Autor der Reihe, Anm. d. Red.] seine Comics in den späten 1980ern veröffentlichte. Ich dachte immer, dass sie einen tollen Film ergeben würden und war ziemlich eifersüchtig, als David Ayer dann 2016 seinen Film herausgebracht hat."
Ayers Version des Himmelfahrtskommandos war 2016 zwar finanziell durchaus ein Erfolg, fiel aber bei Comicfans durch und wurde von den Kritikern geradezu zerrissen. Ähnlich wie bei Zac Snyders "Justice League" hatte es Differenzen mit dem Studio gegeben. Die letztendlich veröffentlichten Fassungen ihrer Filme waren weder in Ayers noch in Snyders Sinn.
Während bei letzterem die von Fans initiierte und von Stars wie Gal Gadot ("Wonder Woman") unterstützte Kampagne #realeasethesnydercut Erfolg hatte und "Justice League" in neuer, deutlich düsterer Version veröffentlich wurde, ist bei Ayers Film eher nicht mehr damit zu rechnen - erst recht nicht, seit James Gunns Film nun draußen ist.
Dass das an Ayer nagt, wundert kaum. "Ich habe mein Leben in "Suicide Squad" gesteckt. [...] Der Schnitt des Studios ist nicht mein Film", so Ayer in einem Statement, das er Ende Juli veröffentlichte. Sein Projekt, heißt es darin weiter, "... wurde in Stücke gerissen und sie wollten es in 'Deadpool' verwandeln, was es einfach nicht war." Gegen Gunn richtet sich sein Groll allerdings nicht. Auf ihn sei er "stolz und aufgeregt über den kommenden Erfolg".
Gunns Film ist weder eine Fortsetzung noch ein Reboot. Vielmehr geht er die Story an, als hätte es den andern Film nie gegeben. "Was mich dann am Ende doch am meisten gereizt hat - vor allem auf kreativer Ebene -, war die Möglichkeit, das Suicide Squad zurück zu seinem Ursprung zu führen, der so stark war in den John-Ostrander-Büchern", erklärt er per Zoom.
"Diese Geschichten einer Gruppe entrechteter Superhelden, die von der US-Regierung als ersetzbar angesehen wurden und deswegen in Geheimoperationen auf Selbstmordmissionen geschickt wurden ... diese Geschichte zu ihrem Kern zurückzubringen, das war das Wichtige für mich. Und ab da wurde es dann wild (lacht)."
Neben den bereits bekannten Figuren wie Colonel Rick Flag oder natürlich der wunderbar durchgeknallten Harley Quinn sind ein paar Anti-Helden mit recht ungewöhnlichen Superkräften dabei. Etwa Polka-Dot Man, der bunte Punkte erbricht und sie als tödliche Waffe nutzt. Oder Weasel, der ... nun ja ... ein schielendes menschengroßes Wiesel ist. Oder Ratcatcher, die Ratten befehligt und meistens müde ist. Der Einfachheit halber hier eine Liste der illustren Gestalten des Films - weder in alphabetischer Reihenfolge noch nach ihrem Auftreten und schon gar nicht in der Reihenfolge ihres Ablebens:
Idris Elba als Bloodsport- Joel Kinnaman als Colonel Rick Flag
- Margot Robbie natürlich wieder als Harley Quinn
- John Cena als Peacemaker
- Jai Courtney als Captain Boomerang
- David Dastmalchian als Polka-Dot Man
- Daniela Melchior als Ratcatcher 2
- Sean Gunn als Weasel
- Michael Rooker als Savant
- Nathan Fillion als T.D.K.
- Steve Agee als King Shark - mit der Stimme von Sylvester Stallone
- Pete Davidson als Blackguard
- Mayling Ng als Mongal
- Flula Borg als Javelin
Seien Sie unbesorgt - es ist keine Schande, wenn Sie nicht jeden dieser Helden aus der dritten DC-Reihe vorher kannten. Und noch weniger schlimm ist es, wenn Sie beim Tippspiel zu den Überlebenschancen der Charaktere total daneben liegen. Eine der ganz großen Stärken von James Gunn und seinem Film ist nämlich das Überraschungsmoment beim ohnehin absolut verschwenderischen Umgang mit den Leben der Figuren. "Don't get too attached" ("Gewöhnen Sie sich nicht zu sehr an sie") heißt es nicht umsonst auf den Plakaten zum Film.
Ein blutiges und sehr unterhaltsames Vergnügen
Ein Motto, an das sich auch Gunn halten musste, trotz tiefer Verbundenheit. Gefragt nach seiner Lieblingsfigur kann er nur lachend abwinken: "Sie sind fast wie Kinder für mich, und ich liebe sie alle! Ich liebe Harley, ich liebe die Arbeit mit Margot [Robbie]. Harley ist schon immer ein großartiger Charakter gewesen! Und natürlich liebe ich Peacemaker, denn ich habe eine ganze TV-Serie mit ihm entwickelt [voraussichtl. Januar 2022]. Ich liebe Weasel - meiner Meinung nach einer der besten Superschurken auf der Leinwand. Ich liebe Ratcatcher, sie ist eine so liebevolle Figur; wunderbar zum Leben erweckt durch Daniela [Melchior]. Ich mag einfach jeden Charakter auf seine Art."
Zum Glück haben diese väterlichen Gefühle Gunn nicht davon abgehalten, einem Großteil seiner Lieblinge einen vollkommen irren, über alle Maßen brutalen und teilweise sehr frühen Abgang zu bescheren. Neben dem exzessiven Einsatz von Filmblut und wunderbar ekligen CGI-Effekten besticht "The Suicide Squad" mit seinem Humor, der den Spagat zwischen Penis-Witzen und geradezu liebevollen Neckereien wagt und ganz wunderbar besteht - und einem Endgegner, der so over-the-top ist, wie es unterhaltsamer kaum geht.
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