Mit "Avengers: Age of Ultron" beendet das Marvel-Studio Phase 2 in seinem Erzähl-Universum. Der Erfolg des Films ist garantiert - und was kann bei einem Cast mit acht Superstars und dem erklärten Liebling der Fans auf dem Regiestuhl schon schiefgehen? Leider eine ganze Menge.

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Die Avengers haben sich weiterentwickelt: Aus dem zerstrittenen, aber schlagkräftigen Haufen aus Teil 1 ist zu Beginn von "Avengers: Age of Ultron" eine perfekt abgestimmte Einsatzgruppe geworden. Das müssen sie auch sein, wollen sie doch gemeinsam das Hauptquartier der "Hydra" - einer Art Kommunisten-Nazi-Gruppe - einnehmen, die sich irgendwo in Osteuropa in einem Bunker eingenistet hat. Dort finden Experimente statt, bei denen sie in bester Nazi-Tradition Menschen mit übernatürlichen Kräften heranzüchten wollen. Und ganz nebenbei liegt in dem Bunker auch Lokis Zepter, den die Avengers lieber in Sicherheit bringen wollen, bevor er weiteren Schaden anrichten kann.



Die Hydra-Soldaten sind für Iron Man (Robert Downey jr.), Captain America (Chris Evans), Thor (Chris Hemsworth), Hawkeye (Jeremy Renner), Black Widow (Scarlett Johansson) und einen erstaunlich gut steuerbaren Hulk (Mark Ruffalo) natürlich nur Staffage - im Inneren des Bunkers lauert die wahre Gefahr: die Geschwister Maximoff - die einzigen gelungenen Experimente der Nazis. Pietro (Aaron Taylor-Johnson) nennt sich Quicksilver und ist sehr schnell, seine Schwester Wanda (Elizabeth Olsen) firmiert unter dem Superhelden-Alter-Ego Scarlet Witch und besitzt übersinnliche Kräfte, mit denen sie andere Menschen ihre ganz persönlichen Albträume erleben lassen kann. Genau das passiert Tony Stark, der doof genug ist, im Hydra-Labor seinen Iron-Man-Anzug abzulegen und deshalb eine Vision erlebt, in der er zusehen muss, wie die anderen Avengers getötet wurden und Außerirdische die dann wehrlose Erde angreifen.

Zusammen mit dem Zepter fliegen die Avengers zurück nach New York, um Party zu machen. Tony Stark und Bruce Banner machen sich an die Untersuchung des Zepters und versuchen, seine Macht zu nutzen, um eine künstliche Intelligenz zu erzeugen, die ihnen im Kampf gegen ihre Feinde nützlich sein kann. Wie das Publikum aber aus so gut wie jedem Film über künstliche Intelligenz - von "War Games" über "Terminator" bis hin zu "I, Robot" - gelernt hat, kann das nicht gut gehen. Es entsteht das Roboter-Überwesen Ultron, das natürlich sofort erkennt, dass die Menschheit selbst die größte Gefahr für die Erde darstellt, und sich deshalb direkt an deren Vernichtung macht. Das hätte Tony auch kommen sehen können.



"Avengers: Age of Ultron" hat es nicht leicht als Nachfolger des extrem erfolgreichen und auch künstlerisch gelungenen "The Avengers": Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon will unbedingt nochmal einen draufsetzen - und so verkommt der Film zu einer Materialschlacht ohne Sinn und Verstand. Das gesamte Finale, in dem die Avengers gemeinsam gegen Ultron und seine Armee von "Iron Man"-Robotern antritt, ist von der finalen Schlacht gegen die Aliens in Teil 1 kaum zu unterscheiden. Und davor reiht sich eine unsinnige Szene an die nächste.

Ein paar Beispiele: Die Avengers erobern den Hydra-Bunker und schalten alle Gegner außer den flüchtenden Zwillingen aus. Alles, was sie mitnehmen, ist aber Lokis Zepter. Die ganzen Kampfroboter und Waffen lassen sie liegen - es wird schon nichts passieren. So wird der Bunker zur neuen Zentrale von Ultron. Der ist zwar laut Tony Stark eigentlich überall gleichzeitig, weil er keinen festen Körper hat - so richtig Ultron ist aber trotzdem nur der größte Roboter, der unterwegs ist.


Und für eine künstliche Intelligenz ist er ziemlich dumm: Er besiegt in einem Kampf Black Widow - aber anstatt sie einfach zu töten nimmt er sie in bester Bond-Bösewicht-Tradition gefangen, damit sie zuschauen kann, wie er die Welt vernichtet. Er ist sich sogar so sicher, dass sie nicht abhaut, dass er nicht mal einen seiner unendlich vielen Roboter zu ihrer Bewachung abstellt. So viel zum Thema künstliche "Intelligenz".

Überhaupt ist das Konzept "Ultron" in diesem Film nicht ganz ausgewogen: Mal schaffen es Captain America und Thor zusammen nicht, einen der Roboter zu besiegen - im nächsten Moment reicht ein Faustschlag von Quicksilver, um ihm den Metall-Schädel einzuschlagen. In der Auto-Industrie würde man das wohl ein Montagsstück nennen.

Und dann ist da noch die Sache mit dem toten Avenger. Schon vor Monaten machte das Gerücht die Runde, dass Joss Whedon vorhabe, eine der Hauptfiguren in diesem Teil sein Ende finden zu lassen. Wenn man den Film sieht, dann weiß man, dass die Filmemacher das wohl selbst in Umlauf gebracht haben: Im dritten Akt steht fast jeder der Superhelden an einem Punkt, an dem es ihm scheinbar gleich an den Kragen geht. Wen es am Ende trifft, wird natürlich nicht verraten, aber letztlich ist es nicht mehr als ein Taschenspieler-Trick, um das Interesse an dem Film zu steigern.

Dummerweise werden die Vorschuss-Lorbeeren und der Erfolg der restlichen Marvel-Filme schon dafür sorgen, dass "Avengers: Age of Ultron" zu dem Kino-Hit des Jahres wird. Verdient hat er es auf keinen Fall.



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