Dieser Sonntagabend-Krimi war nichts für schwache Nerven: Das lag allerdings weder am eigentlichen Fall noch an einer besonders blutigen Darstellung, sondern einzig und allein an der bedrückenden Stimmung des "Tatort: Inferno".
Zum wiederholten Male musste sich der Zuschauer des Dortmund-"Tatorts" tief in die Seele des geschundenen Kommissars Peter Faber begeben. Er scheint am Scheideweg zu stehen: Bekommt er seine Dämonen in den Griff oder geht er am Tod seiner Familie zugrunde? In seinem jetzigen Zustand wird er den Alltag als Leiter der Dortmunder Mordkommission auf Dauer nicht bestreiten können.
Zudem wurde in "Inferno" die schwierige Situation in deutschen Krankenhäusern, insbesondere in deren Notaufnahmen thematisiert. Völlig überfordert, heillos überlastet und chronisch unterbesetzt, versuchen die Beschäftigten dort irgendwie, ihren Kopf über Wasser zu halten.
Diese Fragen blieben am Ende von "Inferno" unbeantwortet:
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1. Gibt es wirklich eine LSD-Therapie bei psychischen Problemen?
Kommissar Faber erhält vom vermeintlichen Arzt Dr. Norstädter eine Pille. Obwohl sich später herausstellt, dass es sich nur um ein Beruhigungsmittel handelt, behauptet Norstädter zunächst, dass es die Droge LSD sei, mit der in den 1960er-Jahren psychische Probleme erfolgreich behandelt wurden. Stimmt das?
Ja, LSD – also das synthetisch hergestellte Halluzinogen Lysergsäurediethylamid – wurde nicht nur als psychedelische Droge verwendet, sondern ursprünglich auch als Medikament. Bereits seit 1949 war ein LSD enthaltendes Medikament auf dem Markt, das bei den Patienten sogenannte Modellpsychosen auslösen sollte. Man erhoffte sich dadurch auf Dauer eine seelische Entspannung.
Auch bei der Therapie von Alkoholkranken wurde es zeitweise eingesetzt. Seitdem gibt es immer wieder kleinere Studien, die sich mit dem therapeutischen Potenzial von LSD auseinandersetzen. Zu einer flächendeckenden Anwendung kommt es jedoch schon lange nicht mehr.
2. Wie schlimm ist die Situation in deutschen Notaufnahmen wirklich?
Die Dortmunder Notaufnahme wird als chaotisch, überfüllt und chronisch unterbesetzt beschrieben. Entspricht dies auch den realen Tatsachen? Sicherlich nicht in jeder Klinik in Deutschland herrschen solch fragwürdige Zustände, aber zumindest in vielen. Viele Beschäftigten klagen über massive Belastungen, Stress und Überforderung.
Doch woher kommt dieser Run auf die Notfallambulanzen der Kliniken? Laut dem Deutschen Ärzteblatt tragen auch die Hausärzte eine Mitschuld an der Entwicklung in den letzten Jahren, da oft unnötigerweise ihre Patienten ins Krankenhaus geschickt werden. "Häufig werden Patienten, die vom Hausarzt schon gesehen wurden, mit Fragestellungen eingewiesen, die eigentlich auch ambulant geklärt werden können", sagt zum Beispiel Prof. Dr. Michael Christ, Leiter des Notfallzentrums in Nürnberg.
Auch Pflegeeinrichtungen würden teilweise nur mehr mit dem Hausarzt telefonieren, der ohne vorherigen Kontakt die Patienten in die Kliniken schickt. Dadurch würden die Notfallaufnahmen mit Kranken überflutet, die genauso gut bei den Hausärzten in der Praxis behandelt werden könnten.
Grit Schneider, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin in Dinkelsbühl sieht allerdings auch die Kliniken selbst in der Pflicht. "Krankenhäuser müssten mutiger sein und die Patienten wieder zurück zum hausärztlichen Notdienst schicken." Immerhin muss gewährleistet bleiben, dass alle zeitkritisch und schwer Erkrankten immer sofort Zugang zu einer Akut- und Notfallversorgung erhalten.
3. Gibt es wirklich solche Hochstapler wie Dr. Norstädter?
Und ob, leider viel zu häufig. Der bekannteste deutsche Hochstapler im Arztkittel ist wahrscheinlich Gert Postel (60). Offensichtlich lehnten sich die Macher von "Inferno" ein wenig an diesen Fall an. Der gelernte Postzusteller arbeitete in den 1980er- und 1990er-Jahren an zahlreichen Krankenhäusern - unter anderem auch als Amtsarzt in Flensburg und als Oberarzt einer psychiatrischen Klinik in Sachsen.
Obwohl er bereits 1984 wegen mehrfacher Urkundenfälschung eine Bewährungsstrafe erhielt, erschlich er sich auch anschließend unterschiedliche Anstellungen. 1999 wurde "Doktor Postel" endlich - nach langer Flucht, zu der ihm eine seiner zahlreichen Geliebten (eine Richterin) verhalf – zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.
Doch Postel ist nur die Spitze des Eisberges: Ein gewisser Klaus D. arbeitete zum Beispiel mithilfe gefälschter Dokumente aus Italien fast 20 Jahre lang als Arzt in Oberbayern, unter anderem als Chefarzt einer Kinder-Rehabilitationsklinik. Eigentlich war Klaus D. gelernter Friseur.
Ein weiteres Beispiel war Marcel R. Er gab sich als Palliativmediziner und Psychologe aus, legte sich einen gefakten Schweizer Akzent zu und gründete in Hannover ein Kindertageshospiz. Weil er einem krampfenden Kind ein falsches Medikament spritzte, flog der Betrug auf. Er wurde 2014 zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
4. Wurde in einem echten Krankenhaus gedreht?
Ja, die Dreharbeiten fanden im Klinikum Dortmund statt, während des ganz normalen Betriebs. Einzige Einschränkung: Das Film-Team war in einem nahezu unbenutzten Stockwerk zugange. Aus rechtlichen Gründen habe man allerdings den Original-Namen nicht verwendet, berichtete "Der Westen". Im Film sind die Schilder der fiktiven Ruhr Emscher Klinik zu erkennen.
Das Original-Krankenhaus postete sogar während der Dreharbeiten vor ziemlich genau einem Jahr ein Foto mit dem "falschen" Schild, auch um seine Patienten und Angestellten zu informieren. Man solle nicht irritiert sein, hieß es damals, man habe keinen neuen Namen. An der alten Krankenanfahrt prange nur für ein bis zwei Tage das Zeichen der Ruhr Emscher Klinik. Insgesamt dauerten die Aufnahmen neun Tage.
5. Wie war der Dreh im Krankenhaus für die Schauspieler?
Für die Schauspieler war das Set natürlich eine besondere Herausforderung. Jörg Hartmann alias Kommissar Peter Faber sagte dazu: "So viele Tage in einem Krankenhaus zu arbeiten, bei laufendem Betrieb, hat mich sehr berührt." Zumindest peripher würde man mit Schicksalen konfrontiert, man sehe, was das Personal in der Klinik alles leiste: "Eine Begegnung mit einem Patienten dort hat sich zu einer Freundschaft entwickelt, der Kontakt ist geblieben, ein wunderbares Geschenk." (dr) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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