Zwischen "phantastisch" und "zum Abgewöhnen": Der neue "Tatort" mit Ulrich Tukur in seiner Rolle des Felix Murot, "Murot und das 1.000-jährige Reich", hat unsere Leserschaft gespalten. Hier finden Sie eine Auswahl aus zahlreichen Zuschriften.

Mehr News zum "Tatort"

Felix Murot hat am Sonntag im "Tatort" in Wiesbaden ermittelt - allerdings nicht klassisch 2024, sondern im Jahr 1944. Wieso Ulrich Tukur in seiner Rolle des Kommissars auf einmal im Nazi-Deutschland einen Fall zu lösen hatte und er sogar eine ganz andere Rolle spielte, war ein dramaturgischer Kniff dieses "Tatorts", um die Geschichte zu erzählen.

Da die "Tatorte" des hessischen Rundfunks oft experimentell und anders sind als andere Krimis der Reihe, ahnen Zuschauerinnen und Zuschauer von Felix Murot wohl schon vorher, worauf sie sich einlassen. Doch hat sie die Geschichte dann auch noch überzeugt? Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt.

Vielen Dank für Ihre zahlreichen Zuschriften! Eine Auswahl veröffentlichen wir in diesem Beitrag.

"Phantastisch, Unglaublich und wichtig"

  • "Einer der besten 'Tatorte', die ich je gesehen habe! Von 'Was für einen Blödsinn habe ich da gerade gesehen' bis 'Wow' war ja schon alles dabei. Hier hat man endlich mal wieder einen 'Tatort', der klar in die letztere Kategorie fällt. Von Anfang bis Ende wirklich spannend gemacht und der Twist war erst kurz vor Schluss zu erahnen. So soll es bitte öfter sein!" (Caro, 36 Jahre)
  • "Als Zeitzeuge, der 1944 14 Jahre alt war und die Nazis, Jungvolk, Hitlerjugend, Blockwarte und die ganzen Denunzianten bis in die Schule hinein erlebt hat, hat mich der Krimi zum Gruseln gebracht und mir eine schlaflose Nacht beschert." (Anonym)
  • "Klar ist: Wenn ein Murot-'Tatort' gesendet wird, wird es skurril. Trotz allem war es ein guter 'Tatort'. Ulrich Tukur versteht es, den gespielten Charakteren ein Gesicht und Charakter zu geben, das macht das Ganze sehenswert. Dieser 'Tatort' war zum Glück nicht ganz so abgehoben wie andere davor. Ich mochte dieses ruhige Dahingleiten des Films, das es einem ermöglichte, reinzufinden und dranzubleiben. Die Geschichte, die erzählt wurde, war interessant und durchaus nachvollziehbar. Menschen, die - egal auf welche Weise - durch die Hölle des Kriegs gegangen sind, werden diese Erlebnisse nie wieder los. Dieser 'Tatort' war gut erzählt und verdient ein 'Prädikat wertvoll'. Tukur und die gesamte Besetzung waren in ihrer Spielweise einfach wunderbar, einfach nur gut." (Mina, 61 Jahre)
  • "Ein 'Tatort' unter die Haut. Am Ende habe ich tief ausgeatmet. Phantastisch, unglaublich und wichtig." (Anonym)
  • "Sehr kluger Film, geschichtsträchtige Geschichte mit aktuellen Bezügen, bewegend, spannend und zum Nachdenken anregend. Ja, mal wieder ganz anders. Zum Glück!" (Anonym)
  • "Ein hervorragender 'Tatort' mit einer gut umgesetzten Drehbuchidee. Eine Kritik an der Art der Dialoge habe ich nicht, da in dieser düsteren Zeit so gesprochen wurde und alles andere dann eben eine falsche Darstellung gewesen wäre. Ein großartiges Ende, bei dem dem 'Fluggast' der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand und seine Opfer an ihm vorbei aus dem Flugzeug stiegen und Murot das Schlusswort hatte. Gut gemacht." (Sascha, 53 Jahre)
  • "Murot-'Tatorte' sind immer etwas anders, man muss sich nur auf sie einlassen. Die Zeit wurde relativ realistisch dargestellt, auch wenn solche Verbrechen an der Zivilbevölkerung eher erst 1945 stattfanden. Ein paar historische Fehler, so unter anderem die fehlende Verdunkelung (auch im Taunus konnten Bomben fallen) trübten das Vergnügen nicht. Was mich allerdings störte, ist die Tatsache, dass in einem Taunusdörfchen im Jahr 1944 alle astreines Hochdeutsch sprachen und nicht den örtlichen Dialekt." (Jens, 60 Jahre)
  • "Wir fanden den Film sensationell gut gemacht, von den feinen Einzelheiten (Veränderung der Schrift) bis hin zu den schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten. Jeder hat seine Rolle mehr als überzeugend gespielt! Großartig fanden wir auch das Defilee aller Schauspieler am Sitz des Verbrechers vorbei, dem dadurch seine Verbrechen nochmals vor Augen geführt wurden. Mit einem klassischen 'Tatort' hat der Film zwar nicht viel zu tun - aber dieses wichtige Thema - Verbrechen der Nazis - kann nicht oft genug behandelt werden, gerade auch in der heutigen Zeit." (Anonym)
  • "Einmal mehr fällt es schwer, die Geschichte mit dem seit Jahren gewohnten Begriff 'Tatort' in Einklang zu bringen. Allerdings war der 'Krimi' durchaus interessant und auch realistisch in Szene gesetzt. Wenn man sieht, was jeden Tag an Ermittlern und Krimis durch die Wohnzimmer flimmert, war es eine willkommene Abwechslung mit guten Schauspielern. Einmal mehr brillieren Ulrich Tukur und auch die anderen Darsteller in diesem Streifen. Auch im Bezug auf aktuellen politischen Entwicklungen sollten die Irrwege des NS-Regimes viel öfter dargestellt und die Konsequenzen verdeutlicht werden." (Anonym)
  • "Habe mich in der Vergangenheit als Enkelgeneration intensiv mit dem düsteren Kapitel der Geschichte beschäftigt. Zugegeben, erst einmal war ich skeptisch, ob dieses Thema durch einen 'Tatort' vermittelt werden kann. Im Verlauf des Filmes war ich beeindruckt. Die Besetzung sowie die Handlungsweisen der Individuen überzeugend. Ein 'Tatort', der als Teamleistung Anerkennung verdient. Für manche, die sich noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, vielleicht verstörend - oder anregend, Fragen zu stellen? Ganz sicher geeignet, auch einem jungen Publikum diese unerträgliche Zeit zu vermitteln. Danke." (Anonym)
  • "Sehr raffiniert, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Murot-Ragout. Aber nicht die Pilze darin waren vergiftet, sondern die 'von und zu' mit ihrem Wahn und ihren Egos und ihrer Steifheit und Zackigkeit. Allen Figuren waren durch feines Spiel bestens gezeichnet. Tat(en) und Ort wirkungsvoll dargestellt. Mehr wuchtiger Spielfilm als Krimi. Man verstehe und begreift." (Anonym)
  • "Ich fand den 'Tatort' und das Thema gut gemacht und nicht schlecht, alleine für sich selbst stehend. Für mich passt der Film aber nicht in die 'Tatort'-Reihe." (Anonym)

"Ein 'Tatort' zum Abgewöhnen. Schade"

  • "Prinzipiell sehr in Ordnung, dieses Thema einmal aufzugreifen, denn dazu hat die westdeutsche Justiz in der Nachkriegszeit zu viel 'Dreck am Stecken' (Kiesinger, Filbinger). Die Ungeheuerlichkeit des Handelns des Leutnants von Strelow wird meines Erachtens ungenügend kommentiert. Sein Ende im Flugzeug ist nur wenige Augenblicke lang, auch wenn seine alten Mithandelnden quasi virtuell an ihm vorbei gehen - was hat die deutsche Justiz dann mit ihm gemacht? Ihn wieder laufenlassen? Verurteilt? Will sagen: Auch wenn es nicht die Aufgabe eines 'Tatorts' ist, Auswertungen zu zeigen, hätte dieses spezielle Thema eines 30 Sekunden längeren 'Spruchs' gebraucht. Leider - wie so oft bei Umgang mit dem Dritten Reich - nicht konsequent." (Pierre)
  • "Unerträglich! Bin gerade dabei, diesen 'Tatort' zu 'genießen' ... Solch einen blöden 'Tatort' habe ich bis heute nicht erlebt. Wirklich schade! Langsam habe ich keine Lust mehr, die neuen 'Tatorte' zu sehen. Die alten waren viel besser, spannend und richtige Krimis. Ab jetzt schaue ich nur noch die alten 'Tatorte' ... es reicht!" (Murilo)
  • "Dass Tukur mit den miesen Quoten dickköpfig weiter produziert wird ist ein gutes Argumente dafür, dem Beispiel der Schweiz zu folgen und die horrenden GEZ-Zwangsgebühren um die Hälfte zu reduzieren. Die Blase, die so etwas gutfindet, kann dann in einem Spartenkanal Abo-Gebühren dafür zahlen, anstatt die große, so etwas nicht wollende Mehrheit dafür zur Kasse zu bitten." (Mika, Oberhausen)
  • "Es wird von Folge zu Folge absurder, ich kann langsam nichts mehr mit Murot anfangen. Für mich ein 'Tatort' zum Abgewöhnen. Schade." (Anonym)
  • "Die Handlung spielt im Frühsommer 1944. Wenn man bedenkt, dass man damals erst mit 21 volljährig wurde, darf man davon ausgehen, dass Leutnant von Strelow im Frühsommer 1944 so um die 25 gewesen sein muss. Er wäre also heute im Jahre 2024 so um die 105 Jahre alt. Das ist unglaubwürdig. Fälle mit noch lebenden Personen aus der Nazizeit funktionieren nicht mehr." (Anonym)
  • "Netter Versuch eines wieder einmal experimentierfreudigen Regisseurs, die Figur Murot in Szene zu setzen, aber auch Ulrich Tukur konnte nicht überzeugen. Das Ganze hatte irgendwie die gefühlte Atmosphäre einer Freilichtbühnen-Aufführung, mit schönen, sauberen Kostümen aus dem städtischen Fundus. Schade eigentlich, das war nichts, leider 90 Minuten bester Sendezeit vergeudet. Ich auch." (Hans-J., Hamm)
  • "Hatten wir das nicht alles schon? Da gibt es spannende Abhandlungen darüber, wie der Mossad Eichmann einfing und nach Israel brachte. Oder die Berichte über den Nürnberger Prozess. Oder filmische Aufarbeitungen über die Nazi-Größen Göring, Goebbels oder gar Hitlers 'Untergang'. Dagegen war dieser 'Tatort' fade, sowohl vom Dialog her, als auch von der bildnerischen Darstellung. Und überhaupt: 'Tatort' vor 80 Jahren, alle Verhaltensnormen vorhersehbar, die Bösen und die Guten ... bla, bla, bla! Keine Tiefen und schon gar keine Höhen. Und die Frage: Was täten Fernsehen, Hörfunk und Theater ohne das 1.000-jährige Reich? Bitte neue kreative Regie, klare Strukturen in der fiktiven Ermittlung und Spannung. Das wär's!" (Anonym)
  • "Meiner Meinung nach haben gerade die öffentlich-rechtlichen Medien die Pflicht, diesen Teil der deutschen Geschichte immer wieder zu thematisieren. Nur stellen sich mir hier zwei Fragen: Ist es wirklich Anliegen des Hauptdarstellers, gerade dem jüngeren Publikum diesen Teil der deutschen Geschichte näher zu bringen - oder ist es vielmehr dessen Anliegen, den eigenen künstlerischen Anspruch umzusetzen? Ich persönlich habe nach circa zwanzig Minuten in die ARD-Mediathek umgeschaltet, um mir den verpassten Teil der Serie 'Informant' anzusehen. Gerade der überwiegende Teil des Sonntagsabend-Publikums sollte für Themen der zeitnahen Geschichte sensibilisiert werden: insbesondere für aktuelle Problemstellungen, mit denen sich die Generation 25+ identifizieren kann. Da ist ein 'Tatort', bei dem mindestens die Hälfte aller anfänglichen Zuschauer ein Alternativprogramm für die Sonntagabendunterhaltung sucht, wenig hilfreich. Ob solch ein 'Tatort' der ARD hilft, mehr Attraktivität zu erreichen? Fraglich." (Anonym)
  • "Nach dem Abspann mit den letzten Bildern von Herrn Tukur war ich ein bisschen ratlos. So richtig dahintergekommen, um was es eigentlich ging, bin ich, ehrlich gesagt, nicht. Auch das Auftauchen der geheimen Angriffspapiere bezüglich des Angriffs der Alliierten hat sich mir nicht erschlossen." (Anonym)
  • "Da lob ich mir die gute alte Hausmannskost. Bitte keine solch langwierige und zähe Experimente mehr. Es gab schon viel spannendere und bessere Murots. Einzig der Schluss war gut gemacht und auch eine Erlösung." (Anonym)
  • "Ich schätze Herrn Tukur sehr, seine hochgelobten 'Tatorte' finde ich jedoch allesamt misslungen. Er hätte nach 'Im Schmerz geboren' besser nicht wieder auferstehen sollen. Beim letzten seiner 'Tatorte', die in einer anderen Rubrik sicherlich gute Filme sind, habe ich mir geschworen, mich nie wieder über einen Murot-Fall zu ärgern. Und so kommt es, dass ich als eingefleischter 'Tatort'-Fan trotz zeitlicher Möglichkeit heute freiwillig auf dessen Konsum verzichte." (Anonym)
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.