- Im neuen Fall der Münsteraner Ermittler Thiel und Boerne sind ausgerechnet ein Pfarrer und der Pressesprecher der Polizei die Hauptverdächtigen.
- Spannend ist aber auch die Herkunft der beiden Darsteller, die diese Rollen im "Tatort: Rhythm and Love" spielen.
- Polyamorie und Co.: Wir beantworten die vier brennendsten Fragen.
"Tatort" Münster: Was ist Polyamorie?
Die Bauwagenbewohner des "Erlenhof" pflegen polyamore Beziehungen: Das Mordopfer Maik war unter anderen mit dem Pressesprecher Johannes und Kommunenmitglied Inès zusammen – allerdings in jeweils einer festen Beziehung, von der alle Beteiligten wussten. Das unterscheidet die Polyamorie von der "freien Liebe", die eher das Modell wechselnder Sexualpartner beschreibt, die untereinander keine besonderen emotionale Bindungen haben sollen.
Polyamorie beruht dem gegenüber auf einem verbindlichen, prinzipiell konventionellem Beziehungsmuster – nur zu mehreren Menschen gleichzeitig und mit Wissen und Einverständnis aller Beteiligten. Dass Eifersucht eine besonders belastende Rolle spielen kann, ist Polyamoristen dabei bewusst. Ihr wird, wie Inès im "Tatort" erklärt, mit ausführlichen Gesprächen begegnet.
Laut dem Religionswissenschaftler J. Gordon Melton geht der Begriff und die Definition der Polyamorie auf einen Essay der Amerikanerin Morning Glory Zell-Ravenheart zurück, einer 2014 verstorbenen Anhängerin des Neopaganismus. Sie verwendete die Bezeichnung "poly-amourous" 1990 in ihrem Essay "A Bouquet of Lovers" ("Ein Bouquet aus Liebenden"). Darin beschreibt sie "Strategien für erfolgreiche offene Beziehungen".
Schützt das Beichtgeheimnis auch Mörder?
Pfarrer Tobias Flügge kennt den Täter, beruft sich im "Tatort" aber auf das Beichtgeheimnis – und das gilt in Deutschland für ihn tatsächlich ohne Einschränkungen: Sowohl die Zivil- als auch die Strafprozessordnung sehen für sogenannte Berufsgeheimnisträger (wie Ärzte, Anwälte) das Zeugnisverweigerungsrecht vor, das im Fall Geistlicher uneingeschränkt gilt – sie müssen also Sachverhalte, die ihnen in ihrer Eigenschaft als Seelsorger anvertraut wurden, selbst dann nicht weitergeben, wenn es dadurch zu (weiteren) Straftaten kommen kann.
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"Tatort: Rhythm and Love": Ist der Hauptdarsteller mit Klaus Kinski verwandt?
Nikolai Kinski, der in "Rhythm and Blues" Pfarrer Tobias Flügge spielt, ist der Sohn des berühmt-berüchtigten Schauspielers
Seine erste Rolle hatte er 1989 als Kind als Filmsohn seines Vaters in "Kinski Paganini", Klaus Kinskis letztem Film. Später studierte Nikolai Schauspielerei in den USA und hat in zahlreichen Film- und vor allem Fernsehproduktionen mitgewirkt, unter anderem in den Streaming-Serien "Dead End" und "Berlin Station".
Nikolai Kinski lebt in Berlin, auf seinen 1991 verstorbenen Vater will er nicht angesprochen werden: "Nikolai Kinski redet öffentlich nicht über Privates, schon gar nicht über den Papa, das macht er höflich, aber mit Nachdruck klar", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" in einem Porträt 2008. "Er sagt, dass er es leid sei, immer nur in Bezug auf seinen Vater wahrgenommen zu werden und die ewig gleichen Fragen gestellt zu bekommen. 'Ich vergleiche mich nicht mit ihm', lautet einer seiner Standardsätze. 'Ich respektiere seine Unvergleichlichkeit.'"
Und was ist mit Hauptdarsteller August Wittgenstein?
Auch Kinskis Kollege, der im "Tatort" den Freund des Pfarrers und zwielichtigen Polizei-Pressesprecher Johannes Hagen spielt, stammt aus einer berühmten Familie: August Wittgenstein heißt mit vollem Namen August-Frederik Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Der Sohn eines deutschen Prinzen und einer schwedischen Gräfin kam 1981 in Siegen zur Welt, studierte Geschichte in den USA und ging erst danach an die Schauspielschule.
Seine erste Kinorolle hatte er 2009 an der Seite von Tom Hanks im Film "Illuminati", deutsche Zuschauer kennen ihn vor allem in der Rolle eines Anwalts, die er sowohl in der RTL-Serie "Jenny – echt gerecht!" und zwei Staffeln des Mehrteilers "Ku'damm" im ZDF spielte.
Wie Kollege Nikolai Kinski ist er Wahl-Berliner und will nicht ständig auf seine Herkunft angesprochen werden, nimmt den berühmten Namen aber mit mehr Humor: Wenn man nur zwei Minuten habe, um für eine Rolle vorzusprechen, wolle er nicht die Hälfte davon mit der Namensnennung verschwenden, soll der Schauspieler einmal gesagt haben, deshalb verwende er die Kurzform.
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